Vorwort:

Letztes Jahr noch mit der 2005er BMW 1200 GS in Italien unterwegs, diesmal mit meiner Nachfolgeanschaffung, der 2008er BMW 1200 GS Adventure. Für mich das beste Reisemotorrad überhaupt und ich freu mich riesig auch endlich mal das Gefährt auf einer wirklichen Langstrecke zu testen. Ich nehme es vorweg, die GS ist für die Berge bestens geeignet, mit 108 PS immer genug Power und vor allem genug Zugkraft, um die kurvigen Paßstraßen spielend zu nehmen.

Samstag, 30.5.

Zwei Uhr, der Wecker klingelet, in einer Stunde geht es los. Zwei Moppeds waren bereits auf dem Hänger, ich entschied mich mit meiner GS 1200 Adventure die rund 980 Kilometer nach Meran auf dem Bock abzureißen. Ab und zu musste ich mich aus der Kolonne lösen. Denn während meine Eltern und ihr Kumpel Egon trocken im Auto saßen, wechselte ich zwischen Regenklamotten und luftiger Moppedkleidung. Die Fahrt war nicht wirklich optimal. Mit dem Hänger im Schlepptau und den Staus vor den Mautstellen brauchten wir rund 14 Stunden bis wir im Hotel Falzeben (www.falzeben.com) ankamen.

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Glücklicherweise erwartete uns ein tolles Hotel in rund 1600 Meter Höhe, ein toller Ausblick und vor allem ein geniales Menü, das an diesem Abend bereits auf uns wartete.

Sonntag, 31.5.

Der Morgen in Falzeben begann um sieben Uhr mit einem Sprung ins Wasser. Vom Aussenpool, der pünktlich von Familienmitglied Walli geöffnet wird, hat man einen einen tollen Blick auf die gegenüberliegenden Berge. Leider waren die Wettervoraussetzungen an diesem Sonntagmorgen nicht die Besten. Nach dem ausgiebigen Frühstück machten wir die Moppeds fit, allerdings blieben diese heute in der Garage. Stattdessen ging es mit Beate und Egon in die Berge von Meran 2000. Mit Wanderstöcken bewaffnet meisterten wir den ersten steilen Aufstieg zur Bergstation. Von da aus kann man wunderbar wandern. Unsere heutige Tour führte nicht weit. Zur Eingewöhnung an die Bergluft stoppten wir bereits an der Waidmannalmhütte, um die ersten Weizen bzw. den ersten Aperol Spritz zu genießen.

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Wetterbedingt verlängerten wir unseren Aufenthalt auf der Hütte. Eine halbe Stunde später war der Wettergott wieder besser gelaunt und wir konnten uns unter leicht bedecktem Himmel wieder auf dem Weg zum Hotel machen. Mit Hungergefühl ging es nach dem „frisch machen“ zum Abendessen. Uns erwarteten sechs Gänge, die allesamt eine „Wucht“ waren. Ein Grund, um ins Hotel Falzeben einzukehren, ist das Essen. Ein Traum. Die Anzeige auf der Waage sollte man von vorneherein ausblenden.

Montag, 1.6.

Das Wassertrampeln beendet und gestärkt ging es heute mit Beate, Peter und Egon per Bus nach Meran. Die kurvenreiche Strecke ins Tal ist mit so einem Fahrzeug immer wieder ein Abenteuer, weniger für den Busfahrer, mehr für die entgegenkommenden Fahrer, insbesondere Motorradegenossinnen und -genossen. Im Tal ist es herrlich, herrlich warm. 30 Grad und Sonnenstrahlen begrüßten uns. Wir schlenderten am Kurweg (Winterpromenade) entlang der Passer flussaufwärts. Vorbei an der Wandelhalle, die nicht nur als Wetterschutz, sondern gleichzeitig als Galerie von Gemälden Südtiroler Landschaften und Portraits bedeutender Persönlichkeiten der Stadt dient. Wir liefen weiter und entdeckten einen Spurenweg, der mit Symbolen und Geschichten aus dem Buch „Eleanor und der Adler“ gesäumt war. Der Weg umfasste mit dem Tappeinerweg und der Gilfpromenade zwei der schönsten Spazierwege Merans. Entlang des Parcours stößt man auf Installationen und Objekte, die Handlungselemente der Geschichte darstellen. Im Anschluss an das Stadtkulturerlebnis darf natürlich auch ein wenig Shopping in Meran nicht zu kurz kommen.

Ausgestattet mit neuen Hemden, einem Erdbeerbecher und ein Weizenbier später fuhren wir mit Bus wieder hinauf. Doch schon während der ersten Höhenmeter hatte der Busfahrer mit der Gangschaltung zu kämpfen, bis er schließlich aufgab und uns die Hiobsbotschaft verkündete: Ende. Entweder die nächsten 400 Höhenmeter zu Fuß überwinden oder eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Wir entschlossen uns den Rest zu laufen und auch wenn wir ganz schön außer Atem oben angekommen sind, es lohnte sich.

Denn wir liefen nicht nur durch wunderschöne Natur, sondern auch noch durch eine Herde Haflinger Wildpferde.

Dienstag, 2.6.

Endlich, die Wettervoraussetzungen an den Pässen waren gut und wir starteten am Morgen unsere Motorradtour. Erste Station war das Penser Joch. 46 Kilometer schraubten wir uns hoch auf 2211 Meter. Wir blickten auf verträumte Bergbauernhöfe und winzige Dörfchen und hatten ein tollen Blick über die Saarntaler Alpen.

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Nach einem kurzen Stopp ging auf der anderen Bergseite wieder runter. Nächster Halt Jaufenpass. 20 Kehren, 39 Kilometer und 2094 Meter bis zum Gipfelkreuz. Die Aussicht war herrlich. Wir trafen Motorradfahrer die sich mit 50 Jahre alten Maschinen die Pässe hochgewagt haben. Wahnsinn. Interessant auch ein US-Amerikaner, schätzungsweise 70 Jahre alt, der mit seiner Frau auf einer GS-Adventure unterwegs war und den Aufklebern auf den Koffern nach zu urteilen, schon mehr als 30 Länder bereist hat.

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„Bis gleich, ich fahre schon einmal vor und mache ein paar Videoaufnahmen“, rief ich meinem Vater und seinem Kumpel Egon zu, schwang mich aufs Krad und düste die Alpenstrasse runter. Mal etwas am Gashahn drehen, in die Kurven legen und immer hoffen, dass entgegenkommende Fahrzeuge nicht die Kurve schneiden. Ein kurzer Schreckmoment als das Hinterrad kurz versetzte, aber die elektronischen Helferlein meiner GS stabilisierten das Mopped schnell wieder. Was war das? In der Kurve lag Kies, erst danach sah man Warnschilder mit dem Hinweis, dass eine Baustelle folgte. Nach 15 Minuten hielt ich in einer Parkbucht an und wartete auf meine Begleiter. Komisch, weitere 20 Minuten später war immer noch keiner da. Ich war mir sicher, dass sie ebenfalls schon kurz davor waren auf ihre Motorräder zu steigen, als ich losfuhr. Im Tal hörte ich Sirenen und mir war schlagartig bewusst, dass etwas passiert sein musste. Ich wendete und gab der GS die Sporen. Ob die Kieskurve ihre Opfer gefordert hatte. Ich durchquerte die Baustelle und stellte mit Erleichtern fest, dass an dieser Ecke niemand gestürzt war. Zehn Minuten später erreichte ich den Unfallort. Die Maschine meines Vaters stand neben der Mauer, er stand nicht mehr! Andere Motorradfahrer und Egon hatten ihn auf eine Bank gelegt, er hat Schmerzen, aber außer der angerissenen Hose und einem kaputten Motorradstiefel erkannte man nichts. Sah alles nach einem Verbremser aus, die Felsmauer hatte ihn gestoppt. Als der Krankenwagen eintraf, wurde das Bein freigelegt und die luftgepolsterte Trage vorbereitet. Nur kurze Zeit später ging ins Krankenhaus nach Meran. Egon und ich informierten derweil seine Ehefrau, die glücklicherweise nicht als Sozius auf dem Rücksitz saß, sondern nach Bozen gefahren war. Wir klärten mit der Polizei alles weitere und warteten auf den Abschlepper aus St. Leonhard. Die Felge war gerissen und das Krad ließ sich nicht mehr bewegen. Nach rund einer weiteren Stunde war auch das Motorrad meines Vaters verladen und wir machen uns auf dem Weg zurück ins Hotel. Kurz umziehen und wieder zurück ins Tal zum Krankenhaus. Diesmal mit dem Auto. Der Patient hatte starke Schmerzen, mittlerweile einen Gips, zahlreiche Prellungen, nichts gebrochen (kaum zu glauben) und musste – um es vorweg zu nehmen – die nächsten Tage weiter behandelt werden. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, es folgte eine starke Entzündung des Kniegelenks, ein Anschwellen des Beines auf Elefantengröße und weitere OPs in Deutschland, um das Ganze wieder herzurichten. Gute Besserung, Vati.

Mittwoch, 3.6.

Ein herrlicher Morgen. Strahlendblauer Himmel, die Luft war klar und vom Außenpool des Hotels hat man einen herrlichen Blick auf die Dolomiten.

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Nach dem Frühstück befestigten wir den Hänger ans Auto und machten uns auf den 45 Minütigen Weg nach St. Leonhard. Der ADAC hat die Kostenübernahme bereits an die Abschleppfirma gesendet, so dass das Verladen von Abschleppwagen auf unseren Hänger recht schnell geht.

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Gegen Mittag trafen wir am Hotel ein, sicherten Hänger und Motorrad und verabschiedeten uns für die nächsten Tage von dem Krad. Es wurde ja vorerst nicht mehr gebraucht. Der Rest Tages gestaltete sich in etwa so: Patientenbesuch, Eis essen, Weizen trinken, dösen, Weizen trinken, Abendessen, Patientenbesuch, Weizen trinken. Spannend ist anders…

Donnerstag, 4.6.

Heute durfte es beim Frühstück etwas mehr sein, denn schließlich stand eine Wanderung an. Wie anspruchsvoll diese noch werden sollte, ahnte ich beim ersten Kaffee noch nicht. Wir drei übriggebliebenen lauffähigen Urlauber nahmen die Gondel zur Bergstation Meran 2000. Von da an trennten sich unsere Wege. Mein Ziel: Der Kratzberger See. Mit Wanderstöcken bewaffnet ging es von der Bergstation Piffinger Köpfl bis zum Gipfelkreuz des Missensteinjoch (2138 m). Von da an folgte ich der Beschilderung, die mich auf den Fernwanderweg E5 in 2119 Meter führte. Die Zeitangaben auf den Schildern musste Reinhold Messner vorgegeben haben, für mich als Hobbywanderer waR das nicht zu schaffen, denn der Weg wurde nicht nur immer schmaler, auch der Blick nach unten machte mir an der ein oder anderen Stelle zu schaffen. Z.B. dort, wo man sich mit Hilfe eines Seils einen Vorsprung überwinden muss.

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Das Seil dient in diesem Fall einfach dazu, seinen Schwung auf dem losen Untergrund zu bremsen, damit man im Fall der Fälle nicht über die Wegkante schießt und den Abhang hinunterstürzt. Was mich dann erwartet, war einfach nur schön. Ein glasklarer See, an dem nur eine Hand voll Menschen saßen, die den Ausblick ins Tal und auf das eindrucksvolle Felsgestein genossen.

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Die richtige Musik auf den Ohren war es eine spirituelle Stunde ich die dort oben verbrachte. Geistig gestärkt entschied ich mich nicht den gleichen Weg zurückzugehen, sondern den auf der anderen Seite eine Hochebene anzusteuern, um dann von der anderen Seite wieder zum Ausgangspunkt „Gipfelkreuz“ zurückzukehren. Was ich vergaß, die Stunde dort oben hatte meine Muskeln nicht gestärkt. Der Abstieg gestaltete sich deshalb schwierig, weil kein eigentlicher Weg mehr vorhanden war, sondern man über Wiese und Felsen gehen muss. Immer entlang der roten Wegemarkierungen, die alle paar Meter auf einen Fels zu sehen sind. Vorbei ging es an einer großen und lautstarken Ziegenherde, verlassenen Berghäusern, die noch an die verstorbenen Besitzer erinnerten, über die Kratzberger Alm bis zur Kaserwies-Alm. Unten angekommen entdeckte ich in der Ferne zwei weitere Wanderer, die den gleichen Weg nahmen, den ich nun auch gehen musste: Nämlich mehrere hundert Höhenmeter steil bergauf. Das Wetter am Gipfel sah nicht mehr so gut und ich war schließlich alleine unterwegs. Daher war es mein Ziel, die Beiden möglichst im Blickfeld zu halten. Doch ich bin mit einer Notfall-App mit der Bergwacht verbunden und das Akkupack fürs Smartphone war voll aufgeladen. Bereits nach den ersten Metern bereute ich meine Entscheidung, diesen Weg zu wählen. Meine Oberschenkel brannten nämlich bereits, aber irgendwie war es auch eine tolle Herausforderung und vor allem ein abwechslungsreicher Weg.

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Immer wieder muss man kleine Bäche überqueren, die zu dem für ein schöne Abkühlung sorgen. Nach einer Stunde erreichte ich auch die zuvor erblickten Wanderer. Wir waren uns schnell einig, dass wir alle unterschätzt hatten, wie anspruchsvoll dieser Weg ist. Die restlichen Meter bis zum Gipfelkreuz gingen wir dann zusammen. Oben angekommen verabschiedeten wir uns. Noch ca. eine Stunde dauerte für mich der Abstieg zum Hotel. Einen Zwischenstopp legte ich in der Zuegg-Hütte auf ein großes Weizen und eine leckere Brotzeit ein. Und die hatte ich mir verdient. Glaube ich.

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4 ½ Stunden, 14 Kilometer und über 550 Höhenmeter auf überwiegend unbefestigten Wegen. Ich hatte die Strecke unterschätzt, aber wenn man so in der „Hütten“ sitzt und an die tollen Ausblicke denkt, dann hatte es sich richtig gelohnt.

Nach dem Abendessen klönten wir noch in der hoteleigenen Gaststube. Ich hielt es aus zwei Gründen nicht lange aus. Zum einen steckte mir die Wanderung in den Knochen, zum anderen ist Musiker Martin mit seiner Ziehharmonika zu Gast und schallerte lautstark sein Volkslieder. Ne, nix für mich.

Freitag, 5.6.

Kurz nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Motorrad nach Vinschgau. Ich wollte mir unbedingt das Benediktinerkloster Marienberg anschauen. Die Abtei liegt in 1350 Meter Höhe und ist damit die höchstgelegene Benediktinerabtei Europas. Das Kloster selbst entstand 1149/1150 oberhalb von Burgeis, die Gründung durch die Brüder Eberhard und Ulrich I. von Tarasp im Engadin geht allerdings schon auf die Jahre 1087 bis 1095 zurück. Verschiedene Umstände führten dazu, dass das Kloster und dessen Bewohner umgesiedelt wurde.

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Zur Zeit leben im Kloster elf Mönche zwischen 35 und 90  Jahren, deren Tagesablauf durch die Ordensregel des hl. Benedikts bestimmt ist. Sie allesamt sind als Pfarrer, Religionslehrer, Jugendseelsorger, Exerzitienbegleiter, Wissenschaftler tätig. Ich genieße den Besuch solcher Orte sehr. Die Mönche strahlen einfach eine Zufriedenheit und die Orte und Gemäuer eine Ruhe aus,  die – wenn man es so nennen kann – mich immer wieder spirituell bewegt. Nach dem Rundgang über den Hof besuchte ich das Museum, dass viele persönliche Dinge der Mönche zeigt, darunter natürlich auch die der bereits verstorbenen Mitbrüder, denen hier gedacht wird. Sie zeigen einen Blick in den Alltag und auf Zeugnisse der 900-jährigen Geschichte der Mönche.

Das Museum ist klein aber unglaublich schön. Moderne Installationen, klimatisierte Räume und das alles innerhalb von Mauern, die im 13. Jahrhundert errichtet wurden. Im Anschluss besuchte noch die Klosterkirche aus dem späten 12. Jahrhundert. In der Zeit von 1643 und 1648 unter Abt Jakob Grafinger erhielt die Kirche das heutige barocke Aussehen.

Samstag, 6.6.

Heute wollten wir mal wieder auf die Bikes. Egon und ich absolvierten in den Morgenstunden also unsere Planschgymnastik im Pool, frühstückten ausgiebig und sattelten dann die Motorräder, eine Suzuki GSX 1400 und meine ADV. Eine der schönsten Motorradstrecken liegt direkt unterhalb des Hotel Falzeben. Denn von dort aus gelangt man über über Angelo nach Vöran. Auf der Strecke hat man einen tollen Ausblick über die Dörfer und dazu kurvenreiche Straßen, die das Motorradherz höher schlagen lassen. Im Vöran umfährt man das Knottnkino, ein extra angelegter Aussichtspunkt auf dem Rotsteinkogel, mit einer genialen Aussicht auf die Dolomiten. Im letzten Jahr besuchte ich den Aussichtspunkt bei einer geführten Wanderung mit Hotelbesitzern Monika. Ich erinnere mich gerne den Rotwein, das Brot und den Speck zurück, den wir dort oben genießen konnten. Aber in diesem Moment genoss ich die Kühle der schattigen Waldstrecken, den Blick auf die Ortschaften Mölten, Meltina, Versein und Terlan. Weiter ging es über die Strada Provinciale nach Bozen. Und wie schon vermutet… im Tal brannte die Sonne und es war schwül. Wir waren uns beim Tankstopp schnell einig, dass wir es hier unten in den Motorradklamotten nicht lange aushalten würden. Deshalb fuhren wir sofort wieder hoch Richtung San Genesio, Flass und zurück Richtung Falzeben. Der Blick von der Alpenstraße über Bozen war einfach herrlich und ich nahm mir vor die Strecke am nächsten Tag noch einmal zu fahren und ein paar Fotostopps einzulegen. Ziemlich eng wird es rund um die Ortschaft Flaas. An vielen Stellen ist die Straße so schmal, dass zwei entgegenkommende Autos nicht mehr aneinander vorbeikommen. Und auch entgegenkommende Motorradfahrer müssen aufpassen. Wer hier zu weit auf die Gegenseite kommt, riskiert schnell Zusammenstöße. Und genau damit machte Egon fast die Erfahrung, als sich ein Trupp Chopper-Fahrer näherte, die so wie es aussah weder die Strecke kannten, noch in der Lage waren, die Kurven vernünftig zu nehmen. Aber heute waren wir ohne Unfall ausgekommen. Zum Glück.

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Am Mittag konnte ich nicht mehr stillsitzen. Das Wetter war super und so schnappte ich mir noch eins der hoteleigenen Mountainbikes. Begleitet von Haflinger Pferden fuhr ich über Stock und Stein, allerdings war ich nur eine Stunde unterwegs. Anders als im Tal hangen die Regenwolken schon wieder über Falzeben und es dauerte nicht lange bis die ersten Tropfen auf die Erde fielen. Schade, eigentlich wäre ich gerne mal mit dem Bike oben im Wandergebiet gefahren, dazu kam es in diesem Urlaub leider nicht mehr. Für das nächste Mal steht es auf der To-Do Liste.

Sonntag, 7.6.

Kurz nach dem Frühstück machte ich mich auf dem Weg, um die gestrige Moppedstrecke nochmal abzufahren und ein paar Fotos zu machen.

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Als ich nach rund 1 ½ Stunden ins Hotel zurückkehrte, saß unser Patient Peter schon mit Fernglas bewaffnet auf dem Balkon und beobachtete den Aufbau der Bühne vor dem Hotel. Radio Tirol hat zur großen Volksmusik-Sause aufgerufen. Zeit, mir die Wanderschuhe anzuziehen und Beate und Egon zu folgen, die sich bereits auf dem Weg in die Berge gemacht hatten. Um die beiden einzuholen nahm ich die Gondel und startete von der Bergstation Piffingerköpfl meine Tour. Schnellen Schrittes ging ich über die Waidmannalm zur Meraner Hütte, an der Beate und Egon schon warteten. Ein guter Ort, um eine Weile zu verschnaufen… zumindest bis Andreas Hastreiter begann auf seiner „Steirischen“ zu spielen. Nichts persönliches, aber die jungen Volksmusikmilchbubis und ihr Geklimper sind nicht mein Geschmack.

Also wanderten wir weiter unterhalb des Mittager. Eine tolle Strecke, die bis auf das Steilstück auch unkompliziert zu gehen ist. Aber es war heiß und von den Hütten schallte die Volksmusik, denn dort haben die Künstler des Radio Tirol Musigfestes (ja, mit G geschrieben) ihre Auftritte. Gerade zu einladend sah die selbstgemachten Kuchen auf der Moschwaldalm aus. Ein weiterer Pluspunkt für eine längere Pause. Keine Musik. Also erst einmal Rast einlegen, Kuchen und Brotzeit bestellen und bei einem herrlichen Blick über die Täler ein kühles Weizenbier genießen.

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Es dauerte noch etwas über eine Stunde bis wir zurück am Hotel Falzeben waren und uns durch die Massen in die Lobby schlängelten. Ich vermutete unseren Unfallfahrer geht es schlechter als je zuvor, schließlich musste er auf dem Balkon seit mittags die Musik ertragen. Aber zu meiner Überraschung sah er das Bühnentreiben und die an die auf der Bühnen stehenden Sängerin gerichteten Rufe „Steffen, ich will ein Kind von Dir“ eher als Abwechslung zu seinem momentane tristen Hotelzimmeralltag. Na dann!  Zum Glück war gegen Abend das Spektakel zu Ende, so dass ich meinen letzten Abend im Hotel Falzeben noch genießen konnte.

Montag, 8.6.

Die Taschen gepackt, das Mopped beladen. In voller Montur verabschiedete ich mich von Beate, Peter, Egon und der Besitzerfamilie des Hotels und machte mich auf den Heimweg. OK, ein kurzer Umweg zum Gardasee hatte ich eingeplant. Schon in Meran perlten die Schweißtropfen den Helm runter. Es war einfach nur heiß. Am Nordzipfel vom Gardasse angekommen genoss ich den Ausblick über das Örtchen Torbole auf den Lago di Garda.

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Bevor ich weiter fuhr, entledigte ich mich meiner Motorradjacke. Anders ging es bei 34 Grad nicht. Ich düste entlang des Seeufers in Richtung Malcesine und musste aufpassen, dass ich mich von den vielen Damen, die „oben ohne“ am Seeufer lagen, nicht irritieren ließ und das Motorrad auf Spur hielt. Schön hier, einfach schön. Ziel war die Speckstube, ein Restaurant und Biergarten mit der typischen italienischen Küche: Schweinshaxe, Rippchen, Würstchen und Hähnchen vom Grill. Dazu ein großes Bier. Keine Sorge. Über Alkohol am Steuer muss man sich in diesem Fall und bei der Menge noch keine sorgen machen. Innerhalb von Minuten hat man den Alkoholgehalt ausgedünstet. Gut gesättigt und nach längerer Pause fuhr ich am Ufer weiter, mache aber immer wieder Stopps, um Fotos zu machen und mir ein paar Eckchen und Orte anzuschauen.

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An der Südspitze ging es dann auf die Autobahn Richtung Mailand. Auf der Autobahn war es noch heißer als am Gardasee, aber nach dem ich mich durch den Mailändischen Stadtverkehr bei mittlerweile 36 Grad schlich, entschloss ich mich schnell, keine Stopps mehr einzulegen und mit der Motorradmontur Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Also zurück auf E35 in Richtung Schweiz. Beim Tankstopp gleich noch die Jahresvignette für 40 Euro gekauft und an der Windschutzscheibe angebracht, und weiter ging es in Richtung Lugano. Kaum die Schweizer Grenze hinter mir gelassen, fuhr ich am Lago di Lugano vorbei. Eine tolle Ecke.

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Die Autobahnen in der Schweiz sind landschaftlich sowieso interessanter als unsere in Deutschland. In Richtung Gotthardtunnel zogen dunkle Wolken auf, sehr dunkle Wolken. Die Temperatur sank in den Höhen auf 14 Grad und ein heftiger Regen zwang mich dazu, mich in die Regenklamotten zu quälen. In voller Montur fuhr ich in den 15 Kilometer langen Tunnel ein. Genau nach der Hälfte stieg die Temperatur um 24 Grad. Uff. 38 Grad zeigte die Anzeige und ich bin froh, als ich aus dieser Sauna wieder raus war. Das Gute, auch der Regen hatte aufgehört. Nächster Halt. Rheinfall zu Schaffhausen. Wollte ich mir sowieso immer mal anschauen, warum also nicht nicht jetzt. Schließlich war das auch der Grund, um über die Schweiz den Heimweg anzutreten. Gegen 19 Uhr waren kaum noch Touristen anzutreffen, außer diejenigen, die im Restaurant Schlössli Wörth einen Tisch gebucht hatten und ihr Abendessen mit Premiumblick auf  den Wasserfall verspeisten.

Rund 600 Kilometer lagen noch vor mir, ist doch ein klacks. Mit Hilfe von Red Bull und Fastfood-Stopps alles kein Problem, außerdem war die Autobahn endlich frei, so dass sich meine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf 160 Km/h erhöhte! Nach rund 1300 Tageskilometern erreichte ich erschöpft meine Heimatstadt Essen, klopfte meinem Motorrad zum Lob auf den Sattel und freute mich, eines der besten Reisemotorräder auf dem Markt zu besitzen!

Meran, Hotel Falzeben. Ich komme wieder. Versprochen!

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