Vorwort:

Samstag, 12.04.

Nach dem üblichen Reisevorbereitungsstress und mit meinem Erkältung bedingten niedrigen Launelevel, lieferte uns mein Schwager pünktlich zwei Stunden vor Abflug am Kiss & Ride Parkplatz am Düsseldorfer Flughafen. Statt „Kiss“ gab es als Dankeschön einen Handschlag. Der Check-in Schalter war bereits geöffnet und statt mit einem Koffer, flogen wir nur mit zwei 12 KG Rucksäcken und Handgepäck. Die letzte große Reise nach Asien hatte und gezeigt, es geht auch mit weniger Gepäck. Und somit nahmen Spielzeug, Tablet, Laptop und sonstiges technisches Gedöns mehr Platz weg, als Kleidungsstücke. Condor achtete nicht wirklich darauf, dass unsere Handgepäckmaße nicht ganz regelkonform waren, klebte uns den „Approved“-Aufkleber auf die Taschen und somit blieb genug Platz, die Taschen noch mit weiteren Büchern, dem obligatorischen Lustige Taschenbuch und mehreren Kinderzeitschriften mit Plastikschrottspielzeug aufzufüllen. Die Wartezeit zum Boarding überbrückten wir mit zwei Kaffee, zwei Schokocrossaints, einem Wasser und einem Käse & Schinken Foccacio für rund 30 Euro. Ob das gut schmeckende Foccacio für 8,20 Euro den Preis wirklich wert war? Der neue Condor Airbus stand frisch aus der Werksfabrik auf dem Rollfeld und startet mit einer halben Stunde Verspätung von Düsseldorf. Nicht ganz so frisch waren die Passagiere der ersten 10 Reihen im Flugzeug. Schniefen, husten, röcheln… ich war also nicht der Einzige, der froh war, dass aktuell keine Fiebermessungen an den Flughäfen vorgenommen werden, die die Reise hätten verhindern können. Dank Internetpass konnte ich stockend das Spiel von Rot-Weiss-Essen verfolgen, doch ab Paris kam dann es zu mehr und mehr Verbindungsaussetzern. Darüber beschwerten sich vor allem die Passagiere, die versuchten am Laptop zu arbeiten und so kündigte der Flugkapitän kurz vor Landung an, dass die Störung weitergegeben wurde und wir alle nach einer kurzen Mail an den Kundenservice unser Geld für den Internetpass erstattet bekommen.

Rund 45 Minuten verspätet landeten wir auf Gran Canaria, da wir bei Lissabon noch eine Gewitterzelle umfliegen mussten. Unsere vorbesteller Taxifahrer war nicht aufzufinden, aber nach einem kurzen irritierenden Telefonat mit der in der Reservierungsbestätigung nicht namentlich genannten Ansprechperson auf „spenglisch“, tauchten nach ein paar Minuten zwei freundliche Mitarbeiter auf, die uns erklärten, dass der eigentliche Fahrer Pablo „abgehauen“ sei, sie uns aber stellvertretend fahren könnten. Wir sagten zu, ließen aber nicht unerwähnt, dass wir die Fahrt schon im voraus gezahlt hatten. Statt einfachen Taxi gab’s ein Upgrade. Mit einem 9-Sitzer Mercedes Sprinter ging es bequem die nächsten 25 Minuten nach Playa del Ingles.

Im Bungalow erwarteten uns bereits Oma Ute, Opa Rudi und Freund Uwe, die bereits ein Woche früher angereist waren. Der Bungalow wurde nach unserem letzten Aufenthalt umfangreich renoviert und überraschte uns positiv durch die neue grosszügige Aufteilung, sodass wir unserem uns zugeteilten Schlafzimmer mit Klappbett für die Tochter, sogar ein direkt angrenzendes grosszügiges Bad mit ebenerdiger Regendusche unser eigen nennen durfte. Die einwöchige Pause der Familienfrotzeleien tat gut, aber irgendwie hatte ich es auch vermisst. Oma Ute tischte Pizza und Spaghetti, eine Flasche Rose, Heineken Bier und alkoholfreie „Plörre“ für mich auf. Nach dem Abendessen machten meine Frau und ich uns bettfertig, während das Kind nach dem Spaziergang zum Supermarkt mit Oma noch ein Eis vor dem Fernseher schlemmen durfte und somit erst ins Bett schlich, als wir Eltern schon fast schliefen. Es war 21:15 Uhr!

Sonntag, 13.04.

6:52 Uhr: Ich schlug die Augen unter meiner Atemmaske auf, meine Tochter stand vor mir am Bett: „Papa, ich wollte nur sagen, wenn ihr mich gleich nicht mehr seht, dann bin ich bei Oma im Wohnzimmer. Die ist ja auch so eine Frühaufsteherin wie ich“. Ich war gerädert. Meine verstopfte Nase führte dazu, dass mein Hightech-Schlafapnoe-Gerät „Resmaid Air 11“ nicht richtig arbeiten konnte und ich regelmäßig in der Nacht nach Luft schnappte und sowieso schlecht geschlafen hatte. Die zu weiche Matratze trug ebenfalls dazu bei. Oma und Josefine flitzten wie üblich im Urlaub auf den Kanaren am frühen Morgen zum Supermarkt und holten Baguettes, während der eine Teil der Mitbewohner noch schlief oder wie ich einen Medikamentencocktail aus Schmerzmitteln und Hustensaft mixte und zu mir nahm. Erst nach dem Wasserfall-Duscherlebnis ging es mir spürbar besser und so ließ ich es mir auch nicht nehmen, am Mittag mit Anziehsachen in den kleinen Swimmingpool zur Freude unserer Tochter zu springen, bevor ich mich den Rest des Tages wieder ins Bett legte. Oma und Mutter bespassten Josefine den Rest Tages, während Opa Rudi zu Namensvetter Rudi vom Kölschen Eck spazierte, um Fussball zu gucken und bei einem Kaffee und einem Bier versuchte, die 2:0 Niederlage seines Lieblingsclubs Schalke 04 gegen den Tabellenletzten aus Regensburg zu verkraften. Mein Mitleid hielt sich rivalitätsbedingt und voller Abneigung gegen Königsblau in Grenzen. Wobei mir diese Haltung auch in blutsverwandten Familienkreisen aus Gelsenkirchen leicht übel genommen wird. So sei es 😉.

Die rund 200 Meter Wegstrecke bis zum Restaurant Planet Bayern waren für mich heute der einzige Ausbruch aus dem umzäunten Bungalow-Grundstück. Um Punkt 18:30 Uhr saßen wir am Tisch, bestellten Salzburger Schnitzel oder mit Feta gefülltes Hacksteak und ließen es uns schmecken… wenn schon Spanien, dann auch kulinarisch 😉. Das Übungsheft zum Lesen aus der 1. Grundschulklasse sorgte für Tränen bei meiner Tochter, da ihr Vater entdeckte, dass ein Großteil der Aufgabe falsch war, das Radiergummi zur Hand nahm und verlangte, statt am Restauranttisch falsch weiterzumachen, die Aufgaben zu einem anderen Zeitpunkt zu wiederholen… und zwar dann, wenn die Konzentration da war. Die strengen Blicke der Tischnachbarn galten nicht Josefine, sondern mir… doch sorry, da habe ich meine Prinzipien und schließlich war es nicht meine Idee, das Heft mit ins Restaurant zu nehmen. Es war Zeit für ein vier Augengespräch für Vater und Tochter außerhalb der Kommentatorenkabine und wie ich es mir gedacht hatte, die Ursache für den Heulanfall lag nicht am Wiederholen der Leseaufgaben, sondern es steckte natürlich was ganz anderes dahinter. Zurück im Bungalow verkrochen Anky und ich uns schon ins Bett und ließen uns mit Kaffee und Schokoladeneis verwöhnen, das uns vorbereitet von Oma und serviert von Josefine ans Bett gebracht wurde. Damit hatte die Tochter Zeit gewonnen, im Wohnzimmer vor dem Fernseher ebenfalls noch Eis zu Essen, ohne dass die Eltern meckern konnten. Geschicktes Mädchen! Um kurz vor 22 Uhr kam sie dann aber Augen reibend ins Schlafzimmer, putzte die Zähne und schlief nach 10 Minuten bei einem Hörspiel ein. Vielleicht ist das die Taktik, die uns im Alltag die „endlich ins Bett gehen“-Problematik abnehmen konnte.

Montag, 14.04.

Das Kind hatte verschlafen… sagte sie und sprang um 8 Uhr wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. Schließlich wollte sie mit Oma noch vor dem Frühstück zu LIDL einkaufen. Und der Markt liegt etwas weiter weg. Der morgen mit einer Tasse Kaffee in Bett startete also entspannt. Bis Opa Rudi in unser Schlafzimmer schlich und sich auf das Kinderklappbett setzt, um an den Tresor im Kleiderschrank zu greifen. Ein lautes Knackgeräusch löste ein Déjà-vu aus. Wir befinden uns im Jahr 2021 auf Rügen, ähnliches Geräusch, vergleichbare Situation. Opa Rudi zerberstet eine Klodeckel trotz altersentsprechender Körperfülle und ohne als stark übergewichtig eingestuft zu sein. Heute morgen führte sein durch regelmäßiges Training aufgepumptes Muskelgewicht dafür, dass er die Lattenroste des Klappbetts zum Brechen brachte. Wir schafften es so gerade, uns den heißen Kaffee vor Schreck nicht über unsere nackten Oberkörper zu schütten… stellten die Tassen aber vor dem Lachanfall sicherheitshalber auf dem Nachttisch ab. Ein Stößchen auf die Lattenrostlegende.

Am Mittag stiegen wir am Plaza Hierro in die Linie 30 der Busgesellschaft Guaguas Global und fuhren rund 10 Minuten zur Endhaltestelle „Faro de Maspalomas“.

Unser Ziel war der Strand von Maspalomas, der uns zum Baden einfach besser gefällt, als der Strand von Playa del Ingles. Gerade für Familien mit Kindern ist dieser ideal, aber auch voll. Während das Kind sich am Strand austobte, machte wir Eltern es uns an der Strandbar gemütlich und ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Allerdings mussten wir nach kurzer Zeit unsere Plätze in den Schatten verlegen, denn der erste Sonnenbrand an meinen Beinen kündigte sich an. Am Nachmittag kehrten wir im Restaurant Cactus Faro ein. Sandwiches, Pommmes. Eigentlich ähneln sich die Strandbars in der Qualität sehr, aber in diesem Fall werden wir beim einem weiteren Besuch wohl auch die Nachbarrestaurants ausweichen. Die Pommes waren wirklich schlecht und der Rest solala.

Zurück in Playa del Ingles und eine Dusche später machten wir uns auf dem Weg ins Restaurant Shortys Taperia. Die typischen Schindler Diskussionen und Fopperein starteten noch bevor wir wirklich Platz genommen hatten und mein Schwiegervater kündigte nach bereits 10 Minuten an, dass er alle weiteren Restaurantbesuche ab nun sorgfältiger planen und zukünftig Etablissements, in denen man deutsch versteht, meiden würde. Die Hauptspeise ließ auf sich warten, das Kind nörgelte. Oma Ute nutzte wie jeden Abend die Chance und floh mit dem Enkelkind vor weiteren verbalen Auseinandersetzungen aus dem Restaurant und ließ ihren Teller halb voll stehen. Ihr Schwiegersohn bekam wie immer die Reste zusätzlich zu seinem Hauptgericht und wurde nun auch satt.

Das Kind war also versorgt und wir Eltern konnten noch der Rockkneipe Melodies einen Besuch abstatten, um Gudrun und Michael „Hallo“ sagen. Das Einkaufszentrum Cita kam uns noch heruntergekommener vor als im letzten Jahr und vor allem noch ausgestorbener, was geschlossenen Läden anging, vor allem in der untersten frivolen Etage. Egal, wir hatten einen netten Abend mit zwar wenigen Gästen im Melodies, aber Michael bestätigte uns, dass in den Osterferien natürlich ferienbedingt mehr Familien und Spanier auf der Insel sind und somit die Zielgruppe vieler Clubs und Discotheken hier eigentlich erst wieder ab Mai aufschlagen werden. Aus dem Fernseher schallte Musik von DJ Maddog der per Live Stream auf Musikwünsche seiner Chatgäste einging und uns aus dem heimischen Frankfurt am Main ins entfernte Gran Canaria grüssen ließ! 1 Uhr, es wird Zeit zu gehen… eine Zeit in der sich die Clubs im Untergeschoss dann doch gerade füllen. Die Dates in den Meeting Points der Swingerszene sind dann erledigt, sodass die Pärchen aus den Bars Comeback, Klamotte, Plan B oder BullDog in die unteren Etagen wandern.

Dienstag, 15.04.

Der Tag beginnt mit einer Online Schulung zum Thema Awareness, die von der IG Nachtkultur, der Interessenengemeinschaft der Nachtkultur Beauftragten in Deutschland organisiert wurde und an der ich unbedingt teilnehmen wollte. Und so widmete ich vier Stunden im Garten unseres Bungalows spannenden Themen der Referentin Johanna Bauhaus.

Den Teilzeitdienst beendet entspannten wir noch ein wenig auf der Terrasse, bevor wir uns zu Fuß auf dem Weg zur Promenade nach Playa del Ingles machten. Ab 17 Uhr warteten wir im Kaffee Mozart auf Rudi und Uwe, die eigentlich geplant hatten, aus ihrem Urlaubskäfig auch einmal vor 18 Uhr auszubrechen, um ein Stückchen Kuchen und eine Tasse Kaffee am Strand zu sich zu nehmen oder alternativ einen Bierchen im benachbarten „Blauen Engel“ zu schlürfen. Bis zur erwarteten Ankunft beobachteten wir eine langweilige Artistikshow der „Straßenkünstler“ und versuchten uns zu erinnern, in welchem Restaurant wir um 18 Uhr mit den „Mitbewohnern“ verabredet waren. Das Kind überbrückte die Zeit damit, Geldstücke in eine Hut zu werfen und dann über die Promenade zu rennen und Seifenblasen zu fangen. Doch wir warteten vergeblich und damit auch unsere Chance, mit den beiden Herren in ein Taxi zu steigen und somit auch zielsicher das richtige Etablissements zu anzupeilen. Irgendwas mit „La“! La Gustera oder La Pergola? Wir machten daraus eine Wette und ich folgten der Argumentation meiner Frau: a.) ihr Vater habe noch nie vom „Spanier“ gesprochen, wenn er das La Gustera gemeint hätte; b.) ihre Mutter habe ihr am morgen die abfotografierte Speisekarte des Restaurants La Pergola auf dem Handy gezeigt. OK, da musste ich mir die Niederlage wohl eingestehen. Und so setzten wir uns ins Taxi und ließen uns zum Restaurant fahren.

Niemand da, weder andere Gäste, noch Ute, Rudi oder Uwe. Um 17:55 Uhr ließen wir zwei Tische zusamenschieben, bestellten Getränke und kündigten drei weitere Familiennachzügler an, sodass wir mit der Essensbestellung noch etwas warten wollten. Punkt 18 Uhr zum verabredeten Zeitpunkt. Meine Schwiegermutter war nicht nicht da. Es gab nur zwei Möglichkeiten, sie war von einem Spezialeinsatzkommando in spanische Gefangenschaft genommen worden oder… wir saßen im falschen Lokal. Meine Frau schien nervös zu werden, sollte sie tatsächlich einen Fehler gemacht haben. „Wir“ gestanden uns den Fehler noch nicht ein und zögerten einen Anruf noch heraus. Punkt 18 Uhr. Anderes Lokal. Drei Essener ließen zwei Tische zusammenschieben, bestellten Getränke und kündigten drei weitere Familiennachzügler an, sodass sie mit der Essensbestellung noch etwas warten wollten. 18:10 Uhr. Meine Frau schwitzte. Ich zückte das Handy und rief Uwe an. „Ah, im La Gustera sitzt ihr und wartet auf uns…“. Ich lächelte! Gewonnen. Wir wünschten Guten Appetit und gaben damit zu verstehen, heute dann wohl getrennt zu essen. Puh, in der Haut meiner Frau möchte ich jetzt nicht stecken, Fopperein und Häme waren ihr sicher. Ja, so ist das bei den Schindlers, da muss man durch. In beiden Lokalitäten wurden die Tische wieder auseinandergezogen. Wir versuchten die Schmach auszublenden und bestellten verschiedene Tapas Gerichte und Sandwiches. Mensch, wie friedlich dieses heutige Abendessen war. Fast schon romantisch, blendet man die Siebenjährige aus, die erst nörgelig vor dem Handy geparkt wurde und nach einer kurzen Bildschirmzeit das umliegende Gelände als Abenteuerpark entdeckte und keinen weiteren Dialog zwischen ihren Eltern zuließ, um ihre Shows und Kletterkünste zu zeigen.

Der Konfrontation konnten wir nicht aus dem Weg gehen. Denn keiner von uns hatte einen Bungalowschlüssel dabei und so blieb uns nichts anderes übrig, als ein „Hallo“ in das 350 Meter entfernte „richtige“ Restaurant zu werfen. „Dass ihr euch heute Abend überhaupt hierhin traut“, schallte es uns entgegen. Persona non grata. Erstleser unseres Reiseblogs möge diese rüde Art befremdlich vorkommen und dem ein oder anderen Therapeuten auch, aber so isset einfach. Dieser familiäre Umgang ist einfach einer bestimmten Linie von Ruhrpottfamilien in die Wiege gelegt. Unserer zum Beispiel. Ein weiterer Konflikt musste dann noch mit Oma Ute geklärt werden, die sich darüber echauffierte, dass wir Uwe angerufen hatten und nicht sie, um auf unseren Fehler hinzuweisen. Dies wiederum wurde als Feigheit und Masche ausgelegt, um den Rüffel durch die Familienchefin für die falsche Wahl des Restaurants zu entgehen bzw. diesen hinauszuzögern. Mit der wirksamsten aller Wort-Satzzeichenkombinationen in der Sprache dieses Familienclans, nämlich „SHOPPING. FRAGEZEICHEN“, erreichte meine Frau in Rekordzeit, dass sich die eben noch schmollende Schwiegermutter ohne ein Wort zu sagen aus ihrem Stuhl erhob und mit Tochter und Enkeltochter in Richtung chinesischen Krimskrams-Laden lief. Übersetzt bedeutet dies übrigens: Entschuldigung angenommen. Ich setzte mich zu den Männern, bestellte mir wie immer „un cerveza sin acohol“. Ich hatte ein paar Minuten Zeit um meiner Frau den Weg zu ebnen, sich doch an den Tisch setzen zu dürfen, während Oma ihre Enkelin schon mit ins Bungalow nahm. Mit meinem dezenten Hinweis, dass dies nicht passiert wäre, wenn die Großväter dieser Zweckgemeinschaft wie vereinbart im Café Mozart aufgeschlagen wären, untermauerte nicht nur eine Teilschuld der Ü60-Herren, sondern brachte vielmehr einen weiteren nicht gelösten Konflikt mit sich. Uwe und Rudis Verhältnis hatten schon am Nachmittag einen kleinen Knacks bekommen und so diskutierten sie hörbar lautstark im eheähnlichen Umgangston um die Frage, ob der geplante Kaffee- und Kuchenausflug zwischen den beiden nun fest abgemacht oder nur optional geplant war. Was in ihrer Stammkneipe zu komischen Blicken geführt hätte, wurde hier von Personal und benachbarten Gästen im La Gustera als kurzer Zickenkrieg zwischen Lebenspartnern abgetan. Für heute wurde das Thema dann beendet. Morgen soll dann die endgültige Klärung durch eine körperliche Auseinandersetzung folgen. Um 11 Uhr startet der Kniffelkampf zwischen den Beiden auf der Terrasse des Bungalows.

Mittwoch, 16.04.

Am nächsten Tag machten Josefine und ich auf dem Weg mit dem Bus nach Strand von Maspalomas. Da es mir gestern schwer viel, mich vom Handtuch aus dem dem Sand wieder zu erheben, entschied ich mich heute dazu, mir einen Klappstuhl zu kaufen und stellte damit eine gute Alternative zu einer Liege da, die ich hätte Mieten müssen. Die 20 Euro waren aus meiner Sicht gut investiert, denn dieser hatte sich im Gegensatz zu 10 Euro Tagesmiete pro Liege nach nach nur drei Tagen rentiert. Heute kam ich nicht drum herum. Gleich zwei Schwimmeinheiten musste ich mit Josefine im Atlantik absolvieren. Es dauerte etwas, bis mein Körper vollständig mit Wasser bedeckt war, aber wenn man einmal drin ist… dann geht’s. Mit blauen Lippen ging es nach jeweils 20 Minuten wieder in den Stuhl bzw. auf das Strandhandtuch. Nach nur nur kurzer Zeit machte sich bei mir der Sonnenbrand bemerkbar, sodass das Sonnenbaden in meinem Fall nur noch mit T-Shirt und Käppi möglich war. Am Spar-Markt an der Strandpromenade ergatterten wir neben Getränken auch „Fingers Limon“, kleine Zitronenkuchen, die von da an, an jedem Strandtag vernascht wurden. Auch zurück ging es mit dem öffentlich Bus. Und der war so voll, sodass wir unseren Rucksack und den erworbenen Klappstuhl diesmal im Gepäckfach des Busses unterbringen mussten.

Gerade rechtzeitig erreichten wir unsere Urlaubsherberge, um noch schnell unter die Dusche zu springen und uns dann auch dem Weg zum Abendessen ins Restaurant Chino China del Sol zu machen. Ebenfalls eines von 5 Stammlokalen, wenn wir auf dieser Insel sind und das mindestens zwei bis drei Mal pro Urlaub angesteuert wird. Im Anschluss machten Anky und ich uns auf dem Weg zum Yumbo Einkaufszentrum, um zu schauen, welcher heiße Scheiß auf dem chinesischen Fälschermarkt diesmal angesagt war.

Donnerstag, 17.04.

Um 10 Uhr warteten wir an der Haltestelle „Holycan“ auf die Linie 90 nach Las Palmas. Rund 20 Euro kostete uns die 1 1/2 stündige Fahrt mit dem Bus in die Inselhauptstadt. Und das, weil der Bus jede Ecke von Maspalomas und Playa del Ingles mitnimmt und in unserem Fall rund 30 Minuten später ankam, als eigentlich geplant. Das Kind übergab sich im überfüllten Bus mitten auf der Autobahn auf dem Weg nach Las Palmas in das Handtuch des Hotels, das wir vorsichtshalber eingepackt hatten. Aussteigen unmöglich. Des Duschhandtuch fand dann auch nicht mehr den Weg von Las Palmas zurück nach Playa del Ingles finden, sondern verblieb in einer Mülltonne an der Endstation „Intercambiador Santa Catalina“.

Rund 5 Minuten dauert der Fußweg bis zum Aquarium Poem del Mar, welches wir nun zum zweiten Mal besuchten. Normalerweise würde ich sagen, die 70 Euro Eintritt für drei Personen sind ihr Geld wert, aber in unserem Fall bezweifelte ich das. Man kann sich Stunden in dem Aquarium aufhalten, aber unsere Tochter trieb uns in 48:32 Minuten an den Aquarienscheiben vorbei. Mit 1,49 Euro die Minute inklusive 10-minütigen „Kinofilms“ gehören wir zu den TopTen der lukrativsten Besucher dieser Gran Canaria Attraktion.

Kaffee, Sandwiches und Bier am Strand von Las Palmas (Playa del las Canteras). Der Strandspielsplatz, das große Eis und das Meer, in den Josefine auch mit Unterhose springen durfte, war weit aus interessanter als die Aquarienbewohner. Und so verbrachten wir den den Rest des Tages in einem Café an diesen tollen Stadtstrand. Smartphone in der Hand, bitte lächeln. Nach nur 5 Tagen war es soweit. Mein Hobby der Handyfotografie gepaart mit intimsten Berichten aus unserem Urlaubsleben widerte meine Frau zeitweise an. Aber glücklicherweise legt sich das spätestens, wenn sie die „Aufzeichnungen“ liest und das ein oder andere Mal doch schmunzeln muss. Glücklicherweise sind wir an der Endhaltestelle eingestiegen und konnten einen Sitzplatz ergattern. Denn der Bus nach Playa del Ingles füllte sich an den kommenden Haltestelle schnell. Am späten Nachmittag fuhren viele Schülerinnen von Las Palmas in ihre Heimatorte und so war der Bus bis auf den letzten Stehplatz „ausgebucht“. Teilweise fuhr der Bus an Haltestellen vorbei, da sowieso keiner mehr dazu steigen konnte. Es war laut, sehr laut. Das störte meine Damenbegleitung nicht, die beiden ratzten nach 15 Minuten ein und wachten erst kurz vor Ankunft wieder auf. Und so trafen wir teils ausgeruht am frühen Abend wieder im Playa del Ingles ein und verbrachten den Rest des Abends „Zuhause“.

Freitag, 18.04.

Die Herren kniffelten, die erwachsenen Mädels lasen, Vater und Tochter hatten Hummeln im Hintern. Wir stiegen am Mittag ins Taxi zum Strand von Maspalomas. Sonnenbaden, Planschen, Burgen bauen. Was man halt so macht. Natürlich gönnten wir uns ich ein Kids Menü und ein Eis am Strand, bevor wir uns nach einer kleinen Verdauungspause wieder in die heute recht hohen Wellen sprangen. Das Kind übte ihre Schwimmeinheiten und führte für alle Strandbesucher eine Wassershow auf, ob diese wollten oder nicht. Wer in Ruhe ein Buch lesen wollte, war im Umkreis von 30 Metern des Aufführungsortes unserer Tochter nicht richtig. Der ein oder andere Zwangszuschauer verlagerte sich ein paar Meter nach links, beachtete dabei aber nicht die Strömung, sodass sich der Auftrittsort quasi automatisch mit bewegte. Während also alle anderen Zuschauer nach rund 10 Minuten aus der Schallweite der singenden und tanzenden Siebenjährigen waren, konnten sich die mit dem Wind bewegenden Strandgäste, über eine rund halbstündige lautstarke Atlantikshow „freuen“.

Pärchenzeit. Unser „Elternabend“ begann dank der Betreuung des Kindes durch die Großeltern, im „Pirates“ im Einkaufszentrum Yumbo, bei Getränken in erster Stuhlreihe der Außengastronomie und mit bester Gelegenheit, sich die vorbeiziehenden Leute anzuschauen. Auch man selbst nimmt sich vor wie auf einem Laufsteg, wenn man auf dem Weg zu einem Etablissement ist. Aber es lohnt sich. Die bunten Gestalten des kanarischen Nachtlebens sind hier besonders schön anzusehen. Und das ist durchaus ernst gemeint. Außerdem macht es Spaß den Koberern dabei zuzuschauen, wie sie Gäste in die Läden locken und welche Kommentare sie das ein oder andere Mal abgeben Unser weiterer Weg führte uns an diesem Abend auf ein paar Getränke in den Route 69 Meeting Point, der in Kürze verkauft und zur nächsten Gaybar umgebaut werden soll, und später in die Cita. Ausführliche Berichterstattung zu diesen Nachterlebnissen findet man nicht an dieser Stelle. Nur soviel, wir waren zu früh dran… denn als wie um 3 Uhr die Bar verließen, standen noch zahlreiche Taxis vor dem Einkaufszentrum, um die frivole Partyszene und die Gäste der Musikbars nach Hause zu kutschieren.

Samstag, 19.04.

10 Uhr, die Sonne lachte ins Schlafzimmer, das Kind war schon seit zwei Stunden mit Oma unterwegs und wir schälten uns aus dem Bett. Zwei Ibuprofen später ging es auch Anky wieder der besser. Faulenzen, streiten, abhängen, im Kinderpool planschen, gegenseitig foppen… vielmehr passierte heute nicht mehr. Die gemeinsame Zeit im Bungalow wirkt sich allerdings negativ auf die Stimmung aus. Umschreiben wir es als Stutenbissigkeit. Wir Männer versuchten uns so leise und unauffällig wie möglich über das Grundstück zu bewegen. Aber einen von uns erwischte es immer. Die Mülltüte falsch eingelegt, Spielzeug zu spät weggeräumt, irgendwelche Dinge am falschen Ort liegen gelassen… ein Glück das keiner am Essen rumgemäkelt hatte. Oma Ute hatte sich heute schließlich die Mühe gemacht, die Schar hungriger Mäuler „zuhause“ zu versorgen. Danke 😘! Rudi und Uwe trieb es dann doch noch raus. Das Kölsche Eck übertrug das Zweitliga Spiel „Schalke 04 vs. Hamburger SV“. Ich wollte mir die gute Fussballlaune nach dem Sieg der Rot Weissen im Drittliga-Kampf um den Klassenerhalt nicht vermiesen lassen und einem Zufallssieg der Schalker beiwohnen. Also entschied ich mich allein im Haus mit den Löwinnen zu verbleiben und stellte mich mutig jeder Auseinandersetzung. Nicken und Beipflichten retteten mir heute das Leben. Der Tag endete mit eine Filmabend: Die Schule der Magischen Tiere 2 😉.

Sonntag, 20.04.

Auch an diesem Nachmittag trieb es uns zum Strand. Diesmal die windige Alternative am Abschnitt von Playa del Ingles. Für Josefine heute genau das richtige, denn das ruhige Meer war ihr zu langweilig.

Der Abend im Planet Bayern war typisch Schindlers: etwas laut, zickig und alle dachten wohl dasselbe: so eine Schnupperstunde in einer familientherapeutischen Selbsthilfegruppe wäre wohl mal angebracht. Ob die Familiendiskussionen am Tisch der Grund dafür waren, dass die Kellnerin etwas schnippisch reagierte, oder ob sie nur mit dem falschen Fuß aufgestanden war… ich weiss es nicht. Auf eine Bemerkung meines Schwiegervaters über ihr Lachen reagierte sie jedenfalls leicht ungehalten mir den Worten: „… oder soll ich etwa weinen“, drehte sich um und ging. Lieber geneigter Leser, an dieser Stelle überlege ich auch gerade, ob diese Art der Beschreibung wirklich noch als Reisebericht durchgeht oder doch eher als Teil meiner Autobiografie, die mir bei der Verarbeitung dieser und anderer Lebensereignisse helfen soll. Aber klar ist auch, dass nach so häufigen Besuchen dieser Insel, der Anteil der Reiseerfahrungen sinkt und sich zu Geschichten aus der Familie verlagert. Und mit diesen Gedanken im Kopf bestellte ich mir noch ein Schoko-Vanilleeis-Nutella. Echt zu empfehlen! Viel Spass beim weiterlesen… im vielleicht intimsten deutschsprachigen Reiseblog der Welt.

Montag, 21.04.

Um 10 Uhr stand ich vor der Mietwagenstation TopCar, für 117 Euro hatte ich für die nächsten 5 Tage snoch eine Mietwagen ergattert und stieg ein paar Minuten nach der Vertragsunterzeichnung in einen Toyota CH-R – Hybridauto.

Anky ging es nicht so gut! Ob ich sie doch angesteckt hatte. Aus diesem Grund stiegen Josefine und ich alleine in den Mietwagen und fuhren rund 20 Minuten über die GC-1 in den 17 Kilometer entfernten Ort Puerto Rico. In den 70er Jahren wurde das kleine Dörfchen für den Tourismus erschlossen und der Hafen um einen künstlich angelegten Strand ergänzt. Die Berghänge sind bis auf den letzten Meter mit Hotels und Appartments gesäumt, die fast alle einen tollen Ausblick auf das Meer bieten. Auch das Örtchen und die Geschäfte gefallen mir sehr gut. Hier ist alles sehr viel kompakter als in Playa del Ingles. Ein nächster Aufenthalt auf der Insel könnte uns vielleicht auch hier hin verschlagen. Am Nachmittag aßen wir im Restaurant Golden Beach einen Hotdog und einen Burger, bevor wir uns nach einer kurzen Verdauungspause wieder ins Wasser stürzten.

Zurück und Playa del Ingles überließ ich das Kind der Mutter und den Großeltern und fuhr am Abend mit dem Bus zum Strand von Maspalomas, um gemütlich vor der Tangoala Bar ein paar Drinks zu mir zu nehmen und bei elektronischer Musik gechillt den im Sand tanzenden Menschen zuzuschauen. Bevor es dunkel wurde machte ich mich zu Fuß und mit Kopfhörer auf den Ohren auf durch die Sanddünen, um an der Promenade später noch kurz bei McDonalds reinzuspringen. Die mit Käse und Schinkenwürfeln garnierten Pommes sind ein Hit.

Dienstag, 22.04.

Josefine hatte genau so gut wie mir in Puerto Rico gefallen, sodass wir uns heute direkt wieder auf den Weg in die kleine Hafenstadt machten. Das Auto parkten wir wie gestern wieder auf dem kostenpflichtigen Parkplatz am Ende der Bucht, kauften und zwei Fährtickets (21 Euro für Hin- und Rückfahrt) für das Glasbodenboot nach Puerto Mogan und beobachten bis zur Abfahrt die roten Felsenkrabben auf den Steinen, die als Wellenbrecher die Bucht schützen.

Gemütlich ging es mit dem Boot rund eine halbe Stunde nach Puerto Mogan. Die extra eingepackte Spucktüte brauchte Josefine bei dieser Bootsüberfahrt nicht, sodass der Trip mit guter Laune fortgesetzt werden konnte. Vom Boot aus sahen wir Kletterer, die sich an den Steilküste abseilten, kleine Höhlen die von Tauchern und Paddelbooten erkundet wurden und wir streiften den Playa de Amadores, einen Strand, der ebenfalls auf unserer Besuchsliste stand.

Ankunft im „Venedig des Südens“. Das in den 80er Jahren entstandene Dörf wurde rund um den ehemaligen Fischerhafen angelegt, der zum 12 Kilometer landeinwärts liegende Dorf Mogan gehört(e). Daran angelehnt hatte man sich entschieden, lediglich zweistöckige postmoderne Häuserbauten zuzulassen, sodass der kleine Ferienort noch viel Charme versprüht. Kleine Läden, Eisdielen, Restaurants, ein Spar-Supermarkt usw. reihen sich auch hier nebeneinander. Und doch hebt sich dieser Ort durch die kleine Engen Gassen, den Brücken über den Kanälen, den kleinen Grünanlagen und Parks positiv ab und gilt als schönstes Dorf Gran Canarias. Auch deshalb fallen die dezent angelegten Hotelanlagen nahe des künstlich angelegten Strandes nicht sonderlich auf. Aber nur ein paar Straßen von Hafen entfernt finden sich dann auch die größeren Hotelanlagen und ein Einkaufszentrum, typisch und notwendig, um den Bedürfnissen von uns Touristen nachzukommen. Bei unserem letzten Versuch, den Ort vor ein paar Jahren zu besuchen, drehten wir mit dem Auto genervt wieder um. Wir hatten uns den Freitag ausgesucht, der Tag an dem der Markt stattfindet und ganze Reisebusse und Mietwagen in den Ort strömen. Wenn man diesen nicht gerade besuchen will, dann würde ich lieber einen anderen Tag wählen oder alternativ in einen der Nachbarorte parken und den Besuch mit einer Bootsfahrt nach Puerto de Mogan verbinden. Wir haben ein paar Stunden in dem kleinen Örtchen sehr genossen und sind gegen 17 Uhr mit dem Boot zurück nach Puerto Rico gefahren.

Statt direkt in den Mietwagen zu steigen, treibt es uns noch an den Strand und die Wasserratte dorthin, wo sie am liebsten ist. Im Meer. Und so entschieden wir uns das Abendessen mit den anderen ausfallen zu lassen und stattdessen in einen der Strandrestaurant vor Ort zu Essen. Doch mir war ein Fehler unterlaufen. Statt auf das bewährte gute Essen des Nachbarrestaurants zu setzen, entschied ich mich einen anderen Inhaber die Chance zu geben, uns mit Burgern und Pommes zu verwöhnen. Grosser Fehler. Ich dachte, dass die von uns gewählten kulinarischen Spezialitäten sowieso überall gleich schmeckten, musste mich aber eines besseren belehren lassen. Die Fleischpattys schmeckten wirklich anders und hatten eine komischen Beigeschmack. Josefine reagierte instinktiv richtig und folgte dem Urwissen ihres Körpers, komisch riechende und schmeckende Speisen abzulehnen und der Gefahr einer Magenverstimmung oder Vergiftung aus den Weg zu gehen. Während mein angeborener Instinkt der Nahrungssuche alle anderen Schutzinstinkte ausblendete und ich deshalb zumindest meinen Teller bis auf den letzten Krümel auf aß. Aber, alles ok. Keine Magenprobleme, keine sonstigen Beschwerden. Übung macht den Meister… ! Als Nachtisch gönnten wir uns noch ein Eis aus der Kühltruhe auf dem Parkplatz des Hafens, bevor wir uns dann um kurz nach 18 Uhr unsere Sachen packten und zurück fuhren. Das was ein toller Ausflug.

Mittwoch, 23.04.

„Papa, wann fahren wir denn zu dem Strand, an dem wir gestern vorbei gekommen sind?“. Auf die Frage hatte ich schon seit dem Aufstehen gewartet. Also, Badesachen gepackt, die Gartenmauer überwunden und ab ging es zum Playa de Amadores, der rund 22 Kilometer entfernt zwischen Puerto de Mogan und Puerto Rico liegt. Die kostenlose Parkplätze waren alle belegt, aber im unterirdischen kostenpflichtigen Parkhaus war noch alles frei. Und so schlenderten wir mit Sandspielzeug und Strandstuhl bewaffnet durch das Parkhaus zum Strand. Die Sonne brannte, sodass ich mich heute gegen Handtuch und Stuhl im Sand entschied und für 15 Euro zwei Sonnenliegen und eine Sonnenschirm mietete. Der kleine Wasserpark zum Toben ist eher für ältere Kids oder Teens geeignet, sodass ich Josefine trotz Mopperns nicht dort spielen ließ. Aber dafür gönnten wir uns einen aufblasbaren Wassering aus dem Strandshop, mit dem sie sich durch die Bucht treiben lassen konnten und die Performance ihrer Wassershow variieren und Elemente von Wasserballet einbauen konnte, wie zum Beispiel das „Delfinziehen in gebogener Rückenlage“. An dem in den ebenfalls 80er Jahren künstlich angelegten Strand wehte die blaue Flagge, ein Gütesiegel für nachhaltigen Tourismus und ein Zeichen für eine gute Wasserqualität. Ein Grund warum sich hier in den Berghängen All-Inclusive Familienhotels angesiedelt haben, die ihre Gäste per Transferbus vom Hotel an den Strand bringen. Der Strand und die Promenade mit zahlreichen Shops und Restaurants sowie die flachen Wasserabschnitte sind ideal für Familien mit Kindern. Wer es ruhiger haben will, mietet sich eine Liege im Adults-Only Amadores BeachClub mit eigenem Pool und Cocktailbar. Zum Mittagessen fiel unsere Wahl auf das italienische Restaurant Portofino und so lag es nahe, uns zwei Pizzen zu bestellen. Und die waren mächtig. Da ich vergessen hatte, für Josefine eine kleine Variante in Form eines Kids-Menüs zu bestellen, wurden uns zwei große Teller mit Salami Pizza und einer Thunfisch Pizza aufgetischt. Der Kellner schaute aber nicht schlecht, als nach 20 Minuten beide Teller blitzblank waren. Zugeben, von 8 Stücken hatte Josefine nur zwei von ihrem Teller gegessen, den Rest hatte ich mir als Vor-Nachspeise deklariert reingezogen, bevor der grosse Erdbeerbecher für mich und das Pinocchio Eis für Josefine serviert wurden. Die Verdauungspause fiel für mich heute länger aus, aber einen Sprung ins Meer wagte ich am Nachmittag dennoch. Gegen 17 Uhr stiegen wir dank Parkhausparkplatz in ein relativ kühles Auto und trotz Beschwerde meiner Tochter, entschied ich mich diesmal statt über die Autobahn, über die kurvige Küstenstraße zurück nach Playa del Ingles zu fahren und die längere Fahrtzeit in Kauf zu nehmen, aber dafür das tolle Panorama zu genießen.

Nach dem Essen beim Chinesen mit der Familie schneiten wir noch kurz bei Rudi und Julia im Kölschen Eck ein. Der ortsbekannte obdachlose Miguel kam kurz rein, um sich ein Freigetränk abzuholen, während sein Hund der auf seinem Schultern lag, lautstark „Blinki-Blinki“ ankläffte. Wirtin Julia betonte, dass der Hund nur „falsche Menschen“ anbellt und anscheinend war dieser wohl sicher, dass der Mann aus dem Senegal nur Plagiate oder anderen Schrott an die wenigen Gäste im Kölschen Eck überteuert loswerden sollte.

Am Abend trafen wir etwas verspätet nach Start des Auftritts von Solomusiker und Gitarrist Pablo Trujillo im Melodies ein in ergatterten die letzten zwei freien Stühle und lauschten der rund zweistündigen Show mit Rockklassikern der letzten 50 Jahre. Die helle Stimme des Troubadors passt ideal, um das leicht zufriedenstellende Publikum zu begeistern und zum Mitsingen und Klatschen zu bewegen. Seine Stimmfarbe hat den Vorteil, dass ACDC, Queen und Nickelback mal super und mal solala klangen, aber keiner wirklich schlecht. Und bei der Vielfalt der Songs, muss man das erst einmal drauf haben. Seiner Aufforderung, dass jemand aus dem Publikum ans Mikrofon dürfte, kommentierte meine Frau flüsternd in mein Ohr damit, dem nachzukommen, wenn er Werdings Song „Am Tag, als Conny Kramer starb“ auskramen würde. Ich flüsterte ihr bestimmt aber freundlich zurück ins Ohr, dass unsere Versicherungspolicen den Tatbestand der „Geschäftsschädigung durch grauenhaften Gesang“ meines Wissens nicht abdeckten und ich sie bitten würde, davon abzusehen“. In empörter Stimmlage und laut flüsternd nahm ich die Worte „Wie kannst du sowas sagen, du musst mich doch lieben“ auf, konterte aber mit Schlagworten wie „Zuhause darfst du mir alles vorsingen, insbesondere wenn der Fernseher laut läuft“ und „ich versuche die Familien bei einer Klage des Geschäftsführers vor den finanziellen Ruin zu schützen“ sowie “ ich liebe dich!“.

Donnerstag, 24.04.

Mama war wieder fit und hat sich erfolgreich gegen die Viren in ihrem Körper gewehrt. Und deshalb machten wir uns heute zu dritt auf den Weg nach Puerto Mogan, an dem wir bis zum frühen Abend den Tag mit chillen, sollen und schwimmen brachten.

Am Abend saß das Portemonnaie locker am Gesäß, meine Frau durfte in den Chinashops mit Billigwaren so richtig zugreifen. Das Ergebnis war nach meinem Geschmack. 10 Euro für einen Hut für Anky, 20 Euro für meine neue Sonnenbrille, die aber vielleicht 10 Euro wert war. Im Yumbo Centrum erkundeten wir von außen Bars wie das Noxon Gay und andere „Puppy Friendly“ Etablissements und schickten Programmtipps an Freunde in der Heimat, die im Herbst ihren Urlaub auf Gran Canaria geplant hatten. Wir nutzten die Happy Hours der Pirates Bar, bevor wir mit dem Mietwagen ein paar hundert Meter weiter in die Cita fuhren.

Als Voyeure nahmen wir im Keller der Cita vor der Aachener Kaschemme Platz. Ein idealer Ort um Swinger-Raten zu spielen. Es geht darum zu raten, welches Pärchen in welchen Swinger Club abbiegt. Alter und Outfit soweit Motto des Abends bieten Anhaltspunkte… und Anky war wirklich gut darin. Meistbesuchter Club des Abends, der eintrittspflichtige Club Secret, gefolgt von kostenlosen Fun4All und und Schlusslicht Majestic GC, was nicht auf den Sexfaktor und die Attraktivität schließen lässt, schliesslich war es nur eine Momentaufnahmenl im Rahmen unseres Spiels bei einem Getränk. Danke an Kellner Andy (aus Duisburg), der uns den Aufenthalt mit netten Gesprächen und guten Service versüßte.

Freitag, 25.04.

Am morgen starteten die Abreisevorbereitungen, die wie immer damit endeten, das Bungalow nach fehlenden Adaptern, Ohrstöpseln und sonstigen kleinen Zubehörteilen zu durchsuchen. Aber wir hatten Zeit, denn im Gegensatz zu den Vorjahren, ging unser Rückflug erst am späten Nachmittag los. Glücklicherweise hätten die Großeltern fehlendes Equipment auch noch mitbringen können, da diese erst einen Tag später abreisten.

Wir verabschiedeten uns von der Reisetruppe, stiegen in den Mietwagen und fuhren auf die Autobahn Richtung Flughafen.

Gut ausgeschildert ist die Rückgabestation für Mietwagen im Untergeschoss des Flughafens. Keine Wartezeit, Schlüssel abgegeben, ein danke und auf Wiedersehen  und das war es. Kein Check kein, Rückfragen. Danke TopCar! Die Kaution in Höhe 1200 Euro wurde wie immer zuverlässig innerhalb von ein paar Tagen zurück gebucht.

Um 17:15 Uhr startete dann der Condor-Flieger und landete pünktlich um 22:45 Uhr in Düsseldorf.

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