Vorwort:

Gran Canaria! Schon wieder? Na klar, alle guten Dinge sind schließlich drei. Und ich hatte sowieso noch eine Rechnung mit der Insel offen. Denn neben der Tatsache, dass die Insel auf Grund ihrer Entfernung und ihrem Klima ein tolles Reiseziel als Familie mit Kind ist, ermöglicht mir das Reisen mit den Großeltern gewisse Freiheiten, z.B. meinem Bewegungsdrang nachzukommen und auch mal einfach alleine zu sein. Dinge die ich ab und zu brauche und die mir es ermöglichen, die Urlaubsziele intensiver zu erkunden, als es vielleicht sonst mit Kleinkind möglich ist. Weil ich mir noch unbedingt ein Konzert in Essen anschauen wollte, verschoben wir unsere Reise um drei Tage nach hinten und folgten meinen Schwiegereltern etwas später auf die sonnigen Kanaren.

Montag, 28.10.

2:30 Uhr der Wecker klingelte. Das Kind war gut drauf und da die Koffer bis auf das Handgepäck bereits im Auto verstaut waren, gab es außer die Tochter zu waschen und anzuziehen sowie die restlichen Täschchen einzupacken, nicht viel zu tun.

Eine Stunde später saßen wir im Auto meines Vaters, der uns zum Flughafen fuhr und dafür seinen Schlaf unterbrochen hatte. Am Flughafen angekommen füllte sich die Schlange am Check-in-Schalter schnell, aber die Abwicklung ging zügig voran. Unsere Tochter fand das ganze Gewusel natürlich sehr spannend.

25,60 EUR kosteten die zwei kleinen pappigen Käse-Schinken-Baguettes, zwei Kaffee und ein Wasser. Bei dem Preis fragten wir uns später, warum wir unserer Tochter das Schleif-Pferdchen für 17,95 EUR aus dem „Duty Free Kiosk“ verweigert hatten. Der Kaufrausch meiner Ehefrau konnte in Form eines neuen Krimiromans von Fitzek und einem Lustigen Taschenbuch gestillt werden. Ihr glaubt ja nicht welche anderen Dinge mit einem strengen und gleichzeitig leicht ängstlich klingenden „Nein“ meinerseits untersagt wurden. Kerl, als wenn man mit Kleinkind nicht sowieso schon genug Krimskrams in den Taschen hat.

Die Wartezeit am Gate und die Müdigkeit hatten Auswirkungen auf das Stimmungsbarometer der jungen Reisenden am Flughafen. Bei dem einen war es das Schreien, bei einer anderen das lautes Gähnen und Nölen, bei unserer Tochter eine Trotzattacke auf dem Boden und die Weigerung ins Flugzeug zu steigen als das Boarding begann.

6:25 Uhr. Das Navigationssystem war ausgefallen. Der Pilot informierte uns über das Eintreffen eines Technikers an Bord. Aus der ersten Reihe verfolgten wir die Einschätzungen des Personals. Entweder er schafft es in zwei Stunden oder wir fliegen heute nicht mehr. In mir stieg die Panik. Noch zwei Stunden länger im Flieger als ohnehin schon geplant und das mit 18 Monate alter Tochter im Frühstadium der Trotzphase.

Der Gelassenheit meiner Frau war es zu danken, dass unserer Tochter bis auf wenige kurze Momente (aus)gelassen mir ihren Spielzeugpferden auf dem Boden vor uns spielte. Die Reservierung der ersten Reihe mit Extra-Beinfreiheit auf unserem Laudamotion-Flug hatte sich schon jetzt ausgezahlt. Um 7:40 Uhr ging es los. Das Kind war vor Schlafentzug völlig überdreht, aber lieb und bot den Sitznachbarn sogar ihre Kekse an. Schon auf dem Weg zum Rollfeld schlief sie angeschnallt auf Mamas Schoß ein und wachte gegen 9 Uhr auf.

Es war uns und auch Josefine egal, dass das Schinkenkäse-Panini aus dem 9 EUR Deal mit Kinder Bueno und Kaffee, auf sie krümelte. Ich holte das traditionelle Einläuten meines Urlaubs am Flughafen nach, und bestellte mir ein Heineken. Prost to myself.

Unsere Tochter war zauberhaft, wie auch unsere Sitznachbarn, die durch die Bespaßung unserer Tochter zur Zufriedenheit dieser beitrugen. Und ich war stolz, schließlich kenne ich Situationen, in denen mit Kinder auf Flügen schon den letzten Nerv geraubt haben. OK, als Vater sehe ich vieles heute anders, aber ich bin trotzdem froh wenn der Flug für uns und für die Sitznachbarn gut verläuft. Zugegeben, Bestechungsmaßnahmen wie Leibniz Butterkekse zum Zeitpunkt der Turbulenzen, die das Anschnallen und damit die Einschränkung des Bewegungsdrangs zur Folge hatten, oder eine Notfall-Folge „Conni“ auf dem Tablet, zur Ablenkung vor den Ohrenschmerzen bei der Landung, trugen zur entspannten Situation bei.

11:30 Uhr Ortszeit. Mit dem Kofferwagen ging es schnurstracks zum Europcar-Counter. Ich unterschrieb den Vertrag unseres Mietwagens, den wir die nächsten 9 Tage nutzen wollten, um hier und da ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Im Office von Europcar drehte man mir natürlich wieder das Rundumschutzpaket an, das ich diesmal annahm und bezahlte. Aber ich fühlte mich über das Ohr gehauen, denn den Schutz einer Rückerstattung im Falle eines Schadens mir Selbstbeteiligung, hatte ich bereits online über Check24 abgeschlossen und diese dann nicht gebraucht. Aber durch den Deal war keine Kautionszahlung bzw. Vormerkung per Kreditkarte möglich, so dass nun auch meine Debit Card akzeptiert wurde, die ich versehentlich als einzige Kreditkarte eingepackt hatte. Leider hatte ich es schon geahnt, denn Vormerkungen von Kautionen bei Mietwagenanbietern sind nur mit „echten“ Kreditkarten möglich, also solchen die einen tatsächlichen Kreditrahmen bieten. Mein Fehler, irgendwie… und trotzdem ärgerlich. Das verteuerte nämlich den ganzen Mietwagen-Spaß von rund 250 auf 430 Euro.

Die Mitarbeiterinnen von Europcar an der Ausgabestelle im Parkhaus waren toll, nahmen Josefine mit ins Büro, unterhielten sie und ließen sie sogar am Steuer unseres Mietwagens spielen. Eine schlechte Angewohnheit, auch meinerseits. Das hatte nämlich zur Folge, dass die Tochter nun von hinten aus dem Kindersitz immer „Da da da“ (x 20) rief, wobei der Grundton um Oktaven variierte und damit deutlich machte, dass sie selbst ihren Platz vorne am Steuer sah. Der kleine Renault Clio war gut ausgestattet und nach dem wir uns die Beine vertreten hatten, ging es noch eine halbe Stunde nach Playa del Inglés. Am Eingang zum Bungalow Park Holycan warteten bereits meine Schwiegereltern, die bereits drei Tage zuvor gestartet waren.

In diesem Jahr hatte mein Schwiegervater ein anderes, moderneres Bungalow ergattert. Schöner Garten, direkt am Gemeinschaftspool, überdachter Außenbereich. Super. Und… Schwiegermama is the best. Ein Essen und ein kühles Bier standen schon für uns bei der Ankunft bereit. So kann ein Urlaub beginnen.

Nach zwei Stunden Nachmittagsschlaf mussten wir unsere Tochter leider wecken. Aber es half nichts, wir hatten Hunger und irgendwie mussten wir ja wieder in den Rhythmus kommen. Aber vorher sprangen meine Mädels noch in den kalten Pool.

Zum Essen ging es an diesem Abend ins La Pergola. Das war mäßig gut bis schlecht und ob es in diesem Urlaub noch eine Chance bekommen sollte, war eher fraglich. Unsere Tochter hielt durch und beschäftigte abwechselnd jeden einzelnen von uns, um die Gegend um das Restaurant herum zu erkunden, Treppen zu steigen oder um sich die tierischen Luftmatratzen im benachbarten Supermarkt anzuschauen.

Um 22 Uhr saßen wir zusammen auf der Terrasse und schmiedeten neue Urlaubspläne, während Josefine erstaunlich schnell in dem 27 Grad warmen Schlafzimmer eingeschlafen war. Drei Getränke später passierte das, worüber wir noch am Mittag „gelästert“ hatten.

Mit einem schwungvollen Schritt knallte ich gegen die geschlossene Glasfront der Terrassentür. Und zwar mit solch einem Rumps, dass die Schwiegereltern sich kurz fragten, ob sie ein Kühlpad für die Stirn holen sollten. Viel Schlimmer als der kurze Schreck war aber die Tatsache, dass ich mich nun in die Schmach meines Schwiegervaters eingereiht hatte und sein ähnlicher Zusammenstoß mit der Glasfront in dem Bungalow in den Niederlanden im Frühjahr diesen Jahres, nun nicht mehr die einzige Story war, über die sich die Anderen köstlich amüsieren würden. Und so zierten Stirn und Nasenspitzenabdruck die Glasfront als Warnung für die anderen Familienmitglieder bis zur Abreise unseres Urlaubs. Na toll.

Dienstag, 29.10.

Die Hoffnung, dass unsere Tochter lange schlafen würde, starb um 5:17 Uhr. Anfangs beschäftigte sich noch alleine im Kinderbett, danach krabbelte sie über ihre schlafende Mutter, um schließlich auf Papas Bauch herumzuspringen. Ab 6 Uhr übernahm Oma den Betreuungsdienst und wir anderen konnten noch weiterschlafen bzw. in meinem Fall weiterdösen. Drei Stunden (!) später und mit dem ersten Kaffeegeruch gesellte sich auch der Rest der Familie zum Frühstückstisch.

Die erste Aufgabe für heute Bestand darin, die Vorräte aufzufüllen. Also ging es mit den Fashion styled Damen der Familie mit dem Mietwagen zum örtlichen LIDL Supermarkt.

Wasser, Süßigkeiten, Nudeln in verschiedenen Variationen und Obst für die Jüngste. Und das wichtigste! Die Wasser, Bier und Cola-Light Vorräte wurden aufgefüllt, inbesondere auch Wasserkanister zum abkochen waren Bestandteil des Einkaufs. Schließlich soll die Pulvermilch für die jüngste möglichst keimfrei zubereitet werden. Im Ernst, die Trinkwasserqualität auf Gran Canaria gilt nicht als hoch und beinhaltet eine erhöhte Menge Fluor. Schon deshalb wird darauf verwiesen, ausschließlich gekauftes Wasser für die Zubereitung von Mahlzeiten und zum Trinken zu benutzen.

Doch die kurze Nacht und die vielen Eindrücke führten dazu, dass unsere Tochter nach dem Einkauf schlafend vom Kindersitz des Autos ins Bett getragen wurde und erst vier Stunden später wieder aufwachte. Während die Jüngste im Mini-Pool Spaß hatte, machte sich Papa auf dem Weg zum Strand. Mal ein wenig bewegen. Das ging aber nicht ohne Abschiedsritual. Küsschen, umarmen, drücken und die Gartentür verschließen. Das machte den Abschied schwer, war aber zu süß.

Mein Weg führte mich an die Calle las Dunes, der Strandpromenade von Playa del Ingles mit seinen „Blinki Blinki“ Shops, Restaurants und seinen mobilen Verkäufern. Ich ließ diese hinter mich und steuerte direkt ins Dunes & Tunes, der Irish Beach Bar, in der tagtäglich ab 16 Uhr Gitarrist Jimi Auftritt. Von Bon Jovi über Nirvana bis Metallica reicht sein Repertoire und es macht wirklich Spaß, in der Sonne zu sitzen, die Leute zu beobachten und ihm zu zuhören.

Blick aufs Handy, blick aufs Bierglas. Ich war erschrocken über dieses Selfie, welches mir meine Frau von sich und unserer Tochter schickte. Nochmal. Blick aufs Handy. Blick aufs Bierglas. War ich schon so blau, dass ich nur noch verschwommen sah. Was sollte das und vor allem was war da los? Zeter und mordio! Schreit meine Tochter um Hilfe… oder doch meine Frau. Die darauffolgenden WhatsApp-Ausführungen ließen darauf schließen, dass „zuhause“ nur mal wieder quatsch gemacht wurde. Ok, puh… ein Blick aufs Bierglas: „Una cerveza grande por favor!“.

Zum Abendessen trafen wir uns im spanischen Restaurant La Carreta wieder und die familiäre Diskussion weckte das dringende Bedürfnis in mir, meine technische Ausstattung zur akribischen Dokumentation, um ein Diktiergerät zu erweitern. Warum? Erstens versuche ich Fragmente eines Freisenbrucher Schlagaustauschs möglichst Original mitzuschreiben, bekomme aber gleichzeitig den Ellenbogen in die Seite gestoßen, wenn ich das Smartphone schon wieder in der Hand habe.

Hm. Das Essen meiner Frau und meins war so lala. Das Fleisch war einfach zu lange in der Pfanne. Josefine hatte es geschmeckt und anscheinend hatte sie auch Balsamico für sich entdeckt. Die Anzeichen das Schalke in ein paar Minuten im DFB Pokal gegen Bielefeld spielte, ließen sich nicht verbergen. Mein Schwiegervater wurde leicht nervös, als um kurz nach Sieben der Hauptgang noch nicht da war. Er bestellte sich nur noch ein kleines Bier und benötigte nach Eintreffen seiner Bestellung nur 8 1/2 Minuten, um seinen Fisch samt Beilagen zu verdrücken. Ein kurzes „Tschüss und bis gleich“ in die Runde und er war ins Kölsche Eck verschwunden, um sich das Spiel anzusehen.

Nachdem Josefine mir zwei weitaus älteren niederländischen Jungs auf dem benachbarten Platz fangen spielte und unter einem Werbeschild des angrenzenden Strip Clubs zur Musik eines Lokals tanzte und damit die umliegenden Tische zum Schmunzeln brachte, traten wir den Rückweg zum Bungalow an.

Josefine fiel müde ins Bett und wir machten es uns auf der Terrasse bequem. Neben der morgigen Ausflugsplanung immer mit Blick auf die Fußball-App, um abschätzen zu können, ob Schwiegervater Rudi mit einem „Hey geil. Glückwunsch Schalke. Willste nen Bier“ oder alternativ mit den mitfühlenden Worten „Hey, wie geht’s dir? Willste nen Kummerbierchen oder können wir sonst was für dich tun?“ begrüßen sollten. Ersteres war an diesem Abend angebracht. Bielefeld – Schalke 2 : 3!

Mittwoch, 30.10.

Ausflugstag. Schon um 8:30 Uhr starteten wir zum San Fernando Wochenmarkt, der immer mittwochs und samstags zum ausgiebigen shoppen von gefälschten Produkten und sonstigen Krimskrams einlädt.

Die innenliegenden Markthallen waren allerdings geschlossen und wie wir abends erfuhren, sollen diese auch abgerissen werden. Ich setzte mich nach einiger Zeit ab, um einen Kaffee zu trinken und staunte nicht schlecht, als die Damen ohne etwas zu kaufen nach nur einer Stunde zu mir stießen.

Nach einem gesunden Frühstück mit Toasti und Pommes packten wir unser schlecht gelauntes Kind ein und fuhren zurück zur Bungalowanlage. Ich ließ meine Begleiterinnen raus und startete meinen Tagestrip entlang der Westküste der Insel.

Mein Weg führte mich allerdings von dort aus direkt auf die Autobahn GC 1 und weiter auf die GC 200 zum rund 60 Kilometer entfernten Hafen Puerto de la Aldea.

Die Serpentinen sind ideal zum Motorradfahren. Doch leider gibt es entlang der Strecke immer wieder Gedenktafeln, die an tödlich verunglückte Motorradfahrer erinnern. An einem Aussichtspunkt schaute ich mir eine dieser Erinnerungsorte genauer an, im Hintergedanken froh, dass mir außer zwei leichten Unfällen in meiner 20-jährigen Motorradzeit nicht mehr passiert war.

Der kleine Fischerhafen ist bekannt für seine guten Fischgerichte. Direkt am Hafen grenzt Kiesstrand, der Playa de la Aldea, an dem sich heute in der Brandung die Wellen imposant überschlugen.

Ich spazierte am Pier zum Leuchtturm entlang und genoss die Ruhe. Bis auf zwei Samtpfoten und ein paar Krebse traf ich hier auf keine Touristen.

Wer Mitte September auf Gran Canaria ist sollte sich am 11. September die Fiesta del Charco in der Bucht neben dem Hafen nicht entgehen lassen. Ein traditionelle Fest bei dem die Einheimischen versuchen, mit bloßen Händen Fisch in der Lagune zu fangen.

Rund eine Stunde später traf ich am neun Kilometer entfernten Aussichtspunkt Mirador del Balcón ein und wurde prompt mir einem kostenlosen Stück Mandelkuchen am Spieß von dem Herrn mit dem Stand zum Kauf eines Kaffees verleitet.

Die zwei Euro fand ich jetzt nicht unverschämt teuer, auch wenn Touris im Internet wegen der Preise von Abzocke sprachen. Mit dem heißen Kaffee in der Hand betrat ich den „Balkon“ und hatte aus 400 Meter Höhe einen herrlichen Blick auf den „Drachenschwanz“, die abfallenden Steilklippen im Westen von Gran Canaria. Es wehte eine kühle Brise, aber bei November-Temperaturen von 26 Grad im Schatten, tat diese ganz gut.

Von dort aus führte mich mein Weg weiter zum Playa de Sotavento, den ich allerdings nur für einen Schnappschuss besuchte.

Mit dem Auto muss man die Serpentinen verlassen und einen Schotterweg entlang der Hänge bis zum Ende fahren und noch ca. 5 Minuten zum Kiesstrand hinabklettern. Aufgrund meiner Tagesplanung hatte ich leider keine Zeit für einen Sprung ins Meer, deshalb blieb es bei einem Fotostopp.

Das nächste Ziel war rund 45 Kilometern entfernt. Auf diese Weg über die Serpentinen empfehle ich euch noch Stopps an den Aussichtspunkten Caldera de los Pinos der Galdar und am Mirador Degollada de Las Palomas einzulegen. Bei ersteren blickt ihr in den Norden Gran Canarias und auf die Kraterkegel der Vulkanlandschaft. Beim zweiten schaut ihr auf die Caldera de Tejeda. Diese Schlucht bildet die Grenze der Gemeinden Tejeda und Valleseco. Am Rand dieser Schlucht findet ihr die Höhlen „Cuevas del Caballero” und “Cueva de los Candiles”, archäologische Überreste der Ureinwohner der Insel.

Ich erreichte das vorletzte Ziel meines Tagestrips auf 1500 Meter Höhe. Cruz der Tejeda. Von der Terrasse des öffentlichen Restaurants des Hotels PARDORES de Cruz de Tejeda und den angrenzenden Aussichtspunkten hat man einen tollen Blick auf die Landschaft.

Der geografische Mittelpunkt der Insel ist ein beliebter Treffpunkt, gerade für Motorradfahrer, die sich die umliegenden Serpentinen hochschlängeln. Neben ein paar Bars gibt es hier allerdings nicht viel zu sehen. Vielmehr ist der Ort auch Ausgangsort für Wanderungen.

Aber angetan hat es mir der Außenpool des Hotels, der wie ein Balkon aus dem Berg herausragt und heute auch für Besucher gut zu sehen ist. Noch bis vor zwei Jahren war das Hotel in den schattigen Wäldern gelegen, die aber durch die Brände 2017 und 2019 zerstört wurden.

Mein letztes Ziel, nicht weit entfernt, war der Besuch einer Kultstätte der Ureinwohner. 80 Meter hoch, auf rund 1800 Meter Höhe. Er ist einer der größten natürlichen Felsen weltweit: der Roque Nublo!

Vom Parkplatz an der GC-600 sind es noch 1,5 Kilometer zu Fuß über teils steinige Pfade mir einigen wenigen steilen Passagen. Das Naturdenkmal ist nicht nur Ziel sondern auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege. Manch einer traut sich sogar barfuß über die steinigen Wege.

Bei guter Wetterlage kann man von hier oben sogar den Vulkan Teide auf Teneriffa sehen.

Nach 1 1/2 Stunden verließ ich den Wolkenfelsen wieder und fuhr noch ca. 1 Stunde zurück nach Playa del Ingles, denn dort wartete schon meine Familie auf mich, startklar zum Abendessen.

Unsere Wege trennten sich. Während die Damen des Hauses beim Chinesen aßen, gab’s für die Männer Burger und Bier in der Sportsbar „Kölsches Eck“ beim DFB Spiel Dortmund vs. Gladbach. In den ersten 70 Minuten musste ich aufpassen nicht einzuschlafen, der Tag hatte mich geschafft. Aber nach dem das erste Tor gefallen war und meine Tochter kurz zu Besuch kam, wurde es wieder spannend.

Auf einen glücklichen Sieg meiner schwarz-gelben Truppe, wurde Mitternacht noch zusammen mit meinem Schwiegervater, Wirt Rudi und seiner Julia auf meinem Geburtstag angestoßen.

P.S. Hier die Übersicht meiner heutigen Tour

Rund 190 Kilometer Strecke und mit den Stops: A.) Puerto de al Alde, B.) Mirador del Balcon, C.) Playa de Sotavento, D.) Cruz de Tejeda, E.) Roque Nublo.

Donnerstag, 31.10.

Als letztes hatte ich mich heute Morgen aus dem Bett geschält und wurde mit einem dekorierten Frühstückstisch überrascht.

Happy B-Day to me! Außer Rückenschmerzen, Herzrasen und mehr Lust auf Taxi fahren als zu laufen, wobei ich letzteres auf die Preise auf Gran Canaria schieben möchte, war trotz meiner 40 Jahre körperlich alles unverändert und gleich gut oder gleich schlecht, wie 10 Jahre zuvor. Meine Familie überraschte mich mit Kuchen und unzähligen kleinen runden Papierschnipseln, mit der Aufschrift 40, die ich noch Tage später in sämtlichen Taschen oder Ritzen wiederfand.

Zusammen mit unserer Tochter machten wir uns am Vormittag auf nach El Oasis, dem Strand rund um den Leuchtturm Faro de Maspalomas. Der seichte Einstieg ins Meer macht es auch den Kleinsten möglich, unter Beaufsichtigung im Meer zu planschen, vor den Wellen wegzurennen und im Sand zu spielen.

Josefine hielt also mit 18 Monaten das erste Mal die Füße in den Ozean und hatte sichtlich Spaß dabei. Auch wenn es ein paar Minuten dauerte, bis aus einer Angst vor den Wellen ein Spiel daraus wurde, sich mit der Schwimmwindel in die Ausläufer hineinzustürzen.

Nach einem ausgiebigen Bad schlenderten wir noch die Strandpromenade entlang zum Faro de Maspalomas, um ein paar Fotos zu machen. Im Leuchtturm selbst waren wir heute nicht, obwohl dieser nach einer 1,4 Mio. Euro teuren Sanierung Anfang dieses Jahres wiedereröffnet wurde.

Pünktlich zur Mittagsschlafenszeit waren wir zurück in unserem Bungalow. Während unsere Tochter schlief, machten meine Frau und ich uns ausgehfein. Was auf Gran Canaria bedeutet, genug Deo aufzutragen und je nach Geschlecht, ein Sommerkleidchen oder eine Shorts anzuziehen. Andersherum würde es hier allerdings auch keinen stören. Oma und Opa hatten sich bereit erklärt, heute Abend auf Josefine aufzupassen, und so wurde das Kinderbett am Nachmittag ins Schlafzimmer der Großeltern verschoben. Aufmerksame Leser unserer Reiseberichte kennen die Lust am Wandern und an ausgiebigen Spaziergängen meiner Ehefrau. Und nur wegen meines Geburtstags ließ sie sich überreden, am Abend noch mal zu Fuß zum Strand von El Oasis zu laufen, an dem wir heute Morgen schon zum Baden waren. Aber mir gefallen die Strandbüdchen da unten so gut, dass ich den heutigen Abend gerne dort unten verbringen wollte.

Unser Weg führte uns durch die Hotelanlage des Riu Palace. Durch den öffentlichen Zugang kann man sich schon einen guten Eindruck von der Anlage verschaffen.

Besonders der Blick auf die Dünenlandschaft von Maspalomas ist grandios. Der Fußweg führte uns von dort aus an den verdächtigen Tatorten der Swinger- und Gayszene vorbei bis zum Strand. Wir ließen uns von den Männern, die wie Erdmännchen auf Sandhügeln wache hielten, nicht irritieren und steuerten schnurgrade aufs Meer zu. Und auch wenn man sich nicht in das karge Gestrüpp zwischen den Dünen wagt, vor zweideutigen Kontaktaufnahmen auf Bestellung kommt man doch nicht vorbei 😉

Schon auf den letzten Abschnitt am Strand entlang bahnte sich ein toller Sonnenuntergang an. Und so schlenderten wir die letzten 10 Minuten an den letzten Strandbuden von Maspalomas vorbei, die gerade dabei waren die letzten Getränke auszugeben, um dann ihre Tore zu verschließen.

Wir erreichten die Promenade von El Oasis und machten gleich an einer der ersten Strandbars einen Stopp. Auf der Picknickdecke zwischen Shisha-Pfeifen und mit Kaltschale in der Hand feierten wir bei traumhaftem Sonnenuntergang zu zweit meinen 40. Geburtstag.

An Lolas Beach Bar herrschte Hippie Stimmung und die Tanzeinlage der Transfrau war lustig und spektakulär zu gleich. Als dann aus der benachbarten „wärmsten“ Strandbar Maspalomas, der Strandapotheke, lautstark Andrea Berg hallte, gab es zwei Überlegungen. Reingehen, Schnaps trinken und mitfeiern oder zwei Lokale weiter zum Essen gehen.

Wir zogen weiter. Das Restaurante El Velero lockte uns mit eine romantischen kerzenbeleuchteten Sitzplatz mit Blick aufs Meer, was man allerdings auf Grund er Dunkelheit nicht mehr sah. Die Preise sind wie fast überall konkurrenzbedingt günstig, das Essen ordentlich aber in diesem Fall nicht überragend.

Nach dem Abendessen fuhren wir mit dem Taxi in die Mall Cita, die nicht wegen der Shops, sondern wegen ihrer Bars, Sex- und Swingerclubs und dem damit verbunden Nachtleben bekannt ist. Während in der oberen Etage so gut wie jedes europäische Land seine eigene Landsleute in die von deutschen und Niederländern dominierenden Bars lädt, ist die Kelleretage das Reich des frivolen Vergnügens.

Unser erster Weg führte uns in die „Frei.Wild Supporter Club“ Rockbar MELODIES. Besitzer Gudrun und Michael luden heute zur Halloween Party ein. Deutschrockfans kommen bei der Musik(Video)Auswahl auf ihre Kosten. Ich habe mich wohl gefühlt, allerdings zwei Sachen trübten den Abend. Die Musikvideos sollten mal auf HD umgeswitcht werden, das ist ja heute kein Problem mehr. Und zur Halloween-Party trat Auke auf, der seine Rock’n’Roll Evergreens zum Besten gab. Nach zwei Songs nervte aber seine Stimme schon und statt Party und stürmischer Begeisterung gab es nur verhaltenen Applaus. Bei einigen Gästen dominierte sogar die Apathie. „Wer ist denn am 15.11. noch hier?“. Keine Antwort. „Keiner? Seid ihr alle schon abgereist?“, fragte Entertainer Auke. „So wie du singst, kannste froh sein, dass ich nicht gleich schon abreise“, war die Antwort eines gelangweilt aussehenden Metalfans, der mich damit zum Schmunzeln brachte. Für uns das Stichwort aufzubrechen.

Neugierig schlenderten wir durch die Kelleretage der Mall und wurden prompt zu einer Besichtigung des Swingerclubs Fun4All eingeladen. Nett. Geblieben sind wir nicht, sondern ins benachbarte „Adrenaline“ gewechselt. Denn in dem Heavy Metal Pub sollte es heute ein Konzert von Chago Miranda geben. Viele der Bars und Clubs öffnen um 22 Uhr. Doch vor 0 Uhr ist kaum was los.

Als um 1 Uhr immer noch kein Konzertbeginn abzusehen war und wir auf der gemütlichen Couch schon mehrfach weggenickt waren, verließen wir den Club und machten uns mit dem Taxi auf den Weg nach Playa del Inglés. Schlafenszeit.

Freitag, 1. November

Durchzechte Nacht zum runden Geburtstag. Von wegen. Aber trotz fehlender Party fühlte sich Allerheiligen an, als hätte man die Nacht bis in den die frühen Morgenstunden durchgemacht. Muss am Alter liegen. Entsprechend ruhig ließen wir den Tag angehen.

Gegen Mittag ging es mit Opa zusammen „kalten“ Pool. Wenn man einmal drin ist, dann geht’s, hatten sie mir gesagt. Lügner. Doch ich hatte Glück. Denn unsere Tochter war vom kleinen aufblasbaren Bötchen gar nicht so begeistert und so nutzte ich die Chance meine zarten 90 Kilo in das für bis 40 Kilo belastbare Schwimmgefährt zu hieven und mich von der Sonne aufwärmen zu lassen.

Am Nachmittag hielt es mich dann doch nicht im Garten unsere Bungalows. Und diesmal begleitete mich sogar Opa Rudi zum Strand von Maspalomas, auf dessen Idee wir dann prompt in meiner Lieblingsstrandbar landeten. Und siehe da, selbst Rudi ließ sich von Sänger Jimi und seinen Songs begeistern. Woran ich das ausmachte… am Wippen mit seinem linken großen Zeh!

Zum Essen ging es am Abend ins La Gustera, eins der atmosphärisch etwas ansprechenderen Lokale, direkt an der Av Alféreces Provisionales, der Zugangsstraße zum Strand von Playa del Ingles. Unsere Tochter hielt heute allerdings nicht viel davon, im Kinderstuhl sitzen zu bleiben und so wechselte man sich ab, im Minutentakt mit ihr in die benachbarten Krimskrams-Shops zu laufen, von denen sich gleich drei hintereinander reihen.

Lustig wurde es noch nach dem Essen, als Josefine einfach der Musik folgte und in die gegenüberliegende Divine Lounge stolzierte, eine Bar integriert in die Anlage des Hotels Riu Don Miguel… Zugang: Adults only!

Samstag, 2.11.

Frühstück. Abwasch. Im Anschluss machten wir uns mit dem Mietwagen auf zum etwa 10 Kilometer entfernten Palmitos Park. Der Park beherbergt nicht nur verschiedene Tierarten, sondern ist gleichzeitig botanischer Garten. Nach einem Brand, bei dem fast die Hälfte des Parks zerstört wurde, eröffnete dieser wieder im Jahr 2008. Neben den Gehegen bietet der Park neben der Delfinshow auch eine Papageienshow und eine Greifvogelshow sowie Europas größtes Schmetterlingshaus.

Der Eintritt ist mit 32 Euro für einen Erwachsenen und 23 Euro pro Kind ganz schön happig. Und bei den Preisen für Eis, Wasser oder Snacks kann ich nur empfehlen, Verpflegung dabei zu haben. Auch wenn wir für unsere Tochter noch keinen Eintritt zahlen mussten (Kinder unter 2 Jahren sind kostenlos), war es für uns inkl. Verpflegung und Essen ein teurer Spaß. Besucher die Kinder dabei haben, sollten nicht vergessen ein Ausweisdokument für diese dabei zu haben, denn wenn Alter und Größe nicht nachgewiesen werden können, wird der volle Eintrittspreis fällig, was bei der Familie vor uns für Entsetzen gesorgt hatte.

Für Josefine, die jeden Vogel auf der Straße, Baum oder in der Luft mit einem hellen „Piep piep“ begrüßt, war der Park mit seinen Freifluggehegen ein tolles Abenteuer. Nach einem kurzen Besuch bei den Riesenschildkröten ging es für uns Schnurstracks auf den Hügel zur Greifvogelshow. Übrigens. Mit Kleinkindern ist ein Kinderwagen zu empfehlen, weil im Park einige Höhenmeter abzuspulen sind.

Die Sonne brannte und Schattenplätzchen gibt es auf den Rängen nicht. Die Show war beeindruckend. Es ist schon irren, wenn so ein Geier direkt über deinem Kopf hinwegfliegt und du den Wind durch den Flügelschlag fühlst.

Die Trainer machen einen klasse Job und erklären in mehreren Sprachen Details zu den Tieren. Auf Grund des Windes, der in dem Tal und auf dem Hügel herrscht, müssen die Trainer individuell reagieren.

Und so kommt es vor, dass die Tiere nach dem Start nicht zu ihren Trainern zurückkehren und erst einmal auf einem Felsen in der Nähe Pause machen.

Denn nur wenn der Wind und die Thermik es zulassen, können sie zum Park zurückkehren.

Nach der Show ließen wir uns viel Zeit bei der Besichtigung der vielen Vogelarten, insbesondere der Papageien. Vögel sind neben Pferden für unsere Tochter derzeit die beliebtesten Tiere. Und deshalb wurde auch vor den meisten Volieren lautstark mit diesen kommuniziert.

Der Weg durch Zoo ist glücklicherweise durch viele Bäume und Palmen gesäumt, so dass man weitgehend im Schatten laufen kann.

Doch als der Wind aufzog, knallten neben uns schon die ersten Kiefernzapfen auf den Boden. Und wir sprechen hier nicht von den kleinen Tannenzapfen, die bei uns in Deutschland vom Baum fallen. Meine Frau bekam das Schmerzhaft zu spüren, denn einer dieser Brummer fiel ihr direkt auf dem Kopf.

Und so bestand unsere Aufgabe bei dem weiteren Rundgang unter anderem darin, unsere Tochter vor den handgroßen Zapfen zu schützen. Ein weiteres Highlight des Parks für (Klein)Kinder ist außerdem das Schmetterlingshaus und wenn man Glück hat landet einer der Falter auch mal auf einer Nase.

Nächste Station war die Delfinshow. So richtig lässt einem die Frage ja nicht los, ob man Tierparks mit Delfinshow überhaupt besuchen soll. Und trotz der ausführlichen von Band abgespielter positiven Aussagen über „eins der modernsten europäischen Delfinarien“ und der Information über die in Gefangenschaft geborenen Tiere, blieb doch die Gewissenfrage.

Zugegeben, die ersten 5 Minuten fand Josefine die Show noch interessant. Danach war sie damit beschäftigt mit mir zu shakern und über die Ränge zu laufen, anstatt sich Kunststücke der Tiere anzusehen. Positiv bei der Show: Fast alle Kunststücke werden mit ausführlichen Erläuterungen zum Verhalten der Tiere verbunden und gerade ältere Kinder erfahren interessante Facts.

Direkt unterhalb des Delfinariums führt ein Tunnel durch eine tolle Aquarienlandschaft, die großes Interesse bei den Kids auslöste. Und auch unsere Tochter drückte ihre Nase gegen die Aquarienscheibe und beobachte interessiert das Leben unter Wasser.

Unser letztes Ziel war auch der persönliche Höhepunkt für unsere Tochter. Die Papageienshow. Mit „ohhh“ und „uih“ wurden die Kunststücke der Vögel kommentiert und auch kräftig beklatscht. Auch wenn sie sich dabei immer vergewissern musste, ob sie auch wirklich zum richtigen Zeitpunkt Beifall beizusteuern hat.

Auch an diesem Nachmittag ging es mal wieder in die Fußballkneipe „Kölsches Eck“, um die heutigen Bundesligaspiele anzuschauen und im Anschluss im Planet Bayern, das bisher beste Abendessen des ganzen Urlaubs zu genießen. Ein spannender und aufregender Tag für unsere Jüngste, ging zu Ende, der heute mal mit einem Eis seinen Abschluss fand.

Der Rest der Familie ließ den Abend nach dem zu Bett bringen noch gemütlich auf der Terrasse ausklingen, nicht ohne die im jeden Urlaub stattfindende Diskussion über die Dauer der Smartphone- und Tabletnutzung der Nachfolgegeneration, welche mich natürlich sofort zum Smartphone greifen ließ, um Tagesnotizen für den Reisebericht zu machen und aktuelle Fußballdaten an Dritte weiterzugeben. Ein Thema, was innerhalb der Familie immer für Diskussionen sorgt, insbesondere wenn zwei Minuten nach der Kritik noch mal kurz nachgehakt wird, ob man nochmal kurz was im Internet nachschauen könne. Zugegeben, wir nutzen das Smartphone ständig. Wir bezahlen damit, machen Banking, lesen Zeitschriften über die App Readly, hören darüber die Google Music Playlisten, machen Fotos, schreiben Notizen, verwalten darüber unsere Termine und Einkaufslisten, kommunizeren und checken private und dienstliche E-Mails, kaufen bei Amazon und Co und ich persönlich lese mich mit dem News Reeder Feedly einfach in Themen ein, die mich interessieren und für die andere vielleicht die Tageszeitung studieren. Einen Kritikpunkt lasse ich aber tatsächlich gelten und an dem heißt es zu arbeiten. Beim Abendessen, darf das Handy auch mal in der Hosentasche bleiben. Diese Forderung kann ich gut nachvollziehen. Und ich glaube auch zu wissen warum das gewünscht ist… man stelle sich mal vor, ich würde die zum Teil kuriosen Schlagabtäusche in der Familie noch akribischer dokumentieren und veröffentlichen. Nein, das will doch keiner :-).

Sonntag, 3.11.

Mit dem heutigen Ausflugstag wollte ich mir die letzten persönlich gesteckten Ziele der Insel anschauen, dessen „Abarbeitung“ bei meinem ersten Besuch im Jahr 2017 begonnen hatte und auch im letzten Jahr weitergeführt wurde. Nach dem morgendlichen Besuch der Türkentaube, verabschiedete ich mich bei meiner Familie und fuhr mit dem Mietwagen nach Las Palmas.

Heute wollte ich das Aquarium „Porma del Mar“ besuchen. Das Anfang 2018 eröffnete Aquarium liegt direkt im Hafen Puerto de La Luz der Inselhauptstadt. Mit einer Fläche von mehr als 12.000 Quadratmetern gehört das Aquarium zum zweitgrößten der Welt und wird von der Familie Kiessling betrieben, die unter anderem auch den Loro Parque auf der Nachbarinsel Teneriffa, den wir im letzten Jahr besucht hatten, zu ihrem Unternehmen zählen. Parken kann man im direkt angrenzenden Parkhaus oder mein Tipp, den ich selber bekommen haben, auf dem städtischen Parkplatz hinter dem Aquarium für 2,50 Euro / Tag. Gerade für Besucher, die den Rest des Tages noch die Stadt erkunden wollen, ist dies ein unschlagbarer Preis.

Das Ticket hatte ich am Vortag bereits über die App „GetYourGuide“ gekauft, so dass ich nur kurz den Barcode über den Scanner halten musste und die Unterwasserwelt betreten durfte. Durch das Aquarium führt ein Rundweg, so dass man kaum ein Becken verpassen kann. Ok, in Kritiken habe ich gelesen, dass man von den künstlich gestalteten Landschaften enttäuscht war. Aber hey, wie soll man denn zum Teil urzeitliche Naturdarstellungen sonst abbilden. Mich hat das nicht gestört.

Auf dem Weg durch die Landschaften und auch später im unteren Bereich durch die Deep-Sea Bereiche wird man von Musik bzw. Naturklängen begleitet, die einen tatsächlich in eine andere Welt eintauchen lassen. Und ja, anders als ich, könnte man sich auch viel mehr Zeit nehmen und die tierischen Bewohner der Anlage stundenlang beobachten, aber das war gar nicht mein Ziel. Mein Ziel war, mir einen Eindruck von dem Aquarium zu verschaffen, es einfach mal gesehen haben und diesem Fall mit dem Ergebnis, dass wenn wir wieder mal auf Gran Canaria sein sollten, uns mit der ganzen Familie das Aquarium anschauen werden. In ein paar Jahren dürfte meine Tochter davon schwer begeistert sein.

Vor allem für Kinder ist die künstliche gestaltete Welt ein Abenteuer und so mancher Gang über Brücken und unter Aquarien hindurch ist einfach spannend. Ältere Kinder und Erwachsene können sich gleich mehrsprachig an den interaktiven Tablets, die an jedem Becken angebracht sind, zahlreiche Informationen über die jeweiligen Tiere abrufen.

Interessant bei diesem Rundgang finde ich einfach die Tatsache, dass man im ersten Abschnitt von oben in die Becken schaut und dann später im unteren Bereich dieselben Tiere nochmal auf Augenhöhe beobachten kann. Außerdem hat man so tatsächlich einen Eindruck davon, wie aufwendig die Becken gestaltet worden sind.

Neben Fischen kann man aber auch Quallen, Schildkröten und imposante Krebse und andere Amphibien und Reptilien beobachten. Das erste persönliche Highlight war das Becken des Zitteraals, der zugegebenermaßen vor mir keine eleganten Bewegungen machte, sondern einfach nur ruhig auf dem Beckenboden lag. Man sich aber vorstellen kann, was im Wasser los ist, wenn dieser einem mit bis zu 860 Watt starken Stromschlag verpasst.

Tatsächlich ist der Zitteraal aber nur ein von rund 350 exotischen und einheimischen Tierarten, die in dieser Unterwasserwelt zu sehen sind. Und das gleich aus verschiedensten Perspektiven. Wenn ich nicht gerade 40 geworden, und anstatt alt und gebrechlich „mimimimi“, noch so jung wie die Kids vor mir gewesen wäre, hätte ich mit Sicherheit jeden der Unterwassertunnel in diesem Aquarium erforscht.

Das zweite Highlight war das „Riff“, ein mit 400.000 Liter gefüllter Glaszylinder, den man auf einem spiralförmigen Gang umrunden und später von oben hinab bestaunen kann. Hier wurde das Leben eines Korallenriffs nachgebildet. Der Rundweg führt vorbei an zahlreichen Bug Augen, durch die man sich schon einen ersten Eindruck vom Deep Sea Becken machen kann. Und wenn man dann durch einen dunklen Gang in eine Halle kommt und durch eine 35 Meter breite, 140 Tonnen schwere und damit die weltweit größte gerundete Scheibe, in ein 5,5 Mio. Liter gefüllte Becken schaut, dann ist man erst einmal erstaunt.

Neben Stachelrochen, Thunfischen, Schwärmen von kleinen und mittelgroßen Fischen fallen natürlich sofort die Haie ins Auge, die schwerelos im Wasser zu schweben scheinen und denen man von Auge in Auge schauen kann. Wow. Hier kann man stundenlang sitzen. Natürlich beherbergt das Poema del Mar neben Souvenir-Shop auch noch ein eigenes Restaurant und man hat das Gefühl, in mitten der Meeresbewohner zu speisen, ohne die Meeresbewohner zu verspeisen. Denn ich denke, dass eigene Aquarienbewohner oder Nachzuchten aus dem Backstage Bereich der Anlage nicht in der Pfanne landen. Nach dem vollständigen Rundgang durch die drei Bereiche (Dschungel, Riff und Tiefsee) habe ich mich rechtzeitig vor dem Besucher größerer Gruppen aus dem Staub gemacht und mir direkt am angrenzenden Parkplatz über die App des Anbieters SiTyCLETA eins der Fahrräder ausgeliehen und machte einen kurzen Abstecher zum Strand von Las Palmas, um einen Snack und Wasservorräte einzukaufen. Aber Achtung, das Verbot, an der Promenade Fahrradzufahren solltet ihr einhalten. Ich habe beim Schieben mehrfach Polizisten beobachtet, die Fahrradfahrer zurechtgewiesen haben. Ob sie ein Bußgeld zahlen mussten, ich weiß es nicht.

Rund 15 bis 20 gemütliche Minuten brauchte ich auf dem Fahrradweg entlang der Hauptstraße Av. de Canarias bis zu meinem nächsten Ziel. Ein Wahrzeichen von Las Palmas. Die Kathedrale Santa Ana befindet sich in dem ältesten Stadtteil Las Palmas, der Vegueta. Sie ist die älteste und größte Kirche der Insel. Vegueta gilt seit Ende des 15. Jahrhunderts als Gründungszentrum der Inselhauptstadt.

Direkt gegenüber der Kathedrale liegt das im Kolonialstil erbaute Gebäude, Casa de Colon – das Kolumbushaus. Kolumbus soll auf seinen Reisen dort übernachtet haben. Ob das Stimmt. Die Frage, ob Kolumbus auf seinen insgesamt vier Fahrten in die „neue Welt“ dort übernachtet hat, ist umstritten. Fakt ist, dass er auf mehreren kanarischen Inseln „angedockt“ hat, bei Gran Canaria ist aber nicht belegt, ob er überhaupt Landgänge gemacht hat. Heute ist das Casa de Colon ein Museum und man kann sich dort über die Entdeckerfahrten des Kolumbus informieren.

Fahrradfahren in Las Palmas in für einen „Ruhrgebietler“ ein Traum, kein Trauma. Also ganz anders als im innerstädtischen Bereich Essens. Eigene Fahrspuren, eigene Ampeln, Halteinstallation an Stopps, um nicht absteigen zu müssen. Ja, so geht das. Und ein Leihfahrradsystem, das mich 1 Euro pro Tag kostete, oder wenn man eben will, 30 Euro pro Monat… einfach genial.

Mein Weg führte mich an verschiedene Orte der Inselhauptstadt, irgendetwas besichtigt habe ich nicht mehr. Ich verließ die gut ausgebauten Fahrradwege und fuhr vorbei an den kleinen Häfen in Richtung der Kreuzfahrt-Terminals, um einen kurzen Blick auf die AIDA-Stella zu werfen

Der Hunger trieb mich zurück an den Strand von Las Palmas, um vor der Rückfahrt noch etwas zu essen und die Menschen an der Promenade zu beobachten. Etwas Kurios wurde es, als eine ältere Dame sich direkt über die Kette beugte, die Tische und Promenade trennen, den Selfie-Stick über meinen Teller wedelte, um ein möglichst gutes Bild von sich und dem Meer im Hintergrund zu haben. Ungelogen, drei Minuten zog sich das lautstarke Gespräch „über“ mir in die Länge, während ich teils interessiert und teils irritiert versuchte, dem spanischen Gebrabbel zu folgen. Ehrlich, ich wollt euch ein Foto davon mitbringen, aber ich konnte mit meinem Stuhl gar nicht so weit nach hinten rücken, um die Dame samt Selfie-Stick und Telefon aufs Bild zu bekommen. #spanishmotheriswatchingyou

Satt und gutgelaunt ging es zurück zur Fahrradstation und von dort aus zum Mietwagen, um die Fahrt nach Playa del Ingles anzutreten. Ich wollte pünktlich in Playa del Ingles sein, denn eins durfte ich heute nicht verpassen… im kölschen Ecke das Derby-Spiel Düsseldorf gegen Köln zu schauen. Mit meinem Schwiegervater in den Urlaub fahren bedeutet auch, dass Fußball einen großen Stellenwert einnimmt. Aber zugegeben, seit dem ich zusammen mit ihm und anderen in einer Kicktipp-Wettgemeinschaft bin, fiebere so manchem Spiel auch entgegen. Und trotz Niederlage der Kölner läutete der Wirt das „Trömmelche“ ein.

Den (Fußball)Abend ließen wir heute beim Chinesen nebenan ausklingen und meine Tochter bekam die heißgeliebte Winkekatze als kleines Pendant zum im Restaurantfenster stehenden großen Modell geschenkt. Es war ein Notgeschenk, da wir sonst während des Essens mit großem Protest konfrontiert wurden, wenn keiner mit ihr im Minutentakt zur Maneki-neko ging, damit sie der Katze zurückwinken konnte. Wusstet ihr, dass die der Rasse Japanese Bobtail nachempfunden Plastikkatzen je nach Farbe auch eine andere Glücksbedeutung haben. Egal, mich reißt die seit dem Jahr 1600 gestartete Verbreitung des Katzenkultes nicht mit, auch wenn mir das Winkekätzchen heute im Kinderzimmer meiner Tochter begegnet.

Montag, 4.11.

„Guten Morgen mein Täubchen“! Josefine und ihr „Piep piep“ sind mittlerweile dicke Freunde geworden. Das morgendliche Fütterungsritual in Form von Brötchenkrümeln hat mit Sicherheit dazu beitragen.

Badehose, Bikini, Schwimmpampers an. Mit den Frauen auf den Sitzbänken ging es einem von Papas Lieblingsstränden. Der künstlich angelegte Strand liegt zwischen Puerto Rico und Puerto Mogán und ist durch seinen flachen Einstieg ein idealer Tummelplatz für Kinder. Neben dem Strand liegt der Amadores Beach Club, in dem Kinder soviel ich weiß zwar auch rein dürfen, der aber nicht kostenlos ist und dementsprechend fast nur von Erwachsenen genutzt wird. Für Besucher, die dem Trubel am Strand etwas ausweichen wollen, mit Sicherheit eine gute Alternative.

Im letzten Jahr wollten wir den Strand ebenfalls besuchen, fanden aber bereits am Vormittag nicht einen einzigen Parkplatz mehr. In diesem Jahr hatten wir Glück. Da der Strand nicht nur der „Hausstrand“ der umliegenden All-Inclusive Hotels ist, sondern auch ein gern gesehenes Ziel von Tagesgästen, kann es schon einmal voll werden. Uns stört das nicht, gerade für unsere Tochter ist es schön, dass viele Familien mit Kindern vor Ort sind.

Auf Grund des Zulaufs darf man sich aber auch nicht wundern, dass Sonnenschirm und Liege für 12 EUR am Tag vermietet werden. Das entspricht zum Teil dem doppelten Preis an anderen Stellen. Da uns aber wichtig war, dass wir mit unserer Tochter auch mal ein Schattenplätzchen nutzen können, haben wir uns auch dies für ein paar wenige Stunden gegönnt.

Durch die Kids sind wir schnell mit einer Familie aus Bonn ins Gespräch gekommen, die uns das Hotel Riu Vistamar empfohlen hat, nicht nur wegen der Zimmeraussichten aufs Meer. Vor allem das All-Inclusive Angebot und die Möglichkeiten für die Kinder hatten es ihnen angetan. An diesem Ort könnte ich mir einen Aufenthalt in einer All-Inclusive-Anlage auch gut vorstellen Hier gibt es nämlich – außer den Strandbars, die mehr als gut besucht sind – soviel ich weiß keine lokalen Restaurants, die unmittelbar unter dem All-In-Angebot der umliegenden Hotels leiden könnten.

Mittagspause. Ein Snack musste her. Direkt hinter uns befand sich die Paradiso Beach Bar. Die Angebote der einzelnen Bars unterscheiden sich kaum. Pommes, Pizza, Pasta, Eis. Das bekommt man eben überall. Die Preise habe ich als normal empfunden und nicht zu überteuert. Richtig ausgerüstet und mit Kühltasche und geschmierten Broten, könnte man natürlich auch direkt an der Liege picknicken. Wir waren allerdings froh über den Schattenplatz unter der Markise.

Während meine Frau und meine Tochter sich gleich mehrmals an diesem Vormittag in die Fluten stürzten, erreichte mich das Wasser wenn es hochstieg, gerade bis zu den Kniekehlen. Wasser war irgendwie in diesem Urlaub nicht so mein Ding. Die Schnorchelausrüstung hatte ich diesmal erst gar nicht mitgenommen und so blieb es lediglich bei zwei Gängen in den Pool während des gesamten Urlaubs. Und das obwohl das Meer an diese Stelle ganz besonders toll ist.

Zur Mittagshitze verließen wir den Strand und fuhren mit dem Mietwage zurück nach Playa del Ingles. Trotz der Hitze im Auto schlief unsere Tochter nach einigen hundert Metern Fahrt ein und wurde nach Ankunft von meiner Frau direkt ins Kinderbett getragen. Ausgepowert schlief sie weitere zwei Stunden und war im Anschluss wieder so fit, um mit ihrer Mutter erneut in den Pool unserer Bungalowanlage „zu springen“. Oma und Opa passten im Anschluss auf Josefine auf, sodass wir zu zweit ins Yumbo Shopping Centrum gehen konnten, zum einen, um zu shoppen, zum anderen um etwas Essen zu gehen.

Da standesgemäß die Restaurantplätze mit Sicht auf die Bühne zur Eröffnungsparty der Winterpride Maspalomas gegen Abend schnell „ausgebucht“ sind, griffen wir etwas früher als geplant zu Messer und Gabel und konnten uns somit zum Start der der Party ins Getümmel stürzen. Warum der komplette Getränkestand, an dem auch wir uns versorgt hatten, nach einer Beschwerde eines Besuchers nur ein paar Minuten später komplett geschlossen wurde, ließ sich nicht herausfinden. Wir hatten kurz überlegt, ob wir den Restinhalt unseres Bechers wegkippen sollten, aber wenn wirklich etwas nicht ok gewesen wäre, war es sowieso schon zu spät. Also, ex und hopp! Nur soviel: Gesundheitliche Beschwerden hatten sich bei uns auch Stunden später nicht eingestellt.

Wir blieben nur kurz auf der Eröffnungsparty, irgendwie hat mich das Programm zu Beginn nicht wirklich umgehauen und war geprägt von Videoausschnitten auf der Leinwand. Und zu Beginn der Live-Shows waren wir gerade auf den Weg zurück zu unserer Anlage. Aber die Musik aus dem Yumbo Centrum schallt zur Winterpride sowieso durch ganz Playa del Ingles und somit fühlten wir uns auch auf unserer Terrasse, als wären wir live dabei.

Mittwoch, 6.11.

Wir überspringen einen Faulenzertag und sparen uns eine ausführliche Berichterstattung über einen Tag, dessen Abend damit endete, dass ich das das Restaurant zum Abendessen mit unserer Tochter auf Grund ihrer üblen Laune frühzeitig verließ. Aber die Laune kam nicht von ungefähr. Sie zahnte, hatte Schmerzen und so entschied ich kurzerhand das Kind zu befreien und mit schmerzstillender Dentinox Salbe ins Bett zu legen. Während ich auf der Terrasse saß, den Monitor der Babykamera überwachte und das aus dem Restaurant bereits bestellte Essen als „to go-Version“ von meiner Frau und meiner Schwiegermutter mitgebracht bekam, vertrat mich mein Schwiegervater am gestrigen Abend im Kölschen Eck beim Champions League Spiel des BVB gegen Inter Mailand. Ob er mit schwarz-gelben Schal den Sieg der „Zecken“ gefeiert hat, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall wurde es an diesem Abend später, bis er nach Hause kam 😉

Am frühen Morgen kümmerte sich Oma wieder um unsere Tochter und versuchte das schlechtgelaunte Kind auf Touren zu bringen, was weder ihr noch uns später so richtig gelingen wollte. Und so musste wieder die Salbe gegen die Schmerzen herhalten und mit ausgiebigen Rückenstreicheln schaffte ich es dann auch, dass Josefine um 10 Uhr einschlief. Der Schlaf tat ihr gut und drei Stunden später sah ihre Welt schon wieder ganz anders aus. Ob sie wirklich so müde war oder der starke Zwiebelgeruch im Bungalow eine Art „Koma“ bei ihr auslöste, ließ sich nicht klären. Fakt war aber, dass der Zwiebelsut, der bei meinem Schwiegervater für Linderung seines Reizhustens sorgen sollte, seine Wirkung nicht wirklich entfaltete. Im Nachgang können wir hoffen, dass zwischen unserer Abreise und der Wiedervermietung des Bungalows ein paar Tage verstrichen sind.

Das sonnige warme Wetter war ideal zum Baden im Kinderpool, auch wenn dieser regelmäßig mit warmen Wasser auf eine ordentliche Temperatur gebracht werden musste. Denn im Schatten und über Nacht kühlte sich das Wasser doch stark ab. Während ich schon Entenpelle bekam, wenn ich nur den Zeh ins Wasser steckte, wäre unsere Tochter wahrscheinlich darin aufgequollen, hätten wir sie nicht ab und zu mit leichtem Zwang aus dem Pool getragen.

Am Nachmittag machte ich mich auf dem Weg nach zum Strand, um von Playa del Ingles am Meer entlang nach El Oasis zu laufen. Begleitet wurde ich von zahlreichen Strandspaziergängern und -joggern, die ihre Füße im Sand vertreten wollten. Mein Ziel war es, mir das Museum im Leuchtturm Faro de Maspalomas anzuschauen, der nach einer Sanierung Anfang diesen Jahres wiederöffnet hatte.

Ich war mir nicht sicher, ob man nicht auch den Leuchtturm bis oben hin besteigen konnte, wollte aber gerüstet sein und entschied mich, vor einem möglichen Treppenanstieg erst einmal im „Snack Bar Surf Burger“ zu stärken. Doppelburger, Käse-Schinken-Toasti, Bierchen, Pommes Majo. Kein Thema, würde ja gleich wieder abtrainiert werden. Naja, ganz so ging meine (Kalorien)Rechnung nicht auf, denn das Museum befindet sich auf der ersten Etage und der Rest des Leuchtturms ist für Besucher nicht begehbar.

Im Museum kann man eine Ausstellung von ethnografischen Exponaten besichtigen, die unter anderem Ausstellungsstücke aus Keramik, Möbelstücke und Textilien umfassen. Ehrlich gesagt war ich eher in Strand- anstatt in Museumstimmung, deshalb habe ich die Ausstellung auch lediglich durchflogen und war etwas enttäuscht, dass mir der Ausblick von der rund 60 Meter hohen Plattform des Leuchtturms verwehrt wurde. Aber auch von der „Dachterrasse“ kann man sich einen guten Überblick über die nähere Umgebung verschaffen.

Zurück nach Playa del Ingles ging es am Abend dann mit dem Taxi. Die Sonne ging bereits unter, als wir uns zu dritt auf den Weg zum Yumbo Centrum machten. Diesen Abend wollte meine Frau bei einem Cocktail genießen und so entschieden wir, in einem der Restaurants im Shopping Center zu essen. Die Auswahl fiel uns diesmal nicht schwer.

Obwohl ich eigentlich nicht ein Fan davon bin, wenn ich auf offener Straße aufdringlich angesprochen werde und ein naheliegendes Restaurant mit den Worten „habe best food, italienisch, thai, chinese, auch deutsch, gut Fleisch“ angekündigt wird, so hat uns diesmal ein Herr mit seiner sympathischen Art dazu bekommen, in „seinem“ Gourmet Street Food Restaurant einzukehren und zwischen Fernsehern mit Musikvideos und sonstigem Bling-Bling zu essen.

Unsere Tochter hielt es nicht lange auf ihrem Stuhl, viel zu interessant war das Treiben in den Bars und das Angebot der Verkäufer, die von Sonnenbrillen, leuchtenden Wurfgeschossen bis hin zu Armbändern alles verkaufen. Doch gegenseitige Sympathie führte dazu, dass Josefine nicht nur einen Luftballon geschenkt bekam, sondern ein Verkäufer tatsächlich in ein Geschäft ging, um ihr ein Kuscheltier zu kaufen und um es ihr später an unserem Tisch freudestrahlend zu überreichen. Wir waren skeptisch und warteten auf eine Preisansage. Doch stattdessen gab es nur die Info, dass er auch eine kleine Tochter habe und es ihm eine Freude sei, ihr ein Geschenk zu machen. Und so schnell wie er aufgetaucht war, verschwand er dann auch wieder. Einfach ein nette Geste.

Das Essen bzw. die Snacks waren gut und die Atmosphäre und die aufmerksamen Kellner haben mir gut gefallen. Wer abseits von klassischen spanischen oder chinesischen Essen mal auf Burger Hunger hat, ist hier richtig aufgehoben und sollte die bekannten Fast-Food-Ketten links liegen lassen.

Unsere Tochter hatte ihre Kartoffelecken genossen und ihren Mini-Burger so gut wie komplett ihrem hungrigen Vater überlassen. Erst kurz bevor die Partystimmung im Yumbo Centrum stieg, da der nächste Show-Abend des Winterpride Festivals anstand, verließen wir das Restaurant.

Entsprechend gesättigt ließen wir den Abend bei Musik auf den Ohren im Garten und mit Blick auf das Video-Babyphone ausklingen, nach dem unsere Tochter schnell eingeschlafen war.

Donnerstag, 7.11.

Guten Morgen Maspalomas. Kurz nach dem Frühstück schoben wir unsere Tochter im Kinderwagen die Av. Alf. Provisionales runter bis zum Strand von Playa del Ingles. Den letzten Tag der Reise wollten die zwei jüngsten Damen der Familie Schindler noch einmal das Angebot der Strandshops nach Sommerkleidern und Spielzeug durchforsten.

Der Wind trug an diesem Tag feinen Sand durch die schmalen Gasse, der an unserer Kleidung, Haaren und Ohren klebte. Bis zu zehnmal im Jahr kann der „Calima“ über mehrere Tage auf Gran Canaria auftreten. Dabei handelt es sich um Sand aus der afrikanischen Sahara, der sich wie ein Nebel über die Insel legt. Dieses Ausmaß hatte der heutige „Sandwind“ allerdings nicht und stammte eher von den angrenzenden Dünen, aber trotzdem brachen wir die Tour ab und steuerten mit halb zugekniffenen Augen auf das Ciao Ciao zu, in dem es ja angeblich das beste Eis der Insel geben soll.

Während wir Eltern uns die Portion „Erdbeerbecher“ mit ausreichend Sahne zu Mund führten, musste sich unsere Tochter mit einer Kugel Vanilleeis zufriedengeben. Was sie vor kurzem – Eis ist ja sowieso eine Ausnahme – noch lächelnd zufriedenstellte, ist heute nicht mehr gut genug. Ich bin mir nicht sicher, ob ihr neidischer und leicht ärgerlich aussehender Blick auf die Größe oder Variation des Eisbechers ihrer Eltern bezogen war.

Der kleine Wasserfrosch drehte nach ihrem Mittagsschlaf die letzte Runde dieses Urlaubs entlang des Pools, sprang vom Beckenrand noch ein paar Mal in die Arme ihrer Mutter, verabschiedete sich im Anschluss von allen „Piep piep’s“ in der Umgebung, den Außenduschen und dem Gras.

Am Nachmittag passten die Großeltern auf Josefine auf und wir läuteten ebenfalls den Abschied ein. Klar war, dass die sonnenverwöhnten Stunden im diesen Jahr endgültig vorbei seien, sobald wir wieder in Deutschland angekommen sind. Und so stiegen wir kurzer Hand in ein Taxi, um den letzten Abend am Strand von El Oasis bei Cocktails und Bier ausklingen zu lassen.

Drei alkoholische Getränke später und inspiriert von den Gästen der benachbarten „Strandapotheke“ machte sich meine Frau einen Spaß daraus, im Netz für mich ein passendes Strand- und sogar Abendoutfit auszusuchen, das dann zum Besuch der vierten Winterpride Maspalomas zum Einsatz kommen soll. Quasi als Jubiläumsoutfit.

Auffällig waren die Blicke der Männer schon, die mich immer dann erreichten, wenn meine Frau die Toilette besuchte und ich alleine am Tisch saß. Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir allerdings auf, dass sie an diesem Abend besonders häufig den Tisch verließ, um „mal für kleine Mädchen zu gehen“. Es würde mich nicht wundern, wenn sie die Szenerie beabsichtigt herbeigeführt hat, und deshalb auch immer mit einem verschmitzten Lächeln zurück zum Tisch kam. Ob ich die Blicke genossen habe. Ein Gentleman genießt und schweigt 😉

Traditionsgemäß aßen wir am letzten Abend im Restaurant Planet Bayern, weil es einfach so praktisch nah direkt an der Anlage liegt und wir ja auch bereits auf gepackten Koffern saßen. Das Essen war gut, nur die Hektik der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich heute irgendwie auf mich übertragen. Das trübte etwas die Gemütlichkeit, auf der anderen Seite gab es natürlich viele Bestellungen, die pünktlich und warm an den Tisch geliefert werden wollten, aber ob man bei einem 20 Meter langen schlauchförmigen Restaurant deshalb jedes Mal ein Wettrennen abliefern muss, ich weiß nicht. Und wie bei fast jedem Besuch, wurde uns auch diesmal vom hauseigenen Stammverkäufer „hochwertiger“ Schmuck, Uhren und garantiert aus Afrika handgefertigte Armbänder angeboten. 1 zu 0 für den Verkäufer. Ein Armband für Josefine wurde gekauft und liegt mittlerweile unbenutzt zuhause im Schrank herum.

Freitag, 08.11.

Abreisetag. Nach dem das Bungalow noch kurz auf Vordermann gebracht wurde und mehrere Kontrollgänge keine nennenswerten vergessenen Dinge und somit im nach hinein zu verzeichnende Verluste zu Tage gebracht hatten, verließen wir Playa del Ingles im Großraumtaxi zum Flughafen. Dass dieser generell sehr familienfreundlich ist, zeigte sich schon im letzten Jahr durch die extra eingerichteten Sicherheitsschleusen für Familien. Da wir aber erstmals einen gemeinsamen Flug bestritten und ich somit die gleiche Schleuse wie Tochter und Ehefrau benutzen konnte, fiel mir sofort auf, mit welchen kleinen Details der Flughafen punkten konnte. Direkt am Körperscanner, den man nur alleine betreten darf, gibt es ein Laufgitter, in denen ein allein reisender Elternteil das Kind lassen kann, um nur einen Schritt in die Sicherheitsschleuse machen und gleichzeitig das Kind im Auge behalten zu können. Super.

Aufgrund der verspäteten Ankunft unseres Flugzeuges verzögerte sich auch unser Abflug. Doch kein Problem. Unsere Tochter hatte sowieso viel lieber Lust ihrem Bewegungsdrang auf dem Indoor-Spielplatz des Flughafens nachzugehen. Ein idealer Ausgangspunkt, um mit Kids entspannt die Rückreise anzutreten und die Langweile im Vorfeld quasi „auszurotten“. Aber was wir dann entdeckten, hat uns quasi umgehauen. Direkt gegenüber des Spielplatzes gab es eine Wickel- und Stillraum der Extraklasse. Neben Stillsesseln mit USB-Anschlüssen sowie direkten Blick auf einen extra angebrachten Abflugscreen, gab es noch einen extra Spielbereich für „Klein(st)kinder“, Erwachsenen- und Kindertoiletten und eine Mikrowelle zur Zubereitung von Nahrungsmitteln. Ok, ich habe vor meiner Vaterzeit in anderen Flughäfen nie wirklich darauf geachtet, bin mir aber sicher, dass der Flughafen Gran Canaria einer der vorbildlichsten Angebote für Familien mit Kindern bietet. Einfach klasse.

Unsere Tochter hatte den Flug super gemeistert und in kurzen Knötter-Phasen wurde sie entweder von unserer Sitznachbarin unterhalten, holte sich bei ihrem Weg durch den Mittelgang das freundliche Lächeln und Zurückwinken der anderen Fluggäste ab oder beobachtete auf dem Arm einer Stewardess das Treiben in der Bordküche. Durch die Verspätung landeten wir rund 1 ½ Stunden später in Düsseldorf und wurden schon sehnsüchtig von meinen Eltern und meinem Neffen erwartet, die uns freundlicherweise vom Flughafen abgeholt hatten.

Fazit:

Wer hätte gedacht, dass ich zum dritten Mal in drei Jahren auf den Kanaren lande. Die Kontinuität dieses Besuchs hatte aber zum Vorteil, dass ich meine „muss ich mal angeschaut haben“-Liste von Gran Canaria, akribisch erstellt in einem GoogleMaps-Plan, vollständig abarbeiten konnte. Wahrscheinlich werde ich mich bei einem erneuten Besuch dann dem Tagesrhythmus meines Schwiegervaters anpassen, der die Insel seit 40 Jahren kennt und der als Rentner im Urlaub tatsächlich Urlaub macht und Tagesauflüge möglichst vermeidet. Jetzt wo ich 40 Jahre alt bin, nehme mir das Recht dann einfach raus, faulenzend auf einer Terrasse, am Pool oder Abends in einem Restaurant abzuhängen. Sollte dies wirklich der Fall sein, werde ich euch einen Reisebericht ersparen. Doch im nächsten Jahr geht es woanders hin. Der Familienrat, der sich in diesem Fall nur aus meiner Ehefrau zusammensetzt, hat beschlossen, Zypern auf Grund der Flugsituation u.a. vom Condor auszusetzen und der Idee der Schwiegereltern zu folgen, im Herbst 2020 nach Sizilien zu fliegen. Wir freuen uns und werden berichten.

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