Vorwort:
Mit unserer 4 Monate alten Tochter wollten wir den nächsten Kurzurlaub am Meer machen. Leider gestaltete sich der Ausflug kürzer und stressiger als gedacht. Für mich erstmals eine echte Umstellung, nämlich von schnell mal was einpacken auf gewissenhafte Organisation, um keine wichtigen Dinge fürs Kind zu vergessen. Erstmals waren wir mit Dachzelt unterwegs, hatten also für uns drei genug Schlafplätze.
Montag, 13.8.
Vor ein paar Tagen waren wir in Melle, um uns das Dachzelt Gobi 140 der Firma Ocean Cross montieren zu lassen. Überzeugt mir ein solches zuzulegen, wurde ich während meines Besuches beim diesjährigen Dachzeltfestival in Stadtoldendorf, bei dem mehrere Händler ihre Produkte präsentierten. Die Entscheidung hatte ich getroffen, weil es im CamperCaddy mit Babytochter doch etwas zu eng wurde.
Ursprünglich wollten wir unsere Woche Urlaub in unserem Wohnwagen auf dem Campingplatz am Baldeneysee verbringen, aber ich wollte das Dachzelt unbedingt testen. Also buchten wir zwei Tage vor Abfahrt noch einen Stellplatz auf dem Gelände vom Nordsee Camp Norddeich für vier Tage. Die Wettervoraussichten waren mies, also bereiteten wir uns auf einen feuchten Produkttest vor. Statt um 10 Uhr starteten wir erst um 11 Uhr von Essen nach Norddeich. Gründe hierfür, Frau und Tochter haben verpennt und Papa hatte den Autoschlüssel verlegt und über sich selbst ärgernd und fluchend die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt. Beste Startbedingungen also.
Die Fahrt über A31 zog sich auf Grund der vielen Baustellen in die Länge, trotzdem stieg meine Laune wieder… bis kurz vor Norddeich als ich die schwarzen Wolken am Himmel sah. Mist, wären wir doch mal eine Stunde früher losgefahren. Und wie es kommen musste, genau in dem Moment, in dem wir unseren Stellplatz 683 erreichten, brachen der Regenschauer und das Gewitter los. Anky und Josefine blieben im Auto und ich war gewillt, das Dachzelt aufzubauen, um den Untergrund des Vorzelts nicht ganz vom Regen durchweichen zu lassen. Was soll ich sagen. Dachzelt, genial. Plane vom Auto ab, Schnallen gelöst, an der Leiter gezogen und schon steht man innerhalb von zwei Minuten regengeschützt unter dem Vordach und kann einigermaßen trocken das Vorzelt per Reißverschluss anbringen. Klasse. Noch ein paar Heringe einschlagen und fertig ist die Sache. Ich war begeistert.
Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte, machten wir uns daran den CamperCaddy in ein Bett zu verwandeln, damit Anky und Josefine einen windgeschützten und warmen Schlafplatz für die Nacht hatten. Im Nieselregen erkundeten wir mit Kinderwagen den Platz. Trotz des miesen Wetters waren die Kinderspielplätze voll, Kinder in Matschhosen mit Gummistiefeln bauten Wassergraben und backten Matschsandkuchen. Die Sanitäranlagen auf dem Platz sind grosszügig und sauber. Hier kostet nichts extra. Die Nutzung der Duschen, Fön etc. sind schon im Preis enthalten. Unser Ziel war der kleine Supermarkt, zwei Minuten von unserem Stellplatz entfernt. Von Ravioli bis Grillkohle über Badelatschen und Bier sowie frischen Brötchen ist hier alles zu haben. Wir deckten uns mit den nötigsten Süßigkeiten ein und verbrachten den Rest des Nachmittags an unserem Stellplatz.
Das zum Campingplatz gehörende italienische Restaurant hatte gute Bewertungen bekommen und so stand eins schnell fest: Wir lassen uns heute Abend bedienen. Und das Essen war wirklich gut. Die Klassiker wie Lasagne und Pasta mit Pesto hatte der Koch schon einmal drauf. Nach einem halben Glas Wein und einem großen Glas Bier war es Zeit Josefine hinzulegen bzw. vom Kinderwagen in den Camper umzubetten. Und während die Mädels es sich im Auto gemütlich machten, erklomm ich das Dachzelt. Die Matratze ist etwas härter und für mich und meinen schmerzenden Rücken genau richtig. Der Regen konnte dem Zelt nichts anhaben. Es ist nicht nur absolut wasserdicht, sondern auch winddicht, sodass ich mir den Schlafsack nur überlegen musste, da es sonst zu warm wurde. Licht aus. Gute Nacht.
Dienstag, 14.8.
Moin Moin. Ich hatte gut geschlafen. Das Dachzelt hat zwar keine Stehhöhe, bietet aber dennoch ein tolles Raumgefühl. Dazu tragen vor allem die Aufstellfenster und das Dachhimmelfenster bei. Doch einen Nachteil hat das Zelt… für meine Nachbarn. Mein Schnarchen hallte in dieser Nacht ungedämmt über die Nachbarparzellen. Anky machte sich auf den Weg zu den Duschen und ich konnte mit Josefine im Caddy kuscheln. Ein Babylächeln deines Kindes am Morgen und man schmelzt dahin. Mit ihren vier Monaten ist ist sie nun schon so richtig aufmerksam und kommuniziert aktiv und bewusst. Ein tolles Alter.
Man was waren die lecker, die frisch gebackenen Brötchen vom Campingplatz-Supermarkt. Und das ist keineswegs ironisch gemeint. Unsere Kühlbox im Vorzelt enthielt die passenden Brötchenbelege und so ließ es sich gut in den Tag starten. Der allerdings sollte so alles in allem irgendwie nicht so unser werden. Frau quengelig, Baby quengelig, ich quengelig. Unser Hoffnungsschimmer, der Besuch von Tanja und Anja, diese saßen rund eine Stunde entfernt im beschaulichen Friederikensiel. Wo ist dat denn? Na zwischen Carolinensiel und Schillig. Ok, damit kann man was anfangen. Die Beiden sahen auf unseren Facebook-Accounts wo wir waren, riefen am Vormittag an und schlugen vor, uns in Norddeich zu treffen. Super.
Rund 30 Minuten ließen wir uns den Wind am Deich um die Ohren blasen und steuerten mit Kinderwagen den örtlichen Netto-Markendiscount an, um neue Babybreigläschen zu besorgen. Die Geschmacksauswahl unserer Tochter, die gerade erst ihre ersten Breiversuche machte, war bis jetzt auf die Sorte „Weiße Karotte“ fixiert. Die hatten wir aber leider nicht mehr und alles andere wurde verschmäht. Mit Nachschub verschiedenster, nicht auf Geschmackskompatibilität getesteter Fläschchen, ging es zur Seehundstation von Norddeich. Treffpunkt und Ausflugsziel mit unseren beiden Freundinnen aus diesem einen kleinen Siel am Rande der Welt. Die Seehundstation war wirklich interessant. Neben dem „uih sind die aber süß“ Geschrei von Kindern und Mamis gleichermaßen, bietet die Seehundstation für Kinder ab dem Grundschulalter aber tolle Informationen, sehr wissenschaftlich, aber super und dazu kindgerecht aufgearbeitet. Die Tatsache, dass wir ein Kind haben, dass damit überhaupt noch nichts anfangen kann und die Schar an Familien, die bei dem schlechten Wetter in die Station gelockt wurden, lassen mich den Besuch der Seehundstation wie folgt bewerten: so lala! War mir irgendwie zu viel Trubel.
Nach einem kurzen Schauer machen wir uns auf den Weg zum Restaurant Diekster Köken. Anky und ich waren hier vor zwei Jahren schon einmal gewesen. Meine Empfehlung: eine der vielen Waffel- oder Pfannkuchenvarianten.
Während Anja und Tanja dank verfügbaren Auto für uns noch eine paar Besorgungen erledigten, kämpften wir uns gegen den Wind zurück zum Campingplatz.
In manchen Minuten kam die Sonne raus und die Hoffnung auf einen gemeinsamen trockenen Grillabend stieg.
Laybag, kennt ihr das? Ein Outdoor Air Sofa der perfekten Art. Super um sich zurückzulegen und bedienen zu lassen, aber auch um entspannt mit der Tochter zu kuscheln.
Den dann doch sonnigen Abend genossen wir beim Grillen mit unseren Freunden. Toll, dass sie da waren.
Mittwoch, 15.8.
9.30 Uhr. Mutter und Tochter schliefen immer noch, ich machte mich auf den Weg zum Supermarkt und konnte die letzten vier Brötchen abstauben. Man, das wird ein guter Tag… dachten wir. Zu dem begrüßte uns die Sonne.
Wir entschieden, statt am Donnerstagmorgen, schon am heutigen Abend zu unserem Dauerstellplatz auf dem Campingplatz Baldeneysee zu fahren. So konnten wir sichergehen, dass das Dachzelt trocken blieb. Außerdem dachte ich daran, dass Josefine auf der Rückfahrt am Abend besser schlafen würde. Nachdem alles eingepackt war, spazierten wir bei schönem Wetter wieder den Deich entlang.
Im Café „Haus des Gastes“ trafen wir auf meine Eltern, die eigentlich auf den Weg an nach Grossenbrode an die Ostsee waren, es sich aber nicht nehmen ließen, einen 400 Kilometer Umweg zu machen, um uns einen Besuch abzustatten.
Wir gönnten uns ein paar Drinks, wechselten aber im Anschluss – nach einem kurzen Fotostop auf dem Aussichtsturm – ins nahegelegene altbekannte Restaurant.
Ja, auch heute ging es wieder ins Diekster Köken, schließlich musste ich die nächste leckere Pfannkuchenvariante testen. Wo gestern nur Käse und Schinken den Pfannkuchen zierten, ergänzten heute noch Paprika und Pilze die Füllung. Wow.
Wir verabschiedeten uns um 18 Uhr von meinen Eltern, die noch eine Nacht in Norddeich verbrachten. Kinderwagen und Kind waren im Auto fixiert, es konnte losgehen. Bye bye Norddeich. Hello Norden. Denn nach nur rund 10 Kilometer dann der erste Stop. Josefine nörgelte im Maxi Cosi und damit Mami auf dem Rücksitz neben ihr Platz nehmen konnte, wurde kurzer Hand der komplette Caddy aus- und am Straßenrand umgeräumt. In der Zwischenzeit hatte uns der Traktor, den wir kurz vorher noch überholt hatten wieder eingeholt. Also, wieder hinten am Rückstau anstellen und das ganze Spiel von vorne.
Eine Nachricht unser Schwiegereltern durchkreuzte allerdings unseren Plan, den Urlaub am Baldeneysee direkt fortzusetzen. Stromausfall in Essen-Freisenbruch. Unser Haus und auch die benachbarten Häuser waren seit 14 Uhr ohne Strom. Im unserem Gefrierschrank lagerten rund 50 Fläschchen und zig Tüten Muttermilch, die drohten aufzutauen. Oh. Die Stimmung war im Eimer… und Anky nachvollziehbar entsetzt. Was nun? Die Schwiegereltern wohnen im gleichen Haus, fielen aber als Betroffene des Stromausfalls aus, ebenso wie auch alle umliegenden Nachbarn. Meine Eltern, Fehlanzeige, die waren ja gerade in Norddeich. Meine Schwester? Im wohlverdienten Urlaub im Allgäu. Ankys WhatsApp Freundes-Gruppe brachte die Rettung. Freunde boten uns an, trotz Abwesenheit unsere Vorräte bei ihnen zu lagern und ermöglichten uns den Zugang zum Haus. Wahnsinn. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Als wir um 22 Uhr zuhause ankamen, die Kerzen in der Wohnung Licht spendeten und wir mit Spannung den Gefriertruhe öffneten, überkam uns Erleichterung. Alles noch gefroren. Anky rief ihren Vater mit panischer und hektischer Stimme runter, der kurz auf Josefine aufpassen sollte. Und während ich gerade die Urlaubssachen auspackte, eilte dieser nach unten und fragte Anky auf Grund ihres hektischen Anrufs und der panischen Stimme als erstes: „Was ist passiert, lasst ihr euch scheiden?“. Nö, jetzt gerade haben wir dafür keine Zeit dafür.
Zwei Schubladen gefrorene Muttermilch wurden in Windeseile in den Caddy gepackt und mit Vollgas ging es zu Jenny und Patrick, um Fläschchen und Tüten in deren Gefrierschrank zu verstauen. Erledigt. Selten habe ich meine Frau so erleichtert gesehen. Zurück zu Hause entließen wir den Großvater von seiner Pflicht, auf Josefine aufzupassen.
Josefine schlief noch und hatte nichts von der Aufregung mitbekommen. Also wollten wir die Chance nutzen und trotz der späten Uhrzeit zum Campingpark Baldeneysee. Denn dort war Strom, ein gemachtes Bett und Ruhe. Haustür auf… doch was war das. Im Augenwinkel blinkte etwas auf. Der Router startet. Kann das wahr sein. Tatsächlich! 23 Uhr und der Strom war wieder da. Puh. Am besten nicht darüber nachdenken, dass wir uns den ganzen Stress hätten sparen können. Egal. Jetzt eine kurze Verschnaufpause und kein Stress mehr. Also, alles wieder zurück. Das Auto blieb in dieser Nacht stehen, Josefine kam in ihr Kinderbett und wir entschieden. Der verkürzte Kurzurlaub war damit beendet.
Fazit:
Dass die Nordsee trotz Schietwetter immer eine Reise wert ist, brauch ich nicht groß erwähnen. Aber trotz des Dachzelts musste ich feststellen, dass sich das Hin-und-her-Räumen, um irgendwelche Sachen zu finden, sich leider dadurch nicht verringert. Das gilt insbesondere für die ganzen Babyklamotten. Ok, ich versuche mich erst einmal an einem neuen Ordnungssystem. Aber erstmals spiele ich ernsthaft mit dem Gedanken, ein Wohnmobil anzuschaffen. Gebraucht, aber mit ordentlicher Heizung und viel Stauraum sowie mindestens drei Schlafplätzen. Wäre da nicht die Dieseldiskussion? Beim PKW Euro 4 Diesel mache ich mir trotz Panikmache die nächsten Jahre noch nicht so viele sorgen. Aber bei der großen Investition in ein gebrauchtes Wohnmobil, hm? Eure Meinung dazu. Ich bin gespannt.