Die letzten Tage waren frustrierend, aufregend und glücklich… der Reihenfolge entsprechend. Noch vor ein paar Tagen, Ende Dezember 2020, konnte ich in Burbach zwei Fahrerhaussitze aus einem Fiat Ducato Wohnmobil von 1997 erwerben (wir berichteten). In dem Gespräch mit dem Besitzer, der vor Kurzem sein Wohnmobil verkauft hatte, reagierte dieser erstaunt über meine Aussage, dass ich ein Fiat Ducato aus diesem Baujahr mit grüner Umweltplakette in der Windschutzscheibe fahren würden. Seines Wissens wäre eine Umrüstung des Fahrzeuges durch den Hersteller überhaupt nicht möglich, entsprechend günstiger war sein Verkaufspreis des Fahrzeugs und mit dem, was ich gezahlt habe, natürlich nicht vergleichbar. Kein Problem, schau ich mal in die Unterlagen und schicke ihm die Informationen über die Nachrüstung zu, dachte ich mir. Denn auch sein Käufer war daran interessiert, dass Fahrzeug umzurüsten und er würde ihm die Infos gerne zukommen lassen. Zu Hause angekommen recherchierte ich weiter, aus den Unterlagen ging nichts hervor und auch die im Fahrzeugschein angegebenen Schlüsselnummern und EG-Klassen-Werte deuteten auf eins hin. Hier ist was faul.

Das Ergebnis dieses Fahrzeug ist unter falschen Angaben verkauft worden und somit in unserer Umweltzone Ruhrgebiet für mich – bis auf eine Ausnahmegenehmigung vom Stellplatz zur Autobahn – unfahrbar. Was nun? Zusammen mit einem Anwalt wurde bereits die Rückkaufabwicklung durchgesprochen, aber so ganz wohl war mir dabei nicht. Zum Einen, weil mir irgendetwas sagte, dass der Verkäufer mich nicht beabsichtigt über das Ohr gehauen hat, zum Zweiten, weil ich schon so viel in das Fahrzeug reingesteckt habe, dass ich zwar die mit dem Kauf zwingend notwendigen Kosten Reparatur- und Instandsetzungsmaßnahmen mit geltend machten könnte, nicht aber alle individuellen Zubehörteile und Umbauten.

Im Zuge der Gespräche mit dem Verkäufer stellte sich heraus, dass ihm das Fahrzeug bereits mit grüner Plakette in Hessen verkauft wurde. Aber wie kam dann die Plakette mit Essener Kennzeichen mit der Anmeldung auf das Auto. Spätestens da hätte das Ganze doch auffallen müssen. Eine Möglichkeit, der Zulassungsdienst in Essen hatte diese vergeben. Schließlich war ja schon Plakette auf die Windschutzscheibe geklebt. Ob man diese das nun anhand der Papiere hätten genauer überprüfen müssen, kann ich nicht sagen, aber eine Werkstatt erzählte mir, dass dies öfter vorkommen würde und zwar immer dann, wenn ein und dieselben Schlüsselnummern für Fahrzeuge unter 2,8 Tonnen die grüne Plakette bei Fahrzeugen über 2,8 Tonnen keine oder die rote Plakette bedeuten würden.

Meine Recherchen anhand des Fahrzeugbriefs führten dazu, dass ich lange mit dem Ursprungsbesitzer aus München telefoniert habe, der mir tatsächlich den Zwischenverkauf an einen rumänischen Händler im Mai 2020 aus Hessen bestätigt hat. Oh je, mir schwante Übles. Aber so wie es aussieht, ging lediglich die grüne Plakette sowie der unprofessionelle Austausch des Dachfensters auf deren Konto. Die geringe Kilometerzahl etc. wurden mir als richtig bestätigt. Na wenigstens etwas. Und wie der Zufall es so will, der Besitzer hat tatsächlich noch die originalen Thermofensterabdeckungen für das Fahrzeug in seinem Keller gefunden und will sie mir zusenden, falls ich das Fahrzeug behalte. Na dann!

Der guten Kooperation meines Verkäufers ist es zu danken, dass wir ohne langwieriges Gerichtsverfahren und schneller als gedacht aus dieser Sache herauskommen sind. Meine Voraussetzung: Da ich das Fahrzeug nur auf Grund der gemachten Angaben gekauft hatte, müsste die Nachrüstung durch ihn vollständig übernommen werden. Aber wie wenn der Hersteller keinen Nachrüstsatz anbietet. Mein Hilfegesuch in der Facebook-Gruppe „Freunde der alten Wohnmobile“ gleich zu Beginn meiner Recherchen brachten nicht nur das Ergebnis, hier liegt ein „Verkaufsbetrug“ vor zu Tage, sondern vor allem auch, dass die Firma KLS in Rheurdt einen entsprechenden Umbausatz mit Additiv anbietet. Zwei Telefonate und die Übersendung des Fahrzeugscheins als Scan später kam die Bestätigung. Mit dem von der Firma verwendeten Filter sowie Katalysatoren- und Partikelfiltersystem der Klassen PMK 02 erhält mein altes Fahrzeug die grüne Umweltplakette.

Nach nur zwei Tagen kam der Anruf, die Umrüstung ist erfolgt, die TÜV-Bescheinigung liegt vor. Und heute habe ich das Fahrzeug dann auch abholen können. Nun muss nur der Fahrzeugschein umgeschrieben werden. Bäm, wir sind wieder im Rennen.

Die Nachricht über die erfolgreiche Umrüstung hat auch meine Kaufvertragspartner gefreut, denn ohne diese Möglichkeit der Nachrüstung hätte das auf uns zukommende Verfahren zur Rückkaufabwicklung nicht nur Zeit und Geld gekostet, sondern auch ein unbewegtes Wohnmobil zur Folge gehabt, dass bis zur Entscheidung wahrscheinlich schon verrottet wäre. Und zugegeben, auch wenn ich im ersten Moment wirklich enttäuscht über meinen Kauf des Wohnmobils und die  Umstände war, insbesondere auch mit den bereits investierten Reparaturmaßnahmen, um das Gefährt wieder nutzbar zu machen, umso glücklicher bin ich, dass die ganze Sache durch die Nachrüstung jetzt erledigt wurde. Denn durch diese Maßnahme wurde das Fahrzeug in den Stand gesetzt, wie es in der Verkaufsanzeige ursprünglich angepriesen wurde. Und die Kosten hat der Verkäufer übernommen. Darüber hinaus verliefen die Abwicklung und die Gespräche  wie auch schon beim Verkauf unkompliziert und freundlich. Nein, ein schlechtes Gewissen muss ich weiß Gott nicht haben, aber angenehm war die Regelung der Angelegenheit zu Beginn mit Sicherheit für keine der beiden Seiten.  Zu den Ergebnissen unserer lokalen behördlichen Recherchen zum Zwischenhändler und Fahrzeugdaten will ich mich nicht weiter äußern, trotzdem schön, wenn man diese Möglichkeit hat und mit den Ergebnissen arbeiten kann.

Ich kann nur hoffen, dass das Fahrzeug so langsam in den Modus „normale Instandsetzungsmaßnahmen“ rutscht. Denn sonst bekomme ich bald die Kündigung meiner Ehefrau gereicht, die den „Spaß“ nicht weiter mitmachen will. Also Corona, geh ma wech! Wir müssen bald schöne Reisen machen, damit ich meine Frau von dieser Nummer des Kaufs eines so alten Fahrzeugs doch noch überzeugen kann.

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