Vorwort:

7 Tage vor Abflug hatte ich spontan und natürlich mit Erlaubnis meiner Ehefrau und ohne Stornierungsoption via Condor meinen Flug nach Gran Canaria gebucht. Unser fiktiver Ehevertrag sieht schließlich bis zu 12 Tage Auszeit im Jahr vor. Träumereien. Zwei Stunden nach der Buchung begannen das Halskratzen und die Schluckbeschwerden. Es folgte eine Krankschreibung und die Sorge darüber, dass mein Flug DE1434 am Freitag den 13. im wahrsten Sinne des Wortes an mir vorbeifliegen würde. Verschiedenste Mittelchen und das regelmäßige Gurgeln mit Salbeitee taten ihr bestes und einen Tag vor Abflug sah ich dem Kurztrip hoffnungsvoll entgegen. Und selbst wenn, sollte keine Ansteckungsgefahr mehr für meine Sitznachbarn im Flugzeug bestehen, was könnte es besseres geben als im gemäßigten Klima bei 20 Grad und Ausschlafmöglichkeit die Wehwehchen auszukurieren. Schließlich reiste ich alleine. Der viertägige Überraschungstrip mit dem Ziel das Spiel unseres Vereins Rot-Weiss-Essen mit Freunden im Live-Stream am Strand zu schauen, konnte starten.

Mir ist diese Kurztrip nicht nur eine Fotostrecke sondern auch einen kleinen Reisebericht wert, weil er er mir soviel bedeutet. Zum einen weil meine Frau und (Schwieger)Eltern es mir ermöglichten, eine so spontane Auszeit zu nehmen, und zum anderen weil sich unser Freundschaften dahingehend verändern, dass wir uns familiär und/oder oder persönlich bedingt nicht mehr so regelmäßig sehen. Umso mehr habe ich mich auf diesen Trip gefreut. Freundschaften zu pflegen gehört zu den wichtigsten Dingen im Leben und zugegeben, gibt es Lebensphasen, da gehörte dieses nicht zu meinen Paradedisziplinen. Und wenn ich so überlege, manchmal auch heute nicht. Die Gründe dafür sind fast immer dieselben: Schon verplant, Arbeit oder einfach zu faul den Hintern von der Couch zu erheben. Heute Gran Canaria, morgen einfach mal wieder nebenan „Hallo“ sagen. Aber irgendwie tun wir uns da alle nichts, oder Jungs?

Freitag, 13.01.:

Dank des elterlichen Shuttleservices konnte ich rund eine Stunde länger schlafen, bevor es um 5:20 Uhr zum Flughafen ging. Die Bordkarte hatte ich durch den Online-Checkin bereits in der App und da ich nur mit Handgepäck reiste konnte ich ohne Anstehen direkt zum Gate durchgehen. Diesmal sogar ohne weitere Körperkontrolle nach dem Scanner durch einen Security Mitarbeiter. Nein, lieber Leser*innen, an dieser Stelle muss nicht gegendert werden, weil die Kontrolle von Männern in der Regel auch von Männern erfolgt und ich die persönliche Pronomenwahl des potentiellen Mitarbeiters ja auch nicht kenne.

Mir blieb also noch reichlich Zeit für ein ausführliches Frühstück und zwei Milchkaffee, bevor um kurz vor acht das Boarding startete. Ausgestattet mit einem neuen Nackenkissen trat ich den 6 1/2 stündigen Flug über Furteventura nach Gran Canaria an. Kopfhörer auf, Film an, mein angespanntes Nervenkostüm der letzten Tage (sorry an Kind und Frau) wurde abgelegt. Ich hatte mir fest vorgenommen, diesen lässige Hirnzustand aufzusaugen, sodass mein meine Familie auch von diesem Kurztrip profitiert.

Um 11:45 Uhr landeten wir auf Furteventura, ein Teil der Passagiere verließen das Flugzeug, ein neuer Teil stieg dazu. Zeit um meinen Überraschungsbesuch telefonisch anzukündigen. Während ich auf den Weiterflug wartete, lagen Silke und Budze am Strand von Playa de Amadores in Puerto Rico. Die beiden vereinbarten Urlaub mit einem Travel & Work Aufenthalt und besuchten die Insel für ein paar Wochen. Und genau das war meine Chance den Beiden einen Besuch abzustatten. Schließlich fand am Samstag das erste Spiel dieses Jahres von Rot-Weiss Essen statt und wie könnte ich einen so großen Fan wie Budze alleine vor dem Stream auf Gran Canaria ohne seine (Stadion)Freunde und ohne heimisches Bier sitzen lassen. Habe ich meine Dauerkarte geopfert? Ja klar, zumindest für dieses Saisonspiel.


Die Buslinie 60 stand am Flughafen bereit und für 2,90 € ging es über die die Autobahn nach Las Palmas. An der Endhaltestelle Intercambiador Santa Catalina stieg ich in die Linie 45 und 5 Haltestellen und 5 Minuten Fußweg später checkte ich im Hotel Crisol Faycan ein. Zimmer 504 mit Blick aufs Meer durch die Häuserschlucht, wenn man seinen Hals leicht nach links verrenkt. Trotzdem schön.


Rund zwei Stunden später schlenderte ich rund 200 Meter an der Promenade von Las Palmas entlang und sah Budze bereits am Fenster winken. Direkt an der Promenade, in der ersten Etage, lag ihr Apartment mit Blick auf den nordatlantischen Ozean. Tolle Location.

Ein Stuhl, ein Kissen auf der Fensterbank, hier kann man sich die Zeit stundenlang mit dem Beobachten des regen Treibens auf der Promenade vertreiben. Unser erster Weg führte uns zum Dino Supermarkt, ich brauchte dringend noch Zahnpasta und vor allem ein Deo. Letzteres gesellschaftlich unabdingbar. Schließlich stiegen die Temperaturen in der Sonne hier noch auf über 30 Grad und auch nachts wurde es kaum frischer als 18 Grad.


Wir drehten eine Runde an der Promenade bevor wir in der Rockabilly Burger Bar in der Nähe des Hafens landeten. Das Abendessen bestand aus deftigen Burgern, die wirklich gut waren. Aber bis auf die erste Bestellung waren wir für die Angestellten nicht weiter von Interesse. Und so entschieden wir uns nach einiger Zeit auf dem Trockenen, selbst das Zepter in die Hand zu nehmen und an der Theke zu zahlen und weiterzuziehen.

Draußen war es bereits dunkel, aber immer noch so angenehm warm, sodass wir noch für einen Fotostopp anhielten. Las Palmas by Night.

Herrlich diese angenehmen Temperaturen. Wir ließen den Rest des Abends im Pub „The Irish Rover“ bei Guinness und Lager ausklingen.

Samstag, 14.1.:

Guten Morgen Gran Canaria. 9 Uhr ! Das nenne ich ausschlafen und entsprechend frisch schlenderte ich zum Frühstücksbuffet. Das Angebot im Hotel war standard. Nicht mehr, nicht weniger. Ups. Nicht so trödeln, ich vergaß die eine Stunde Zeitverschiebung.

Nicht, dass wir noch das Spiel von Rot-Weiss Essen verpassen. Denn das war doch schließlich einer der Gründe, auf die Insel zu fliegen und gemeinsam mit Silke und Budze das Spiel zu schauen.

Doch zuvor entschieden wir uns dazu, noch etwas durch die Stadt zu spazieren. Zum einen war Budze auf der Suche nach passenden Flip Flops, die er an diesem Tag lediglich in Form von Badelatschen fand, zum anderen musste ich noch einen Auftrag erfüllen, billige Zigaretten von der Insel mit nach Hause bringen. Spanisches Lebensgefühl kam dann so richtig am Plaza de Espana auf. Mit traditioneller Musik und Tänzen begeisterte eine Folkgruppe an diesem Vormittag hauptsächlich einheimische Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich auch zum Mittanzen hinreißen ließen.


Um Punkt 13 Uhr lief Magenta TV und somit die Übertragung des Drittligaspiels RWE gegen Hallescher FC. Standesgemäß wurde das Tropical Bier geöffnet und Silke tischte Spaghetti in Tomaten-Knoblauchsoße auf.

Das Pendant zum Stauder und zur Bratwurst mit Senf, welches der Rest unser Dauerkarten-Bären-Bande zur gleichen Zeit im Stadion Essen zu sich nahm… allerdings bei windigen Regenwetter!

Klar, dass wir einen kurzen „sonnigen herzerwärmenden“ Videogruß ins Stadion schickten 😉.

Die Rot-Weissen verließen mit einem unentschieden den Platz. Und nun? Klar: „Pack die Badehose ein, nimm das kleine Budzilein, und dann nischt wie raus zum Playa“! Treppe runter, Tür auf, zwei Hopser, und schon kann man die Handtücher ausbreiten und liegt am Strand von Las Palmas. Zu dritt ließen wir den Nachmittag in der Sonne am Strand ausklingen.


Bei 20 Grad am Abend besuchten wir das Restaurant „El Gallo Feliz“ und aßen direkt an der Promenade bei Meeresrauschen zu Abend. Fleisch, Fisch, Caesar Salat mit „Nutten“. Mit was? 

Als der Kellner nach seiner Zutatenauflistung des „Ensalada Royal“ unser Fragezeichen im Gesicht sah, unterstrich er seine Beschreibung mit dem Wort „HASELnutten“. Jawoll! Unsere Interpretation einer „Haselnuss“ als Bestandteil des Salats entpuppte sich schließlich als Walnuss. Das Unterhalten auf Englisch, gerade hier im nicht völlig touristisch überlaufenen Teil von Las Palmas, ist nicht so einfach. Aber was soll’s, verständigen kann man sich immer, und spanisch können wir schließlich ja auch nicht! 

Die Meeresluft und die Bewegung des Tages machten sich bemerkbar. Und so verzog ich mich schon um kurz nach 22 Uhr ins Hotelzimmer, nachdem wir den Abend bei einem Spaziergang über die Promenade ausklingen ließen.

Sonntag, 15.1.:

Um Punkt 10 Uhr tauchte ich pünktlich wieder bei Silke und Budze auf. In Las Palmas war es bewölkt und wir entschieden uns den letzten Miettag des Mietwagens zu nutzen und auf die Sonnenseite der Insel, nach Playa del Ingles, zu fahren. Die Wolken hingen tief und schafften es nicht das Gebirge zu überwinden, sodass wir tatsächlich der Sonne entgegen fuhren.

Und zwar mit einem Hyundai Tucson, ein schönes aber völlig unpassendes Auto für kanarische innerstädtische und mehrstöckige Parkhäuser. In der Regel freut man sich ja über entsprechende kostenlose Upgrades, in diesem Fall war der Sprung vom Fiat 500 oder Renault Twingo nicht gerade optimal. Und dann dazu noch die unnötige Technik, mit der Fahrer Jens „Hamilton“ Budzinski zu kämpfen hatte. Insbesondere der harte Eingriff des Spurassistenten, wenn man ohne zu blinken die Spur wechseln wollte, sorgte für kleine Schreckmomente.


Für mich war die Ankunft in Playa del Ingles wie die Rückkehr in die zweite Heimat. Und genau deshalb gab es wie immer bei erstmalige Ankunft des Jahres, eine leckeres Pils am „Blauen Engel“.

Am Café Mozart II wurden wir von der sonntäglichen Schlager- und Stimmungsmusik-Frühshoppen-Party überrumpelt. Einen kurzen Lauscher und zwei Fotos später standen wir am Aussichtspunkt „Mirador Dumas Santa Monica“.

Die Dünen von Maspalomas sind spektakulär und gut zu erwandern, aber der Wind und der feine Sand ließen es war zwischen Wimpern, Kimme und Zehen ganz schön knirschen.


Während unser Wanderung bekamen unsere zwei Maspalomas-Neulinge eine kleinen Einblick über die FKK-Strandabschnitte, dem Gay-Strand am Kiosk Nr. 7 und den etwas unübersichtlichen Dünenabschnitten und Hügeln voller erotischer Abenteuer „sortiert“ nach Neigung… wenn man sich auskennt. Was sie in den nächsten 4 Wochen ihres Aufenthalts daraus machen, bleibt ihr Geheimnis 😉.


Am Faro de Mapalomas wurde der obligatorische Fotostopp eingelegt, bevor es durch die Shopping- und Foodmeile ging. Während wir zwei Männer blind dem Duft des Essens folgten, war Silke plötzlich verschwunden. Ihr Fraueninstinkt lockte sie in ein Geschäft, in dem sie die heißgeliebten Männer Flip-Flops der Marke Cartago Riders (und dies ist immer noch kein werbefinanzierter Blog) entdeckte und diese sogar noch in Größe 46 vorhanden waren. Die einwöchige Suche ging an einem Ort zu Ende, den wir alle doch immer auf der Suche unserer Reiseglücks vermeiden zu versuchen: einem Tourishop in einem „überlaufenen Touri-Ort“. In diesem Moment wusste ich aber, dass mir mein Wunsch, einen Ausflug nach Maspalomas zu machen, anstatt ins abgeschiedene Agaete, nicht mehr so übel genommen wurde. Kreditkarte raus, Flip-Flops rein.


Alle Strandrestaurants hier sind standard und OK, insofern ist es egal, von welchem Anheizer-Kellner man sich überreden lässt, gerade in „seinem“ Restaurant Platz zu nehmen. Und auch die Speisekarten unterscheiden sich kaum.

Gut gesättigt vermieden wir den Gang zurück durch die Dünen bei starkem Wind und entschieden uns per Taxi zum Ausgangspunkt unsere Wanderung fahren zulassen. 10 Euro vom Faro zum Strand von Playa del Ingles kam mir teuer vor, auch hier scheinen die Preise gestiegen zu sein. Na klar. Am Pub El Bucanero beobachteten wir bei ein paar Drinks den Treiben auf der Promenade. 

Von Playa del Ingles ging es am frühen Abend zurück nach Las Palmas, um den Mietwagen etwas verspätet abzugeben, was zur Folge hatte, das noch ein voller Miettag draufgezahlt werden musste. Abzüglich der Kosten, die die Bustickets für Hin- und Rückfahrt gekostet hätten, war der Verlust zu verkraften… besonders für mich, der sich finanziell nicht beteiligen durfte!


Unser Weg führte uns am Abend ins nahegelegen Restaurant „G de Galilei“, auf dessen gute Bewertungen Silke und Budze schon vor ein paar Tagen aufmerksam wurden. Eine kleine feine Speisekarte, man hat sich auf das konzentriert, was man richtig gut kann. Ein absoluter Schlemmertipp. Spart euch die Hauptspeisen, bestellt lieber von jedem etwas und teilt es. Eine ganz besonderes Muss, die Apfelkrokretten! Bis halb elf wurden sozialpolitische Themen diskutiert, eine Kontroverse Lieblingsbeschäftigung zwischen Budze und mir, die bei etwa 0,62 Promille beginnt, häufig lautstark, selten einvernehmlich, aber dafür immer in Konsens endet… und wenn dies eine fette Umarmung bedeutet. Friends! Heute war das Gespräch hingegen geradezu gradlinig langweilig 😉.

Die Verabschiedung stand an. Für die Beiden stand morgen ab 6 Uhr ein arbeitsreicher Tag vor dem Laptop mit Seitenblick aufs Meer und einer Mittagspause am Strand an. Für mich wiederum die Rückreise. Bye bye… schöne Zeit Euch noch!

Montag, 16.1.:

Bus, Taxi, Taxi, Bus… Taxi. Im Portomonaie blitzte noch etwas Bargeld auf. Und so entschied ich mich statt mit dem Bus, mit dem Taxi zu Flughafen zu fahren. 25 Minuten und 35 Euro später traf ich am Flughafen ein. Sicherheitscheck ohne Wartezeit und mir blieb noch eine halbe Stunde bis zum Boarding, um ein paar dienstliche Mails zu checken und zu beantworten und mir den Einstieg in Arbeitsalltag am Dienstag zu vereinfachen.

Es kam ein Hauch von Work & Travel Gefühl auf, welches sich wohl in meinem Job nie wirklich realisieren lässt. Ja ich weiß, ich habe andere berufliche Vorteile. Und für diese bin ich auch sehr dankbar. Und doch mag ich die Vorstellung eines anderen Weges, die des Weltentdeckers, die des „Digital Nomads“… mit all seinen Facetten. Der Unabhängigkeit und die (vermeintliche) Freiheit mit all seinen Schattenseiten des „Traumjobs“.


10 Minuten vor geplanter Ankunftszeit landeten wir und dem Düsseldorfer Rollfeld. Rückenwind sei dank… statt Sonne haben wir vom Atlantik aus die Kaltluftfront hinter uns hergezogen. Willkommen im ungemütlichen Deutschland. Die Sonne im Herzen und die kanarische Lebenslust in Gedanken stieg ich ins Auto meiner Eltern. Und so ungemütlich es draußen war, umso gemütlicher war es zuhause. Meine Frau hatte meine Abwesenheit genutzt, die Wohnung ohne meine Widerworte neu zu dekorieren, zu putzen und während meiner Abstinenz für vier Tage ebenso steril zu halten und mit unserer Tochter ein „Mädchenwochenende“ zu feiern. 

Eine schöne kurze Auszeit mit „Vermisse-Euch-Momenten“. Gönnt es Euch gegenseitig. Memo an meine Frau: Nimm Dir auch ein paar Tage alleine eine Auszeit. Ich kümmere sogar ausnahmsweise um die inkontinenten Katzen und miste die Pferdebox aus. 7-Tage-Auszeit-Limit. Auch aus anderen Gründen.😉

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