Vorwort:
Nach unserem Kurzurlaub in den belgischen Ardennen vor ein paar Wochen ging diesmal in die luxemburgische Schweiz, genauer gesagt ins Mullerthal. Vor ein paar Jahren war ich bereits in Echternach und habe mich in verzauberte Dörfchen, Schlösser und Burgen sowie mystische Wälder verguckt. Der Herbst ist wohl der ideale Zeitpunkt, um nochmal zurückzukehren und durch die farbenfrohen Wälder zu wandern.
Samstag, 3.10.
Wetter? Geht so. Hier und da kamen ein paar wenige Tropfen runter. Aber noch saßen wir im Auto Richtung Luxemburg. Wir waren ausgestattet mit Brötchen und Frikadellen für den kleinen Hunger, schließlich mussten rund 3 ½ Stunden Autofahrt überbrückt werden. Unser erstes Ziel, die Burg Beaufort (www.chateau-beaufort.lu). Aber Achtung, eine gleichnamige Burg gibt es auch im Libanon, bei einer ungewöhnlichen langen Fahrtdauer, solltet ihr die Adresseingabe im Navi nochmal überprüfen. 😉 Der älteste Teil der alten Wasserburg entstand zu Beginn des 11. Jahrhunderts. Im Jahre 1348 kam die Burg durch die Heirat von Adelheid von Befort mit Guillaume von Orley in den Besitz des Hauses Orley. Die Herren von Orley vergrößerten die Burg zum Tal hin. Der Dreißigjährige Krieg ruinierte dann aber das Haus Befort. Verschiedene Besitzer bauten die Burg wieder auf, erweiterten sie und gaben den Bau eines neuen Renaissance-Schlosses in Auftrag. Doch in den Folgejahren verfiel die Burg immer mehr und wurde zu Beginn des 19. Jh. Sogar als Steinbruch genutzt. Im Jahre 1850 erklärte der Luxemburger Staat die Burg zum Kulturerbe. Das neue Schloss wurde restauriert, und die Schäferei wurde zu einem landwirtschaftlichen Betrieb erweitert. Seit 1928 ist die Burg öffentlich und seit 1981 im Eigentum des Staates Luxemburg. Für einen Eintrittspreis von 5 EUR bekommt man nicht nur eine Infobroschüre, sondern gleich hinter der Kasse noch die Chance auf eine Likörverköstigung. Nicht so unser Fall, deshalb verzichteten wir und begaben uns direkt in die Ruine und bestiegen den Burgturm, um vom schmalen „Balkon“ den Ausblick zu genießen.
Nach der Besichtigung ging es zum Grand Hotel in Echternach, das direkt an der Sauer (Sûre) liegt, diese bildet an dieser Stelle die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland. 4 Sterne, imposantes Gebäude … die wenigen Tage wollten wir im Luxus schwelgen. Ok äußerlich macht das Hotel was her und auch der Pool und der Spa Bereich sind ok. Aber ein lose Klobrille, das Standardfrühstück und vor allem die Hellhörigkeit der Zimmer sind nicht 4-Sterne gemäß. Die Nacht über wurden wir mehrmals von den Nachbarn geweckt, die lediglich ihre Zimmertür geschlossen hatten. Und am frühen Morgen knallte es im 10 Minuten Takt, wenn die Servicekräfte die Türen öffneten und wieder geschlossen haben. Vermutlich handelte es sich auf unserem Flur um einen Serviceraum, in dem die Utensilien liegen, aber eine Entschuldigung ist das nicht. Zuvorkommend war dafür der Empfang an der Rezeption. Ob es das Geld wert war? Vielleicht mit Blick auf das Angebot was wir über die Plattform Secret Escapes erhalten haben, aber die eigentlichen Zimmerpreise würde ich in diesem Fall nicht zahlen.
Nach dem Treppensteigen auf den Turm von Burg Beaufort hatten wir uns das „Nachmittags-Dösen“ im Hotelbett doch verdient. Apropro Treppen, man glaubt ja gar nicht wo man diesen im Mullerthal überall begegnet. Am Abend machten wir uns auf in Örtchen Echternach. Rund 5000 Einwohner leben in der ältesten Stadt Luxemburgs, die auch touristisches Ziel und Ausgangspunkt für Besucher des grünen Mullerthals ist. Wir schauten uns die Basilika mit der angrenzenden ehemaligen Reichsabtei an. Und bei dem Lichtspiel am Abend sah die Gebäude ganz besonders toll aus.
Gegründet wurde das Benediktinerkloster übrigens schon im 7. Jahrhundert. In Teilen der ehemaligen Klosteranlage ist heute das Lycée classique d’Echternach mit seinem angeschlossenen Internat untergebracht. Die mit Beginn des Jahres 1727 gebaute neue Abtei, die wunderschön gelegen neben einem Park mit Orangerie, Springbrunnen und Rokoko-Pavillon steht, konnten wir leider nur von weitem besichtigen, da der Park nicht geöffnet war. Hier findet ihr ein Video von Echternach
Drei handgemachte große und 11 Mini-Frikadellen waren verdaut und der Hunger trieb mich durch die Straßen von Echternach. Gut und günstig? Ne, hier muss man schon etwas tiefer in die Tasche greifen, so ein Schnitzel in der Altstadt ist kaum unter 20 Euro zu haben, abgesehen von den Imbissbuden. Deshalb wagten wir den unkontrollierten Grenzübertritt und gingen ein paar Meter weiter über die alte Sauerbrücke nach Echternachbrück. Direkt am Ortseingang befindet sich die Pizzeria Venezia, die allerdings mehr anbietet als nur Pizza. Hier ist eigentlich alles zu haben. Und das sogar gut und günstig. Angrenzend befindet sich ein Campingplatz und viele Gäste die dort ihren Wohnwagen aufgeschlagen haben, essen dort zu Abend. Lustig, an unserem Tisch ganz hinten hörten wir die ganze Zeit Kinder laut singen. Direkt angrenzend befindet sich nämlich die Wohnung des Familienbetriebs in der sich die Kinder des Besitzers aufhielten. Als dann auch der Kellner merkte, dass die Gäste tuschelten und sich fragten was dort nebenan los sei, wurden die Kids kurzerhand aufgefordert, die Gäste mit ihrem Gejaule nicht zu arg zu strapazieren. Ich finde, sie haben gar nicht so schlecht gesungen.
Sonntag, 4.10.
Morgenstund hat Gold im Mund. Während meine Holde um 7.15 Uhr noch mit der Matratze im Badezimmer lieg – ja, ihr lest richtig. Sie lag mit Bettmatratze im Badezimmer eines 4-Sterne Hotels, weil sie mein Schnarchen nicht mehr ertragen hatte. Ich schlich mich schnell und heimlich mit Bademantel und Schlappen an den Füßen zum Hotelpool. Nach 30 Minuten Brustschwimmen, Rückenkraulen und Wassertreten am Beckenrand, kam ich frisch und gutgelaunt ins Hotelzimmer zurück.
Die gute Laune wurde nur zu – sagen wir 40 % erwidert – vielleicht war das Klima im Hotelbadezimmer nicht so gut. Im großen Frühstückssaal erwartete uns ein ausreichendes Standardfrühstück und wir waren körperlich gestärkt, um die „Drive & Hike“ Tour durch das Mullerthal in Angriff zu nehmen. An der Rezeption dann großes Erstaunen. „Möchten Sie heute Abend in die Sauna und in den SPA-Bereich. Sie sind heute die einzigen Gäste im Hotel, aber natürlich heizen wir alles vor, wenn sie dies nutzen wollen.“ Was für eine Frage, natürlich wollten wir. Erst recht wenn keine anderen Gäste im ganzen großen Grand Hotel sind. Ich sah uns schon halbnackt durch die Hotelflure springen… aber lassen wir das. 🙂
Insgesamt besteht die Tour aus drei Etappen, die man mit dem Auto anfährt und dann zum Ziel wandert.
Etappe 1: Scheidgen
Bei dieser Tour erkundet man Felslandschaften und Höhlen! In Scheidgen das Auto neben der Kirche stehen lassen. Auf dem Wanderweg „Auto-Pédestre“ (blau-weißes Dreieck) geht es zu den Felsformationen Einsiedelei und Härgottskapp. Sobald man Wald verlässt, geht man nach rechts zurück zum Parkplatz. Auf diesem Weg fand an diesem Tag gleichzeitig eine Mountainbike Rally statt, so dass man aufpassen musste auf den schmalen wegen nicht überfahren zu werden. Allerdings hatten Biker und wir Rücksicht aufeinander genommen, so dass wir außer ein paar Ausweichmanövern nicht weiter bei unserem Weg gestört wurden. Länge der Wanderung: 3 km; Gehzeit: 50 Minuten.
Etappe 2: Consdorfer Millen
Danach fährt man über Consdorf in Richtung Müllerthal. Am Parkplatz bei der Consdorfer Millen lässt man das Auto stehen, überquert die Straße und geht link in den Wald. Auf dem Mullerthal Trail geht es zur Kuelscheier. Dort durchläuft man sehr schmale, dunkle Felspassagen wie Rittergang und Déiwepëtz. Dieser Trail ist übrigens nichts für klaustrophobische Menschen; eine Taschenlampe ist ein Muss! Am Teich links geht es über den Waldweg zum Auto zurück. Die ein oder anderen Wanderer, die wir vor den Felsspalten trafen, sind den Weg durch die Wand nicht gegangen. Es ist zum Teil wirklich eng und noch nicht einmal schulterbreit. Dafür ist es einer der spannendsten Wege und dazu sind noch einige Höhenmeter zu bewerkstelligen. Für Hochhaus-Alpinisten wie mich, kein Problem, für Nadine eher eine mentale Herausforderung. Denn sie hatte eine neue Abneigung, entdeckt: Treppen. Vor allem Treppen die in Form von Holzbalken in den Waldbodengeschlagen wurden. Aber sie hat sich gut geschlagen. Wirklich gut. Und ich kann das beurteilen, glaubt mir. Länge der Wanderung: 3,5 km. Gehzeit: 75 Minuten.
Etappe 3: Mullerthal
Die Fahrt geht weiter Richtung Mullerthal, wo man am Breidweiler-Pont rechts in Richtung Mullerthal abbiegt. Nach 300 m das Auto rechts auf dem Parkplatz stehen lassen und über den Waldweg bis zum Wasserfall Schiessentümpel laufen. Der Schiessentümpel ist ein malerischer Wasserfall an der Schwarzen Enz. Das Wasser schießt in drei Strömen über eine Felskante in ein darunter liegendes Felsbassin, um dann seinen Verlauf in Richtung der Ortschaft Mullerthal fortzusetzen. Mit der idyllischen Brücke aus Stein und Holz, den umliegenden Felsen und der üppigen Vegetation ist der Schiessentümpel zu einem der beliebtesten Ausflugsziele in der Region geworden. Das Ziel ist allerdings nicht nur über den Waldweg, sondern auch über einen asphaltierten Bürgersteig zu erreichen. Länge hin und zurück 1 km, und somit die kürzeste Etappe diesen Tags.
Am Hotel angekommen belohnten wir uns mit der einem kurzen Besuch in der Dampfsauna, der normalen Sauna und natürlich mit einem Sprung in dem Pool. Doch siehe da, wir waren doch nicht ganz alleine. Ein weiteres Pärchen hatte sich ins Hotel verirrt. Das spricht doch für sich, oder. Am Abend ging es wieder nach Echternachbrück, diesmal 50 Meter weiter als gestern, nämlich zum griechischen Restaurant Mykonos. Günstig, total lecker und freundliches Servicepersonal. Was will man mehr.
Montag, 5.10.
Luxemburg City war unser Ziel. Und da zentrales Parken in Hauptstädten sowieso immer teuer ist, empfehle ich euch diesmal den Parkplatz Glacis, 21 Allee Scheffer. Sofern ihr euch nur ein tagsüber dort aufhaltet, verzichtet auf die teuren Parkhäuser jenseits der 20 EUR Tagestarife. Parkt für 1 EUR/ Stunde auf dem Parkplatz Glacis und ihr befindet euch direkt in der Innenstadt, nur ein paar Gehminuten von den ersten touristischen Attraktionen entfernt. Unser erstes Ziel waren die Bockkasematten. Denn von dort aus fährt auch der Petrusse Express ca. 1 Stunde durch die verwinkelten Gassen unterhalb der Kasematten.
Während der Fahrt kann man per Kopfhörer ein wirklich interessant gemachtes Hörspiel hören und sich so gut ein Bild der Geschichte des kleinen Grossherzogtums machen. Nach Abschluss der Fahrt bietet es sich natürlich an, den nur ein paar Meter entfernten Eingang zu den Bockkasematten zu betreten und für 4 Euro pro erwachsene Person das UNESCO Kulturerbe zu erforschen. Die ersten Kasematten entstanden 1644 zur Zeit der spanischen Fremdherrschaft. Der eigentliche Ausbau der insgesamt 23 km langen unterirdischen Galerien erfolgte 40 Jahre später und nochmal im 18. Jahrhundert durch die Österreicher. Die besten Festungsingenieure schufen aus der Stadt eine der stärksten Festungen der Welt, das „Gibraltar des Nordens“. Das 23 Kilometer lange unterirdische System bot nicht nur Tausenden von Soldaten und deren Pferden Schutz, sondern beherbergte auch Werkstätten, Küchen, Bäckereien, Schlachthäuser.
1867 musste die Festung geräumt und anschließend geschleift werden, da Luxemburg neutral erklärt worden war. Während der Schleifung, die 16 Jahre dauerte, verschwanden auch die Aufbauten des „Bocks“. Es war jedoch unmöglich, die Kasematten zu sprengen, ohne einen Teil der Stadt zu gefährden. Man beschränkte sich darauf, die Hauptverbindungen und Haupteingänge zu schließen, so dass noch17 km Kasematten, verbleiben stellenweise auf mehreren Stockwerken, verteilt. Gewaltige Treppen sind bis zu 40 m Tiefe in die Felswände getrieben.
Im Anschluss an unsere Besichtigung und den von Nadine so geliebten Treppensteigen, wollten wir eigentlich noch gemütlich durch die City schlendern. Auf Grund des kalten Wetters entschieden wir uns aber erst einmal einzukehren und auf kulinarische Entdeckungsreise zu gehen… bei McDonalds. Und siehe da, schmeckte wie bei uns. Anstatt uns weiter durch die zugigen Gassen zu bewegen, entschlossen wir uns Luxemburg City wieder zu verlassen und uns stattdesssen noch die mittelalterliche Ruine des Chateau Bourscheid anzuschauen.
Die Burg steht Felsvorsprung um den die Sauer fließt. Ursprünglich war diese mal als Zufluchtsort für die Dorfbewohner gedacht, entwickelte aufgrund ihrer Lage zu einem strategischen Militärstandpunkt des Grafen von Luxemburg. Die ersten Teile der Burg bzw. der Befestigungsanlage entstanden um das Jahr 1000. Zur Besichtigung der Burg gehört natürlich auch ein Audioguide, mit dessen Hilfe man sich die den imposanten Bergfried, das Palasgebäude und den Rittersal sowie die Geämächer der Burgherren noch gut vorstellen dann. Richtig gut erhalten ist übrigens der gotische Keller des Stolzemburger Hauses, der noch in seinem seinem ursprünglichen Zustand erhalten ist und heute noch besichtigt werden kann. Seit 1972 gehört die Burg übrigens dem Staat Luxemburg und wird von den Amis du Château de Bourscheid (deutsch: Freunden der Burg Bourscheid) verwaltet. Zu der Burg gehört eigentlich noch ein kleines Cafe mit Dachterasse, von der man eine tolle Aussicht hat, leider war dieses geschlossen, vielleicht auch einfach witterungsbedingt.
Unser Kurztrip ging zu Ende. Am nächsten Morgen mussten wir leider schon wieder abreisen, weil Nadine einen Tag darauf schon wieder weiter nach Mallorca reiste. Luxemburg ich werde wieder kommen, dann hoffentlich bei etwas besserem Wetter, um die Schönheit deiner Natur noch mehr genießen zu können.