Hinweis: Die Fotos zeigen das Wohnmobil, was es auch endgültig geworden ist.
Kurz nach der Geburt unserer Tochter waren mir mit unserem VW Caddy mit Dachzelt unterwegs. Schon bei der ersten Fahrt nach Norddeich im Jahr 2018 fand ich das ganze am Anfang zwar noch cool, merkte aber schnell, dass der Platzbedarf und der damit verbundene Aufwand des Hin- und Herräumens mir ganz schön auf den Senkel ging. Mit fortgeschrittenen Alter des Kindes lässt zwar der Proviantbedarf etwas nach, dafür wächst die Anzahl an Freizeitartikel, Klamotten etc.
Es war schon lange mein Wunsch ein Wohnmobil zu fahren, aber abgesehen vom Geld waren Sinn, Nutzen und Zeit drei Faktoren, die uns mit Blick auf die Gartenarbeit und unseren Dauerstellplatz am Baldeneysee in Essen davon abhielten, uns so eine rollende Wohnung anzuschaffen. Und daran hat sich eigentlich nicht viel verändert. Aber nicht nur Corona bedingt, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet, dass Zinsen günstig, die Mehrwertsteuer gesenkt und man sein (geliehenes) Geld sowieso nicht mit ins Grab nehmen kann, ermutigten mich, mich intensiv mit dem Kauf eines Wohnmobils zu beschäftigen.
Juni 2020: Meine Suchkriterien „nicht älter als 20 Jahre, nicht mehr als 125.000 KM, Euro 4, und bis 20.000 EUR“ wurden zufällig durch eine Ebay-Kleinanzeige durcheinander gebracht. Denn bis auf auf das Alter, stimmte bei einer Anzeige alles und die eingestellten Fotos sahen super aus. Darüber hinaus befand sich das Wohnmobil in Essen und konnte kurzfristig besichtigt werden. Doch was kann ein Womo mit BJ 1998 noch. Zur Tastatur gegriffen und einen Besichtigungs- und Probefahrttermin vereinbart. Der Besitzer war erst kürzlich mit Frau und Kind in Kroatien und wollte nun sein Wohnmobil verkaufen. Ich war begeistert von dem kleinen Alkoven, doch leider kam der Kauf nicht zustande. Die Familie hatte sich nach langem überlegen doch gegen einen Verkauf entschieden. Ich war zwar etwas enttäuscht, aber irgendwie konnte ich sie auch verstehen. So ein Womo bietet einfach ein Gefühl von Freiheit, selbst wenn es nicht so intensiv genutzt werden kann, wie beispielsweise von Menschen die altersbedingt einfach mehr Zeit haben oder Aussteigern, die ihr komplettes Leben in den Van oder ins Womo verlegen und ihren Lebensmittelpunkt darin sehen.
Die Tatsache, dass von einem 98er Modell so angetan war ließ mich doch noch einmal meine Merkliste von mobile.de durchsuchen. Vor ein paar Wochen hatte ich mir doch schon einmal so ein altes Vehikel gemerkt, was dann aber nicht weiter von mir beachtet wurde. Aber siehe da, es war noch zu haben. Ein 97er Viva Troter auf Fiat Ducato 230 Basis. An einem Tag, an dem ich gerade verschiedene Autohäuser auf der Suche nach einem Mercedes Sprinter, VW Crafter oder ähnlichen Fahrzeug als Womo Alternative war, rief ich von unterwegs den Anbieter an. Noch für den gleichen Tag hatten wir einen Besichtigungstermin vereinbart. Nur ein paar Minuten von uns zuhause entfernt.
Ups, der ist groß. Ok, sagen wir größer. Denn im Gegensatz zu meinem Favoriten hatte dieser neben dem Alkovenbett und der Sitzecke ein französisches Bett und ein Bad im Heck. Trotz des alters war ich von der Innenaustattung angetan. Ich habe zwar nichts gegen „Gelsenkirchener Barock“ als Ausstattung im Wohnmobil, aber in diesem Fall war ich von der hellen Holzoptik doch positiv überrascht. Der Fiat Ducato 230 hatte trotz seiner 23 Jahre erst 80.000 Kilometer auf der Uhr und ließ sich gut fahren. Klar, ein paar optische Mängel wie z.B. Dellen waren und sind vorhanden, aber allem in allen war bzw. ist er gut in Schuss. Darüber hinaus sah er gepflegt aus, hatte eine Rückfahrkamera nachgerüstet und ein Sawiko Motorradheckträger war auch noch im Preis inbegriffen. Mit einem Grinsen im Gesicht beendete ich also die Probefahrt und bat um einen Tag Bedenkzeit. Vor Aufregung kaum geschlafen entschied ich mich für den Kauf des Wohnmobils und bestätigte am Morgen mein Kaufinteresse. Witzig, aber im Zuge der Verkaufsabwicklung stellte sich dann raus, dass der Besitzer des „kleinen Wohnmobils“, für das ich mich interessiert hatte, mit dem jetztigen Besitzer des „großen Wohnmobils“ befreundet war. Ich bin mir sicher, dass auch diese Tatsache geholfen hat, das ich das Wohnmobil trotz anderer Interessenten letztendlich bekommen habe (Danke Rainer und Sreten).
Den ein oder anderen Mangel, den der TüV bei der HU im Mai bei der Plakettenvergabe angemerkt hatte, wird jetzt noch beseitigt. Hierzu gehört z.B. eine neue Ölwanne.Und darüber muss man sich bewusst sein, wenn man sich so ein altes Schätzchen holt, dass Originalteile häufig nicht mehr erhältlich sind und defekte Teile aufbereitet und wiederverwendet werden müssen, wenn man nicht zufällig das passende Modell auf dem Schrottplatz findet. Genau das zeigte sich bei der ersten Werkstatt Inspektion.
Ich hoffe, dass das Wohnmobil uns noch ein wenig begleitet und bin bereit in die Pflege zu investieren, damit sich die Anschaffung für uns auch lohnt.
P.S. Die erste Probefahrt mit Josefine hat ihr und mir Spaß gemacht. Allerdings ab 60 Km/h ist das Kind von hinten nicht mehr zu hören. Die Motorgeräusche im Fahrerhaus sind einfach zu laut. Und auch darauf muss man sich einstellen 😉