Vorwort:
Weil unsere kurz vorher geschlossene Ehe sowieso ein (hoffentlich) lebenslanges Abenteuer bleiben wird, wollten meine Frau und ich die Flitterwochen eigentlich getrennt beginnen. Ich wollte mich alleine auf die Suche nach Abenteuern irgendwo auf der Welt machen, bevor wir dann auf Gran Canaria zusammentreffen sollten. Wegen der Schwangerschaft meiner Frau habe ich mich dann aber gegen einen Solotrip entschieden. Da wir unsere Flüge aber bereits unterschiedlich gebucht hatten, machte ich mich nach einer Umbuchung nun einen Tag früher als meine Schwiegereltern und meine Frau auf den Weg auf die Kanareninsel.
Dienstag, 31.10.
Einen Tag vor Abflug gönnte ich mir für 18 EUR noch das Priority Boarding Paket von Ryanair. Sitzplatzauswahl und garantierte Mitnahme des Handgepäcks inklusive. Damit stieg der Gesamtpreis für den Hinflug auf 78 EUR. Wusstet ihr, dass Ryanair nur noch 90 Handgepäckstücke in den Flieger mit aufnimmt und der Rest in den Flugzeugbauch muss? Und so fand kurz nach Ankunft am Gate des Köln-Bonn Flughafens das große „Rumgekrame“ bei all denjenigen Gästen statt, die kurz vor dem Boarding noch ein gelbes Bändchen verpasst bekommen hatten und somit ihr Taschen und Rucksäcke abgeben mussten. Medikamente, Wasser, Kindle. Schnell noch das raus gepackt was auf dem fünfstündigen Flug benötigt wird. Ich beobachtete das Schauspiel um 12 Uhr gelassen bei der obligatorischen Tasse Kaffee und dem ersten Bier, da ich davon ja nicht betroffen war. Die Reise konnte beginnen.
Gewohnt eng ging es bei Ryanair zu. Da auch die Pärchen, die gemeinsam am Flughafen ihre Bordkarte klassisch am Schalter abgeholt hatten, (beabsichtigt) getrennte Sitzplätze zugewiesen bekommen hatten, begann direkt nach dem Einstieg das große Sitzplatztauschen zwischen den Gästen. Und so fanden einige Pärchen auch wieder zusammen. Manfred aus Köln schien aber gar nicht so begeistert, dass ausgerechnet seine Frau, die Dame neben ihr zu einem Tausch bewegen konnte und er von Reihe 31 zu seiner Holden in Reihe 4 musste. Zugegeben, nachdem diese vier Stunden bei jedem Blick aus dem Fenster fast jede Wolkenform oder das Treiben auf dem Gang vor der Toilette kommentierte, konnte ich ihn verstehen.
Ich war überrascht über das unfreundliche Flugpersonal. Zur Verteidigung muss ich aber sagen, dass dies lediglich auf eine spanische Stewardess zutraf, die jede Frage der älteren Damen und Herren aus der ersten Reihe, mit einem Augenrollen kommentierte. Was mich allerdings wirklich irritierte war, dass der Flug mittlerweile einer Kaffeefahrt gleicht. Hier an Bord von Ryanair werden nicht nur Snacks oder Duty Free Sachen verkauft, sondern gleich auch noch Lotterielose. Kein Scherz. Gleich dreimal folgten lautstark angekündigte Tombola-Ansagen und dann ging es den Gang rauf und runter, um die Lose an Mann und Frau zu bringen. Bereits nach der ersten Runde schaltete ich den MP3 Player an und ließ mich mit Musik ans Reiseziel bringen… im Hintergrund immer das nur noch leise aber doch penetrante Gesäusel der Dame hinter mir.
Am Flughafen nahm ich nach einer etwas längeren Wartezeit in der Schlange vor dem AVIS Schalter meinen kleinen Citröen C1 entgegen und machte mich mit dem Leihwagen (138 EUR für 10 Tage) auf den Weg zum Surferstrand nach Pozo Izquierdo.
Dort hatte ich mir für ein paar Euro ein Einzelzimmer im CIW Hostel gegönnt. Das Zimmer war geräumig und sauber, ebenso wie die Gemeinschaftsduschen und -toiletten. Gegen 19 Uhr durchsuchte ich den überschaubaren Ort nach etwas Essbarem.
Einziger Laden der offen hatte, war das Restaurante El Viento. Als einziger Gast hatte ich freie Auswahl, bestellte die Lasagne und über den Abend verteilt ein paar Gläser Bier.
Die letzten Sonnenstrahlen schienen durch die vollverglasten Terrassentüren und der Kellner und ich stießen nach einem kurzen Plausch auf meinen Geburtstag an. Ich bilde mir ein, dass ein Hauch von Erotik in der Luft lag, bis das Surren meines Smartphones ertönte. Ein Bild meiner frischgebackenen Ehefrau erschien auf dem Display. Der Kellner stand auf und ging wieder hinter den Tresen.
Mittwoch, 1.11.
Die Morgensonne strahlte durch die Fenster in den Gemeinschaftssaal des Hostels. Pünktlich um 8 Uhr öffnete die Rezeption und ich checkte aus.
Mein erster Weg führte mich entlang der Küste auf teils eher für Geländewagen geeigneten Strecken zu Plätzen, die ideal zum Freicampen sind. Ich stoppte hier und da und genoss die Sonne.
Mein eigentlicher Plan, das Schnorchel-Equipment zu nutzen, klappte nicht. Es war zu windig. Die Wellen in den Buchten, die gegen die Klippen schlugen, waren mir zu hoch, um einen Schnorchelgang zu wagen.
Am Vormittag erreichte ich dann Playa de Inglés, den Ausgangsort für weitere Erkundungen der Insel. Als erstes gönnte ich mir ein Backpackerfrühstück und einen Kaffee, bevor ich den Strand und die angrenzenden Dünen erkundete.
Die Sonne brannte und nach dem ich über mehrere nackte Pärchen inmitten der Dünen und der kargen Bepflanzung stieß, entschied ich mich zur Strandpromenade zurückzugehen.
Ich kehrte „Zum blauen Engel“ ein und beobachtete bei zwei kleinen KöPi das bunte Treiben auf dem kleinen Platz. Hier kann man einfach mal ein paar Stunden bleiben und die Leute beobachten, aber bevor mir Wirtin Sandra das nächste Bier brachte, zahlte ich. Versacken ging heute nicht. Zum einen musste ich noch weiter, zum anderen herrscht hier auf der Insel die 0,3 Promille Grenze. Also, aufgepasst. Und so machte ich mich mit dem Mietwagen auf den Weg zum Treffpunkt vor dem Bungalow Park Holycan. Um 14 Uhr trafen meine Frau und meine Schwiegereltern ein. Besitzer Sandro übergab uns die Schlüssel und lud uns gleich zum Stand-Up-Paddeln am kommenden Dienstag ein.
Akklimatisieren stand heute auf dem Programm. Außer einkaufen, einen Sprung in den Pool und Abendessen stand heute nichts mehr auf den Plan.
Donnerstag, 2.11.
Unser erster Weg nach dem Frühstück führte uns heute mit dem Mietwagen auf die andere Seite der Insel. Etwas mehr als eine Stunde benötigten wir zum Schnorchelspot nach Sardina del Norte.
Am Kai sahen wir die ersten Taucher aus dem Wasser steigen, so dass wir uns direkt entschieden, in die Badeklamotten zu steigen, Maske und Schnorchel aufzusetzen und die Unterwasserwelt zu erkunden. Trotz karger Wasserpflanzen ist der Fischreichtum ok und man kann sich in der geschützten Bucht entspannt durch das glasklare Wasser treiben lassen.
In dem angrenzenden Restaurant kann man zu dem kostenlos die Toiletten nutzen und sich nach Schnorchel- oder Tauchgang wieder frisch machen. Nach rund einer halben Stunde im Wasser entschieden wir uns, die nächste Badestelle anzufahren.
Unser Ziel: die Piscinas Naturales von Agaete. Die Salinas ähneln einer mittelalterlichen Festung.
Es handelt sich um drei Naturschwimmbäder, die gut geschützt von der Brandung des Atlantischen Ozeans liegen und untereinander durch Lavaröhren verbunden sind.
Was mich wunderte. Auch in den Becken lohnt sich das Schnorcheln, denn auch hier kann man zahlreiche Fische beobachten.
Nach einem Sonnenbad machten wir uns am späten Nachmittag wieder zurück in die Touristenhochburg, ließen den Abend beim Chinesen ausklingen und fielen um 22 Uhr müde ins Bett.
Freitag, 3.11.
Es war bewölkt an diesem Morgen, doch schnell zeigte sich auf Gran Canaria wieder die Sonne. Also ab ins Auto Richtung Osten. Wir kamen in Mogán an, zusammen mit einer Kolonne Mietwagen und Reisebussen. Schöne Scheiße. Der dortige Markt zog Scharen von Touristen an. Ne, ohne uns. Eine Ehrenrunde durch die City und wir waren froh aus dem Moloch wieder raus zu sein. Na dann geht’s eben nach Pueblo de Tauro, der örtliche Strand soll ja klasse sein. Von der Bergstraße sahen wir eine schöne Bucht und… Menschenmassen und Autos, die um die zwei großen Parkplätze kreisten.
Rund zehn Minuten reihten wir uns in die aussichtslose Suche ein, gaben leicht genervt auf und drehten um. Noch bevor wir uns entschieden hatten wo es hingehen sollte, entdeckten wir von der Küstenstraße einen anderen Strand, den „Playa del Tauro“. In einer kleinen Bucht gelegen, ohne Buden und TamTam, an dem heute nur wenige Gäste ihre Strandtücher ausgepackt hatten. Um den Ort zu erreichen folgten wir einfach den selbstgemalten Schildern mit der Aufschrift „Playa“ und ließen uns nicht von der steilen Abfahrt im Kreisverkehr und der sandigen Behelfsstraße irritieren.
Zu Fuß ging es noch durch einen Privatgarten, vorbei an selbst gezimmerten Bretterbuden, die als Wochenendsitz von Einheimischen genutzt werden und schon standen wir mit den Füßen im Wasser. Es war heiß. Und so stürzten wir uns ins Meer, um die unspektakuläre Unterwasserwelt zu erkunden. Es scheint dort allerdings etwas zu geben, das wir nicht gesehen haben. Der Taucher, der mit Sicherheitsleine und Harpune über den Strand schlenderte und unter Beobachtung zahlreicher Strandbesucher ins Wasser stieg, deutete dies zumindest an.
Kurz nachdem wir zurück in unsere Bungalowanlage waren, entbrannte bis zum Abend eine Diskussion zwischen meiner Frau und meinen Schwiegereltern der Restaurantauswahl betreffend. Für mich hieß das, klein machen, keinen Mucks von mir geben und mich möglichst raushalten. Also, Käppi ins Gesicht gezogen und hinter dem Tablet versteckt.
Die Sprüche der Gegenseiten waren allerdings so gut, dass ich zwischendurch laut lachen musste, was dazu führte, dass man mich sofort in die Entscheidungsfindung einbinden wollte. Aber nicht mit mir. Meine Zurückhaltung führte allerdings auch dazu, dass nun nicht nur der Ort der abendlichen Speisung diskutiert wurde, sondern auch was „Schwiegersöhnchen“ – je nach Spezialisierung der Lokalität – essen würde. Drei Bier später war nicht nur das Restaurant gefunden, sondern auch meine Bestellung festgezurrt. Den Sieger dieser Diskussion konnte ich allerdings nicht ausmachen, küre mich aus diesem Grunde selbst, denn das Essen hat mir tatsächlich gut geschmeckt.
Anmerkung: Bei Korrekturlesung wurde der Sieger umbenannt und heißt jetzt natürlich… Ehefrau!
Samstag, 4.11.
Ein Tag im Zeichen des Fußball. Nachdem wir am Morgen über den Markt von San Fernando geschlendert waren, bereitete sich mein Schwiegervater seelisch darauf vor, eine „Zecke“ mit ins Kölsche Eck zu nehmen. Schalke – Freiburg und Dortmund – Bayern standen auf dem Plan.
Die urige Kneipe ist Kult auf Gran Canaria und Wirt Rudi und Wirtin Julia bekannt wie bunte Hunde. Und natürlich konnte Schwiegervater Rudi es nicht sein lassen, seinem Namensvetter den ein oder anderen Spruch mitzugeben. Dieser reagierte wiederum und machte das, was er am wahrscheinlich besten kann: Seine Gäste mit Kölsch versorgen. Denn wer am Glas nippt kann gleichzeitig nicht quasseln.
Einige Bier später stand es fest. Schalke hatte gewonnen, Dortmund verloren und die Schmach war auf meiner Seite. Wer auf der Insel ist und Fußball schauen will, kommt an dieser Kneipe nicht vorbei. Ich schätze es sind so 20 Bildschirme und eine Grossleinwand, an denen die Spiele und Konferenzschaltungen übertragen werden.
Nur eins sollte man sich merken, früh genug zum Klo losgehen, wenn sich Druck bemerkbar macht. Denn hier gibt es nur eine Toilette für Männchen und Weibchen. Und so kann sich die Schlange in den Halbzeiten und nach Spielende schon einmal stauen.
Sonntag, 5.11.
Unser erstes Ziel war heute das rund eine Stunde entfernte Städtchen Teror, in den Bergen Gran Canarias. Es war Sonntagsmarkt. Und schon der Anfahrtsweg über die Bergstraßen zog sich auf Grund eines Staus in die Länge. Nachdem wir in einer der Tiefgaragen endlich einen Parkplatz gefunden hatten, zogen wir durch die engen Gassen.
Das Örtchen ist für alle Einwohner der Insel der wichtigste Wallfahrtsort, denn in der Basilika steht die Virgen del Pino (die Jungfrau von der Pinie), die Schutzheilige der Insel. Rund um das eigentliche Zentrum, die Plaza de Teror, ist der eigentliche Treffpunkt der Anwohner.
Auffallend sind die Holzbalkone, die die Fassaden der Häuser schmücken. Um so auffälliger, um so wohlhabender waren die damaligen Bewohner.
Der Wallfahrtsort war heute allerdings rund um Basilika „Nuestra Señora del Pino“, die im barocken und neoklassizistischen Stil mit ungewöhnlich achteckigen Türmen ursprünglich zu ehren der Erscheinung der Jungfrau Maria im Jahr 1481 erbaut wurde, völlig überlaufen.
Wir entschieden uns nach rund einer Stunde das Dorf wieder zu verlassen und dem Rückreisestau den „Stinkefinger“ zu zeigen. Das sah das Navi auch so, führte uns deshalb weg von den möglichen Staustraßen durch kleine Gassen, Feldwege und an entlegene Orte mit unglaublichen Straßensteigungen. Zweimal stoppten uns Einheimische und warnten davor, den schmalen Bergpässen mit unserem untermotorisierten Fahrzeug zu folgen.
Die Alternativroute wurde dann auch wieder Mietwagengerechter und die Straßen besser. Meter für Meter schraubten wir uns in die Höhe. Bis zum 1940 Meter hoch gelegen Aussichtspunkt des Pico de las Nieves. Die Aussicht war… gleich null.
Na klasse. Es regnete, war windig und kalt und wir hatten Hunger. Zum Glück gab es einen kleinen Foodtruck oder besser gesagt „Snacktruck“, an dem es Obst und Süßigkeiten zu kaufen gab. Wir drehten um und fuhren mit Snickers und Bounty bewaffnet in Richtung Wahrzeichen der Insel, dem nahegelegenen Roque Nublo.
Entlang der angrenzenden Naturparks, sieht man zahlreiche Grill- und Zeltplätze, die an diesem Sonntag gut besucht waren. Parkplätze, werden nicht benötigt. Denn man fährt mit seinem Wagen einfach in den Wald rein, schmeißt den Grill an und ist hoffentlich vorsichtig, damit nicht noch ein Waldbrand ausgelöst wird.
Die Bergstraßen sind in dieser Gegend super ausgebaut und asphaltiert, wenn auch an machen Stellen eng. Zumindest wenn einem ein Bus entgegenkommt. Da die Straßen unter anderem auch von Radrennfahrern genutzt werden, kann es sein, dass man auf den Bergabstrecken sogar von den Bikern überholt wird. Daher schadet der regelmäßige Blick in den Rückspiegel nicht.
Die Serpentinen führten uns an weitere Aussichtspunkte und diese zwangen uns zu Fotostopps, z.B. am Mirador de la Degollada de las Yeguas.
Leider haben wir soviel Zeit vertrödelt, dass wir es nicht mehr geschafft haben uns Fataga anzuschauen. Der Ort soll einen gut erhaltenen historischer Ortskern, alte, schmale, mit Natursteinen gepflasterte Straßen und viele im Originalzustand erhaltene kanarische Häuser haben. Er liegt im Tal der tausend Palmen und ist Ausgangsort für Wanderungen. Leider sahen wir nur ein wenig von der Straße aus.
Unsere heutige Route kann und möchte ich euch wirklich weiterempfehlen.
Montag, 6.11.
Kurz nach dem Frühstück überkam er mich wieder, der Lagerkoller. Und so verabschiedete ich mich am Vormittag von meiner Familie, bewaffnete mich beim örtlichen SPAR-Markt um die Ecke mit zwei Flaschen Wasser und schlenderte die Avenida Alfereces Provisionales entlang bis zum Strand. Der unmodischen braunen Sandalen entledigt hüpfte ich schnell in Richtung Wasser, denn der Sand verbrannte mir die Fußsohlen. Scheiße, war das heiß.
Wenn ihr euch immer am Meer entlang hangelt, kommt ihr an zahlreichen Strandkiosken vorbei. Und hier lohnt sich ein Blick auf die Ziffern und der Suche bei einer Internetsuchmaschine eurer Wahl. Während man die Menschenmassen am Schwulenstrand von Maspalomas (No. 7) schon von weitem erkennt, so ist spätestens bei in Sicht kommen der Regenbogenflagge klar, was hier abgeht und wer hier besonders willkommen ist. Mit Abstand ging hier an diesem Tag die „größte Luzi“ ab. Party, Drinks, Musik und jede Menge nackte Männerhaut. Normal. Wer als Hetero seinen Fantasien ausleben will, kann das aber an ganz anderer Stelle tun. Der Pärchentausch- und Voyeurtreff soll nach Recherche in den Dünen hinter Kiosk No. 4 liegen. Bauchtasche um den nackten Körper getragen ist hier der typische Dresscode.
Der Weg durch den Sand war bei der Hitze ganz schön anstrengend und meine Flaschen Wasser waren aufgebraucht, noch bevor ich den Leuchtturm von Maspalomas erreichte. 28 Jahre dauerte der Bau des 55 Meter hohen Leuchtturms, bevor er zum ersten Mal am 1. Februar 1890 entzündet wurde.
Mein Füße brauchten eine Pause, der Körper Flüssigkeit. Zwischen den zahlreichen Restaurants lädt das Irish Pub „Paddys Bar“ zum Verweilen ein. Originale irische Küche und Getränke und dazu die perfekte Lage in erster Reihe mit Blick auf den Atlantischen Ozean. Nach einer Stunde musste ich mich zum Aufstehen zwingen, denn der Rückweg sollte noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Und das lag daran, dass mich statt dem sportlichen Ehrgeiz nun die Gemütlichkeit gepackt hatte und ich die Chance nutzte, an jedem zweiten Kiosk auf einen kurzen Stopp einzukehren.
Es endete bei guter rockiger Live Musik in der Strandbar „Dunes & Tunes“, bevor ich meine Familie zum Abendessen traf.
Dienstag, 7.11.
Es war ein Faulenzertag und bis zum Abend passierte nix. Auch mal schön. Gegen 17 Uhr trafen wir uns mit Vermieter Sandro, der uns nach Arguineguín lotste. Stand-Up-Paddeln stand auf dem Programm.
Nach einer kurzen Einweisung ließ mich der Lehrer und Verleiher alleine und wackelig auf dem Brett zurück und flirtete stattdessen mit meiner Frau… und sie mit ihm (wohl die Rache, dass sie auf Grund ihrer Schwangerschaft darauf verzichtet hat). Ach was soll’s, Sandro und ich paddelten stattdessen dem Sonnenuntergang entgegen. Das war zumindest genauso so romantisch. Aber mal ernsthaft, das Paddeln im Stehen war für mich echt anstrengend. Zwar konnte ich einen Fall ins Wasser verhindern, aber so sicher wie im Kajak war und bin ich auf den Dingern nicht. Und durch das Ausgleichen und Gleichgewicht halten in leicht gebeugter Haltung, spürte ich meine Waden bereits deutlich nach 20 Minuten. Ich glaube länger als eine halbe Stunde waren wir gar nicht auf dem Wasser, trotzdem hatte ich für diesen Abend genug. Spaß gemacht hat es trotzdem.
Zu Abend wurde im nahegelegenen Apolo XI gegessen. Mehr als ordentliche Portionen zu einem sehr günstigen Preis. Zurück in Playa del Inglés dann das Drama des ganzen Urlaubs. Meine Frau hatte versehentlich beim Öffnen der Badezimmertür einen niedlichen kleinen Gecko zerlegt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die einzelnen zuckenden Gliedmaßen auf den Fliesen lösten bei ihr ein minutenlanges hysterisches Gewimmer aus. Ruhe er in Frieden. Die eine Hälfte auf der Mülldeponie, die andere in der Kanalisation.
Mittwoch, 8.11.
Am Tag zuvor hatte ich die App GetYourGuide aufgerufen und siehe an, im Nachbarort Taurito bot Canary Diving einen vierstündigen Freitauchkurs inkl. PADI Zertifizierung für schlappe 40 EUR an. Einen telefonischen Rückruf später stand es fest, um 10 Uhr sollte es losgehen. Pünktlich traf ich im Büro von Canary Diving ein, wurde von Tauchlehrerin Josie nett begrüßt und nach den Formalitäten sprangen wir in die Neoprenanzüge. Meine eigene ABC-Ausrüstung (Schnorchel, Maske, Flossen/Schuhe) hatte ich dabei, die Ausleihe wäre aber ansonsten auch im Preis inbegriffen.
Rund eine Stunde begleitete mich Josie entlang des kleinen Hausriffs von Taurito. Auch wenn die Pflanzenwelt eher karg ist, der Fischreichtum ist interessant und wie immer stürzten sich die Meeresbewohner auf die mitgebrachten Bananen. Anstatt eines Freitauchkurses handelte es sich allerdings nur um einen normalen Schnorchelausflug mit der Option, die Ausrüstung den ganzen Tag zu nutzen und so oft wie man will Schnorcheln zu gehen. Da der Strand trotz großer umliegender Hotelanlagen schön gelegen ist und man es sich auch an den Strandbars gut gehen lassen kann, blieb ich tatsächlich bis zum frühen Mittag und schnorchelte noch zweimal entlang des Riffs und beobachtete die Unterwasserwelt.
Allerdings hätte ich mir den Kurs und somit auch das Geld schenken und einfach so dort schnorcheln gehen können. Ok, auf Grund meines attraktiven weiblichen Guides und des netten Teams von Canary Diving, war es letztendlich ok. Beim nächsten Mal würde ich aber doch eher einen Auffrischungskurs für meinen Tauchschein machen.
Zurück in Playa del Inglés ging es am frühen Abend zum Yumbo, einem Einkaufszentrum mit vielen KrimsKrams-Läden und Restaurants. Was ein Zufall, im Café de Paris trafen wir bei einem Kaffee noch einen Arbeitskollegen aus Essen. Nach einem kurzen Plausch kehrten wir zum Abendessen „Bei Lelo“ ein. Die passend zur Winterpride – Europe´s favourite gay paradise gekleideten Kellner waren bemüht und konnten ja auch nichts für die Kochkünste, aber irgendwie war das nichts. Die Karte bietet viel Auswahl, aber die Gerichte die wir gewählt hatten, waren nicht gut zubereitet. Fleisch so lala und Soße aus der Tüte(?). Das Restaurant füllte sich schnell mit deutschen Stammgästen und wir waren wieder weg.
Am Abend schauten wir uns die Eröffnung der Winterpride an, aber nach dem der irische Schauspieler und Sänger Conleth Kane den dritten Disney verpackten Schmusesong sang, half bei mir auch kein frischgezapftes Tropico mehr, um die Musik doch noch ertragbar zu machen. Tschöö, Winterpride. Den Rest des Programms, auch der folgenden Tage, verfolgten wir nicht mehr weiter.
Donnerstag, 9.11.
Zurück in Taurito. Anky und ich hatten entschieden einen weiteren Strandtag einzulegen und weil mir Taurito gut gefallen hatte und Anky auch gerne schnorchelt, sind wir erneut in die kleine Bucht im Süden der kanarischen Insel gefahren. Obwohl der Wind recht stark war und ein entsprechender Wellengang herrschte, musste ich meine Garzeit verkürzen und nach ein paar Minuten aus der Sonne raus. Während meine Frau also weiter brutzelte, verlegte ich den Platz in den Schatten an die Strandbar. „Una cerveza… grande por favor.“
Eine Badeeinheit und 10 Hitzepocken später ging es am späten Nachmittag über die Küstenstraße GC-500 zurück nach Playa del Inglés. Mittlerweile hatte ich den Pipi-Pausen-Rhythmus meiner schwangeren Beifahrerin verinnerlicht, so dass wir unter anderem am Playa de Amadores hielten, um einen WC-Stop einzulegen. Die Suche nach einer öffentlichen Toilette ließ Anky immer schnellen Schrittes werden. Meine lechzenden Blicke und die kurzen Stopps meinerseits an den örtlichen Eiscafe wurden mit bösen Blicken gestraft. Erst die Pflicht, dann das Vergnügen. Und so musste ich mich gedulden, bis ich den Eisbecher in der Hand hielt. Doch das Warten hatte sich gelohnt. Was haben wir es gut. Wie es wohl gerade zuhause ist? Kalt, verregnet?
Die Fahrt über die Küstenstraße dauert natürlich länger als über die Autobahn, aber es lohnt sich wirklich. Und wir hatten ja auch Zeit.
In regelmäßigen Abständen findet man kleine Buchten, an denen Menschen fast für sich alleine ins Wasser springen und den Abend in der Sonne genießen.
Sonntag, 12.11.
Während ich in einer der vergangenen Nächte im Garten auf der Liege nicht nur meine Mitreisenden, sondern wahrscheinlich auch die umliegende Nachbarschaft mit meinem Schnarchen auf Trab gehalten hatte, verbrachte ich einige Zeit damit den Restalkohol auszudünsten. Der Grund war ein etwas längerer Abend mit meinem Schwiegervater in der Bar. Und so vergingen zwei Tage ohne nennenswerte Aktivitäten.
Um 11 Uhr standen wir an des Bushaltestelle Los Arcos, um mit der Linie 30 nach Las Palmas zu fahren. Glücklicherweise hatten wir einen Puffer eingeplant, denn durch einen Verkehrsunfall in Playa del Inglés verzögerte sich die Fahrt erheblich, so dass wir mit einer Stunde Verspätung erst um 13 Uhr an der Endstation Santa Catalina ankamen. Die Fahrt kostete rund 7 EUR pro Person. Im Hafen lag die AIDASol, die am heutigen Abend auf ihre einwöchige Kanarentour aufbrach.
Wir stiegen in ein Taxi um, das uns für 4 EUR zum etwa fünf Kilometer entfernten Muelle Nelson Mandela brachte. Hier liegt der Checkin-Schalter der Fährgesellschaft NAVIERA ARMAS. 40 Minuten vor Abfahrt, um 15.30 Uhr, durften wir erst auf das Schiff, so dass wir die Wartezeit im Hafen vertrödeln mussten und uns bis dahin an den Snackautomaten bedienten.
Die Überfahrt verbrachten wir an Deck zusammen mit ein paar Punks und spanischen Reisegruppen, die entweder schon geraucht und getrunken hatten oder dies an Bord mit einem Joint und einem Tropical nachholten. Endlich normale Leute.
Die Überfahrt bei strahlendem Sonnenschein und guter Laune an Bord dauerte rund 3 Stunden, so dass wir erst gegen 19 Uhr unser Hotel „Colon Ramblas“ in Santa Cruz erreichten.
Es gab gleich mehrere Gründe, um einen Abstecher nach Teneriffa zu machen. Erstens habe ich sowieso immer Hummeln in der Fott und will was sehen und erleben, zweitens der Besuch im Loro Parque und drittens, der Hauptgrund, ein Treffen mit Sonja und Uwe aus Berlin. Kenngelernt hatten wir uns 2013 auf Bali und seit dem immer mal wieder über Facebook Kontakt. Getroffen hatten wir uns seitdem nie, obwohl wir die gleichen Ziele hatten. Koh Chang in Thailand zum Beispiel, hatten wir zeitversetzt besucht. Und so lag es auf der Hand kurzerhand die Fähre zu buchen, eine Unterkunft zu suchen und den beiden Berlinern „Juuten Tach“ zu sagen. Die Beiden waren mit einem Leihmotorrad unterwegs und so verabredeten wir uns direkt in Santa Cruz. Sonja und Uwe warteten schon vor dem Hotel und die Wiedersehensfreude war groß. Da muss man extra auf die Kanaren reisen, um sich wiederzusehen. Irre.
Den Abend verbrachten wir beim Abendessen und tauschten uns über dies und das aus. Ein toller Abend auf Teneriffa.
Hinweis: Neben der „Armas“, die rund drei Stunden von Gran Canaria nach Teneriffa braucht und 35 Euro Person für Nicht-Einheimische kostet, gibt es noch die Fährgesellschaft „Fred Olson“. Die Katamarane starten in Agaete, sind fast doppelt so teuer, aber dafür benötigt man hier nur rund 70 Minuten bis auf die Nachbarinsel. Bei beiden Anbietern ist die online Buchung und der Checkin reibungslos. Einzige Dokumente die zwingend benötigt werden, sind Reisepass oder Personalausweis. Wer ohne Fahrzeug unterwegs ist, braucht keine zwingende Vorabreservierung, sondern kann dreimal pro Tag sehr spontan die Fähre nehmen.
Montag, 13.11.
Wir zahlten 78 EUR für das große Zimmer + 10 EUR p.P. für das Frühstück im 4-Sterne Hotel und checkten um 10 Uhr aus. Von der Busstation „Intercambiador Santa Cruz“ ging es mit der Linie 102 über den Flughafen Nord nach Puerto de las Cruz. Den örtlichen Busbahnhof und den Zoo verbindet eine knallgelbe Bimmelbahn, die kostenlos ohne Zwischenhalt zwischen den beiden Stationen verkehrt. Wie verabredet standen wir um 11.30 Uhr vor den Loro Parque und warteten nur ein paar Minuten, bis Sonja und Uwe eintrafen. Vier Tickets je 35 EUR hielt Uwe in der Hand (ihr habt was gut und dies ist nun schriftlich festgehalten) und wir eroberten wir den berühmten Zoo auf Teneriffa.
Der Loro Parque gehört mit zu den schönsten Zoos, die ich je besucht habe. Auch wenn es hier die so kritisierten Delphin- und Orca-Shows gibt.
Er wurde ursprünglich als Papageien-Park angelegt, was ihm auch seinen Namen gab – „Loro“ ist das spanische Wort für „Papagei“. In der zum Park gehörenden Aufzuchtstationen befindet sich die größte Papageiensammlung der Welt.
Gegründet wurde der Loro Parque in den 1970er von einem Kölner. Auch heute wird dieser noch von einem Deutschen geführt und ist einer der größten Arbeitgeber der Insel.
Innerhalb des sog. Animal Embassy können Besucher Wissenschaftler bei ihrer Arbeit im Labor oder bei den Untersuchungen von Tieren beobachten. Das Max Planck Institut hat hier ein Forschungszentrum zum Studium von Papageien installiert. Wer Glück hat kann die Tiere auch dabei beobachten, wie sie von den Mitarbeitern konditioniert werden.
Wie jeder Tierpark hat auch der Loro Parque mit Anschuldigungen von Tierrechtlern und Aktivisten zu kämpfen. Gegen diese Anschuldigungen setzt sich Tierpark in zahlreichen Statements auf loroparque.com auseinander und greift im Netz kursierende Anschuldigungen auf. Darüber macht sich der Park für Natur- und Tierschutz stark. Mehr Infos gibt es hier: http://loroparque.com
Nach rund vier Stunden verließen wir den Park, verabschiedeten uns von unserer Begleitung und sind gespannt, wo auf dieser Welt wir die beiden Berliner wiedersehen werden. Für uns ging es per Express-Bus in 40 Minuten zurück nach Santa Cruz und von da aus mit der Fähre nach Gran Canaria.
Hinweis: Busfahren auf Teneriffa ist günstig und einfach. An den Haltestellen könnt ihr die Bonocard in verschiedenen Versionen kaufen. Bei Einstieg in den Bus wird diese einfach beim Fahrer in die Automaten gesteckt, das Ziel genannt und die Fahrt abgebucht. Welche Linie wohin fährt und wo die nächste Haltestelle ist, kann man einfach über die mobilen Internetseite des Anbieters Titsa ermitteln: movil.titsa.com
Dienstag, 14.11.
Am letzten Tag schlenderten wir noch einmal durch Playa del Inglés und genossen die Wärme, bevor es zurück in die Herbstkälte nach Deutschland ging.
Also ab zum Strand, im Café Mozart noch eine der vielen Leckereien naschen, Leute beobachten und dabei über die ein oder andere Gestalten „staunen“ und ab 16 Uhr im Dunes & Tunes bei einem Bier Gitarrist und Sänger Jimi zuhören.
Zum letzten Mal aßen wir zu Abend im Restaurante La Carreta und ließen uns die spanische Küche schmecken. „Adios“. Am nächsten Tag sollte es mit dem Flieger zurück nach Hause gehen.
FAZIT
Gran Canaria hat mir gut gefallen, insbesondere die Küstenstraßen und gut ausgebauten Serpentinen, die hoch in die Berge führen. Sollte es mich noch einmal auf die Kanareninsel verschlagen, dann würde ich zum einen mit dem Zweirad noch ein paar Stationen erkunden, zum anderen mal ein wenig in den Bergen wandern und den Nord-Osten der Insel erkunden.
Der Gastro-Preise sind für eine Touristenhochburg mehr als ok. Die vielen All-Inclusive Anlagen machen es Gastronomen und Wirten aber schwer und drücken die Preise. Daher muss man schon schauen, bei welchem Laden es für die günstigen Preise auch eben gutes Essen gibt. Bei einem Besuch im Kölschen-Eck kann man sich bei einem Gespräch mit Wirt Rudi nicht nur das Leid anhören, sondern es auch live erleben. Nicht selten gehen Gäste mit All-Inclusive Bändchen hier ein, bestellen EIN Bier während der gesamten 90-minütigen Spielübertragung und dackeln dann wieder in ihre Anlage zu den kostenlosen Getränken zurück.
Urlaub mit den Schwiegeltern. Das hat auch Vorteile. Ein besonderer Dank geht an die gute Fee des Hauses. Meiner Schwiegermutter. Sie hat nicht nur Essen auf den Tisch gezaubert, sobald nur der Gedanke „Hüngerchen“ aufgetaucht ist, nein. Auch Füße eincremen war unter den Servicedienstleistungen, die uns den Urlaub versüßt haben 😉 . DANKE.