Vorwort:

Möglichst sonnig sollte es sein und das Budget nicht zu sehr schröpfen. Dass sich beides in der Hauptregenzeit auf Zanzibar ausschließen kann, hatten wir nicht wirklich bedacht und vom Preis und den Kataloginfos leiten lassen. Klar gab es den ein oder anderen Regenschauer, aber alles in allem hatten war das Wetter für die Regenzeit echt ok und sonnig. Vorteil zu dieser Zeit: wie sahen menschenleere Strände und konnten immer eine Strandliege ergattern.

Dienstag, 5. April

HopHop, unser „Chauffeur“ eilt zum Essener Hbf und meine mir selbst auferlegte Gelassenheitszauberformel schwindet in dem Moment, in dem ich bemerkte, dass ich den Geldumschlag mit den Dollarscheinen vergessen habe. Geschickt gewendet und ab nach Hause. Den in Essen verpassten ICE könnten wir in Duisburg noch erwischen, schließlich hatte ich extra Sitzplätze reserviert. Ja ne ist klar, schon mal über die A40 gefahren. Am Bahnhof in Duisburg hetzten wir zu Gleis 3 und sahen den ICE nur noch wegfahren. Jupp. Ging gut los. Meine Laune besserte sich im nur fünf Minuten später folgenden ICE. Denn dieser war leer, so dass wir direkt einen Sitzplatz im Bistro fanden und ich mir das erste Weizenbier schmecken lassen konnte.

Knapp zwei Stunden später erreichten wir den Bahnhof „Frankfurt Flughafen“, bis zum Terminal 2 mit dem Shuttle muss man etwas Zeit einplanen. Insbesondere dann wenn sich der eigene Koffer mit dem eines Business-Reisenden verhakt. Er musste allerdings nach Kasachstan und wir waren nicht gewollt gemeinsam zu verreisen. Nach etwas Fummelei war aber auch das Problem gelöst und wir konnten nach dem Check-in die Wartezeit gemütlich vertrödeln. Apropro Wartezeit, auch der Flieger ließ auf sich warten. Rund eine Stunde nach planmäßiger Abflugzeit ging es los in Richtung des Sultanstaates Oman.

Mittwoch, 6. April

Der Umstieg im überschaubaren Flughafen von Muscat war unspektakulär und nach fünf weiteren Flugstunden erreichten wir gegen 13.15 Uhr die Insel Zanzibar. Nach dem „VISA on the run“ Prozedere (50 Dollar/ EUR pro Person, zahlbar mit Kreditkarte) ging es rund 50 Minuten mit dem Minibus nach Kiwengwa. Apropro VISA, hier scheint es Unterschiede zu geben: mit Blick auf die Korruption wird vermehrt auf Kreditkartenzahlung gesetzt, das scheint nicht immer der Fall zu sein. So berichteten uns andere Urlaubsgäste davon, dass Sie bar zahlen mussten. Ob in dem Moment nur das Kartenlesegerät nicht funktionierte oder es einen anderen Grund gab, kann ich leider nicht sagen. Derzeit solltet ihr also 50 Dollar (Euro werden ebenfalls gerne genommen), passend in bar dabei haben.

Mit uns im Bus war ein junges Pärchen, das bereits zum dritten Mal auf Zanzibar Urlaub machte und die mit Blick auf das Preis-Leistungsverhältnis diese Insel auch Mauritius vorziehen. Das stimmte uns zuversichtlich. Wir erreichen am Nachmittag bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein das Sultan Sands Islands Resort und konnten bereits durch die Lobby hindurch die gepflegte Poolanlage und die Liegen vor dem türkis-blauen Meer sehen. Nach dem Check-in wurden unsere Taschen zum Bungalow gebracht. Dieses besteht aus einem Runddach, hat zwei Eingänge und beinhaltet zwei Wohneinheiten. Neben der kleinen Terrasse war für mich das große Bett mit Moskitonetz das Highlight. Allerdings mussten wir zur Mückenabwehr provisorisch selbst ein paar größere Risse im Netz abdichten. Unser erstes Ziel, der Strand.

Und dieser ist wirklich paradiesisch Das Kilimanjaro Premium Lager war gut gekühlt und so beobachteten wir von der Strandbar den knackigen jungen Beachboy, der sich von drei westeuropäischen Damen „das Schwimmen“ beibringen ließ. Er planschte hilflos im Wasser und die Damenwelt war verzaubert, wenn sie ihn in ihren Armen empfangen konnten. Seine gekünstelten Schwimmversuche wurden außerdem lautstark beklatscht. Oder war das überhaupt nicht gespielt? Falls doch, wie viel Dollar ließen sich die Damen diese Showeinlage kosten und mein Gott… war es etwa erst das Vorspiel, was wir da zu sehen bekamen?

Am frühen Abend informierten wir uns bei der Reiseleitung über die Kosten für Ausflüge zum Tauchen und nach Stone Town, wollten uns aber erst am nächsten Tag entscheiden und buchen. Außerdem hatte mich gleich zu Beginn Beachboy Alex am Strand in die Mangel genommen und bot mit natürlich genau die gleichen Ausflüge zu einem günstigeren Preis an. An seiner Bretterbude, rund 500 Meter vom sicherheitsbewachten Privatstrand entfernt und umringt von Einheimischen, die einem alle was anderes andrehen wollten, ließ ich mich auf einen wilden Handel ein. Im Gefecht und bei dem Mix aus Englisch und Kisuaheli hätte ich versehentlich fast ein dutzend individuell geschnitzter Namensschilder gekauft.


Ich konnte irgendwann einfach nicht mehr unterscheiden, wer zum „Reisebüro“ gehört und wer einer der benachbarten Händler war. An diesem Tag buchte ich nichts, kann aber generell die Buchung von Ausflügen bei den Beachboys empfehlen, sofern ihr von einem Versicherungsschutz gegen Ertrinken oder einen Autounfall absehen könnt. Es ist halt günstig und trotzdem recht zuverlässig, aber ihr müsst sie runterhandeln und das Geld wird natürlich nicht im Voraus gezahlt.

Das Abendessen im Sultan Sands Islands umfasst ein umfangreiches Buffet und Show-Cooking Stationen, an denen euch mal Spanferkel, Fisch, Burger o.ä. zubereitet werden. In der Regel alles gut, den persönlichen Geschmack mal außen vor gelassen. Nur zweimal hatte ich Fleisch erwischt, was noch nicht ganz durchgebraten war. Aber insgesamt soll das keine Abwertung des Angebots sein.

Donnerstag, 7. April

9 Uhr. Augen auf. Umgedreht, Augen zu. 11 Uhr. Augen auf, umgedreht, Augen zu. Man was hat uns die Anreise doch zu schaffen gemacht. 12 Uhr. Wir rafften uns auf. Schleppten uns aus dem 25 Grad klimatisierten Zimmer nach draußen, uns erwartete 34 Grad schwül heiße Luft. Unser Tag bestand aus drei Aktivitäten: Auf der Strandliege liegen, zur Bar schlendern und in den 32 Grad warmen Indischen Ozean springen. Abkühlung fühlt sich allerdings anders an. Und so ziehen die Stunden dahin, bis… ja bis schließlich das Abendbuffet ruft. Ein richtiger Schlönzertag!

Bei der Abendshow am Pool wurde mir klar, dass das nicht die Unterhaltung ist, die ich mag. Ähnlich wie vor zwei Jahren in Ägypten, gibt es keine Möglichkeit das „Touristengefängnis“ mal eben kurz auf eigene Faust zu verlassen und in einer Bar in der Umgebung den Abend ausklingen zu lassen. Nein, das geht hier leider nur mit den hoteleigenen Angeboten. Wir gönnten uns noch ein Bier, schlichen dann aber aus der applaudierenden Menge heraus und verschwanden in unserem Bungalow, während der Rest der Hotelgäste weiter der Artistengruppe am Pool zuschaute.

Ich schickte unserem Reiseleiter noch kurz eine Whats App, weil wir uns für einen Schnorcheltrip nach Mnemba Island interessierten. Für die Buchung über Reiseleitung sprachen in diesem Fall zwei Gründe. Erstes war es nach Vergleich mit den Angeboten der Beachboys nicht wesentlich teurer, zweitens handelte es sich um eine offizielle Tauchschule und da wir ggf. noch Tauchen gehen wollten, hatten wir dort direkt den richtigen Ansprechpartner. Zwei Stunden später kam die Rückantwort unseres Reiseleiters Peter. Alles ging klar. Wir werden am Samstag um 10 Uhr abgeholt. Buchen 3.0, 24 Stunden erreichbar, dank Whats App. Diese Kommunikationsweg funktioniert nicht nur mit der Reiseleitung der großen Anbieter, sondern auch mit jedem Beachboy und einheimischen Taxifahrer.

Freitag, 8. April

Am Abend zuvor hatten wir Julia und Philipp, beide Mitte 20, angesprochen, weil ich mitbekommen hatte, dass sie einen Ausflug bei Beachboy Tobias gebucht hatten, der mir wiederum am Morgen am Strand über den Weg gelaufen war. Für den heutigen Tag wollten wir mit dem Dallah Dallah Bus, Linie 117, nach Stone Town. Die Fahrt mit dem Dallah Dallah Bus wäre nicht nur unbequem und holprig geworden, sondern hätte neben dem Komfortverlust auch noch länger gedauert. Oberhalb der Hotelanlage stehen aber zu jederzeit Taxifahrer, die Westeuropäer auch schon mal mit den Worten „Jambo, bist du der neue Käse hier“ ansprechen und damit den Aufschlag zum Feilschen machen. Wir konnten den Preis für den Minibus von 80 Dollar auf 40 Dollar drücken. Der Preis beinhaltete die einstündige Fahrt nach Stone Town, die Wartezeit für den Fahrer und die Rückfahrt. Geteilt durch drei Personen war das ein Schnäppchen und vor allem um ein Vielfaches bequemer. Bezahlt wurde wie immer am Ende des Trips.

Unseren ersten Stopp machten wir an der Barclays Bank in Zanzibar Town. Eine geschlagene Dreiviertelstunde dauert es bis Philipp und Julia mit „Cash im Gepäck“ wieder aus der Bank herauskamen, denn der Prozess, um Dollar anstatt Tansania Schilling zu bekommen, dauerte echt lange. Unser Fahrer und ich nutzten die Zeit, um uns etwas über die Insel auszutauschen. Und so kamen wir auch auf die schönen Strände im Norden zu sprechen, zu denen er uns an einem der nächsten Tage gerne bringen würde.

In der Altstadt angekommen, waren wir Touristen ein gefundenes Fressen und anstatt alleine durch die Stadt zu ziehen, wurden wir sofort von einem jungen Einheimischen begleitet… ob wir wollten oder nicht. Und ehrlich gesagt, eine Begleitung kann ich nur empfehlen. Er war unaufdringlich, sogar etwas schüchtern, führte ins bei strömenden Regen durch die Gassen und hielt uns andere aufdringliche Personen vom Hals. Sobald potentielle Guides sahen, dass wir zu ihm gehörten, machten sie auf dem Absatz kehrt. Die Straßen zwischen den Häusern in Stone Town sind eng und bei dem Regen machte es nicht wirklich Spaß, denn wir waren innerhalb von Minuten bis auf die Haut durchnässt. Aber dafür war der Regen wenigstens warm.  Dieser hielt mich aber davon ab, ab und zu mal innen zu halten und mich mehr mit den Fassaden und Türen der Altstadt zu beschäftigen, die wirklich sehenswert sind. Nicht umsonst wurden die Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Wir besuchten die Markthallen an der Creek Road inklusive kurzem Einblick in die Schlachtabteilung. Bei über 30 Grad ohne Kühlung bitte nur reingehen wenn man einen starken Magen hat oder Vegetarier werden will. Verkäufer die ihre Schicht bereits beendet hatten, schliefen friedlich auf den Fliesen der Schlachtbank.  Blut und andere Tierkörperreste  die neben ihnen klebten, störten sie nicht. Der sonst so farbenfrohe und laute Markt war wetterbedingt eher ruhig. Zwar strahlten die Gewürzpäckchen in allen Farben an den Ständen, aber richtige Lust zum Kaufen kam auf Grund des Wetters nicht bei mir auf.

Und so führte uns unser Guide weiter zur St. Joseph Kathedrale. Die anglikanische Kirche auf dem ehemaligen Sklavenmarkt wurde im Jahre 1887, nach der Abschaffung der Sklaverei von anglikanischen Missionaren gekauft. Sie bauten daraufhin die Kirche und errichteten den Altar genau an der Stelle, an der die Sklaven damals ausgepeitscht wurden. Eine ausführliche Besichtigung haben wir uns auf Anraten unseres Guides geschenkt, er meinte, die fünf Dollar könnten wir uns sparen. Ob das so ist, ich habe nachträglich völlig unterschiedliche Meinungen gehört.

Wir spürten, dass in der Nebensaison einfach auch vieles zu hatte bzw. dass sich die Angebotsvielfalt doch sehr nach den Touristenaufkommen richtet. Zwar konnte man das angebliche Geburtshaus von Farrokh Bulsara, besser bekannt als Queen Sänger Freddy Mercury, bestaunen, aber es ist eben halt auch eine typisch hergerichtete Touri-Attraktion. Zum Ende unseres Spaziergangs standen wir wieder am Ausgangspunkt, nämlich vor dem House of Wonders, welches ebenfalls zum Weltkulturerbe erklärt wurde und das Museum of History and Culture beherbergt. Schade nur, dass ein Regen im vergangenen Herbst ein Teil des Daches zum Einsturz brachte, so ist dieses momentan nämlich nur teilweise begehbar. Das Gebäude wurde übrigens als Palast für Sultan Barghash gebaut und hatte als erstes Haus in Sansibar elektrisches Licht und einen elektrischen Fahrstuhl. Deshalb nannten die Insulaner es auch Beit el Ajaib, das Haus der Wunder.

Wir sagten „Goodbye Guide“ und bedankten uns für seine Begleitung mit ein paar Dollar Trinkgeld. Der junge Mann sah zufrieden aus und verabschiedete sich mit einem lächelnden Gesicht in den Feierabend. Glauben wir. Unser Ausflug war auf Grund des schlechten Wetters zu kurz und eine Bewertung von Stone Town meinerseits deshalb nicht gerecht. Wer sich in die Geschichte einliest, der  ahnt, dass die Altstadt wirklich sehenswert ist und mehr zu bieten hat, als wir an diesem Tag gesehen haben. Ich kann hier nur das weitergeben was ich gehört habe: Unbedingt den Sunset von einem der Restaurants auf den Dachterrassen beobachten und den Flair des Abendmarktes mit seinen zahlreichen Food-Ständen genießen. Beides blieb mir verwehrt.

Wir standen am Pier und waren begeistert von einer kleinen Hausbootbar, rund 200 Meter vom Pier entfernt. Regen und Nebensaison ließen mich aber vermuten, dass diese geschlossen sei. Dank Philipps Hartnäckigkeit lehnten wir den Trip zu Prison Island, auf der man zwar Landschildkröten sehen kann, die aber ansonsten langweilig sein soll, ab und organisierten für zwei Dollar eine Überfahrt zur schwimmenden Bar. Eine gute Idee. Die Angestellten staunten nicht schlecht als wir drei Gringos abgelieferten wurden. Uns stellte sich Captain Harley und seine „Frau“ vor. Sie entschuldigten sich, dass sie keine Getränke kalt gestellt hatten, denn auf Gäste waren sie nicht vorbereitet. Dreamer’s Island heißt die Bar und hat einen coolen Hippie Touch.

Ein toller Ort zum chillen. Und weil kurz nach unserer Ankunft die Sonne rauskam, machten wir uns den Spaß mit Badeklamotten und Unterwäsche vom Boot ins Wasser zu springen.

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Und wer Lust hat, kann auch unter dem Boot her tauchen, sollte aber aufpassen, denn die Muscheln auf der Bootunterseite und der Auftrieb sind keine ganz schmerzlose Kombination. Das musste auch Philipp spüren.

Und so verbrachten wir bis 16 Uhr auf dem Hausboot, leerten ein paar Fläschchen Cider und Bier und kehrten anschließend zum Treffpunkt mit Ahmet zurück, der uns wieder zum Hotel fuhr.

Übrigens, auf Dreamer’s Island könnt ihr auch übernachten: Hier der Link: https://airbnb.com/rooms/7266713

Auf dem Rückweg stoppten wir noch an einem „Getränke- und Obststand“, frisches Kokosnusswasser sollte es sein. Und so gab es für einen Dollar drei frisch geköpfte Kokosnüsse auf die Hand.

Info: Unser Fahrer Ahmet  – das gilt fast für alle privaten Taxifahrer- kann per Whats App geordert werden, aber auch hier, runterhandeln ist Pflicht. In der Regel bekommt ihr die Mobilnummer der Fahrer sowieso am Ende eurer Fahrt.

Zurück im Hotel traf ich Nadine, die ihren Platz an der Sonne unter einer schattenspendenden Palme genoss und auf Grund von Zahnschmerzen nicht an dem Trip nach Stone Town teilgenommen hatte. Ich setzte mich zu ihr, als ein heftiger Windstoß  eine Kokosnuss löste, die mich am Rücken traf. Nicht nur wir, auch alle anderen Gäste um uns herum raunten und überprüften sofort, ob sie ebenfalls unter eine möglichen Gefahrenstelle saßen und wechselten die Plätze. Mich sprach ein holländisches Pärchen an, die sich darüber ärgerten, dass ihr Ausflug nach Stone Town über die offizielle Reiseleitung 70 Dollar pro Nase kostete. Mit ein paar Tipps und vor allem dem unschlagbaren Preis von 15 Dollar pro Person, brauchte ich keine Überzeugungskraft mehr, ihren Ausflug zu stornieren und auf eigene Faust hinzufahren. Übrigens, theoretisch sinkt der Preis bei voller Auslastung des Minibusses von sechs Gästen ja auf rund sieben bis acht Dollar pro Person.

Nach dem Abendessen war Show Programm angesagt. Queen wurde lautstark aufgedreht und eine rund zehn Frau und Mann starke Reisegruppe tanzte in Formation vor dem Pool. Auch einige Bier und Cocktails später war ich trotz Aufforderung des Geburtstagskinds Judith nicht geneigt mit ihr zu tanzen, auch wenn es nicht persönlich gemeint war. Als gegen ein Uhr Nachts Rock’n’Roll gespielt wurde, machte auch das Beobachten der Tänzerinnen und Tänzer richtig Spaß. Ältere Damen und Herren die sich – bis auf zwei wirklich gute Tanzpärchen – zwar nicht bewegen konnten, aber dafür echt gute Laune versprühten. Hoffentlich bleib ich fit genug, um im Alter auch noch auf Reisen gehen zu können. Und mit dem Gedanken ist schmunzeln über die verkorksten Bewegungen zwar erlaubt, auslachen aber nicht.

Als die sich im Feierabend befindlichen Hotelangestellten dann auf die Tanzfläche wagten, überkam die letzten Zuschauer inklusive mir das „african-feeling“. Diese Körpergefühl ist uns Westeuropäern  einfach vorenthalten. Das war Sex. Und so beobachten JP und ich von der Bar aus noch das heiße Treiben auf der Tanzfläche. JP, Anfang 20, alleine auf der Insel, hatte  von Papa den Urlaub bezahlt bekommen und bestellte auf dessen Kreditkarte alles was ihm so gefiel. Nach etwas Smalltalk verabschiede ich mich und schlenderte mit MP3-Player bewaffnet bei Ebbe über den Strand, das Meer hatte sich  zurückgezogen und so konnte man fast endlos durch die Nacht laufen.

Samstag, 9. April

Nach dem Frühstück holte uns der Fahrer ab, wir wollten zum Schnorcheln zum Mnemba Atoll. Der Minibus riecht nach Mariuhana und wir sind nach fünf Minuten high, ohne das Zeug aktiv geraucht zu haben. Und so finden wir die Bremsmanöver unseres Fahrers eher belustigend als beängstigend. Mit 100 Sachen umfährt er geschickt die Kühe und Ziegen, die die Straßen kreuzen. Berauscht aber sicher erreichen wir die Scubafish Tauschule in Matemwe, erhalten die Snorkeling Ausrüstung und machen uns per Bus weitere 30 Minuten auf zur Küste.

Es ging entlang malerischer Landschaften, immer wieder vorbei an kleinen Dörfern, die mitten im Nirgendwo erbaut wurden. Wer Reisetabletten benötigt, sollte diese einnehmen. Nicht für das schaukelnde Schiff, sondern der schaukelnden Busfahrt wegen. 50 Prozent der Strecke werden nämlich auf nicht befestigter Fahrbahn absolviert.

Mit dem Beiboot „Safina“ wurde wir zum Ausflugsboot gebracht, mit uns sechs weitere Gäste aus Italien, England und Frankreich. Mit dem Boot ging es zu den Schnorchelspots, in unserem Fall zwei große Korallengärten, direkt an der Insel Mnemba.

Die Insel selbst darf nur von den Gästen des darauf liegenden Luxus Ressorts betreten werden und natürlich werden vor Ort vom Veranstalter Gebühren einkassiert. Diese sollen dem Schutz der Natur vor Ort zu Gute kommen und nicht direkt in die Hände des Besitzers der Insel fließen, der übrigens Gerüchten zufolge Bill Gates heißt.

Während der erste Schnorchelspot nicht so wirklich aufregend war, hatte es der Zweite schon in sich. Bunte Fischschwärme, tolle Korallen und eine mäßige Strömung mit der man sich treiben lassen konnte. Die Schnecken und großen Trompetenfische haben mich am meisten begeistert. Aber natürlich waren auch wieder Idioten mit dabei, nämlich die, die sich mit ihren Taucherflossen auf die Korallen stellten, um ihre Maske zurechtzurücken oder ein Schwimmpause einzulegen. Es war die Sorte „Hirntod“, Kandidaten die darauf angesprochen so taten, als wüssten sie nicht was sie da tun.

Abgesehen von diesem Erlebnis, war es ein herrlicher Ausflug und trotz bewölkten Wetter und Sonnencreme ließ der Sonnenbrand nicht lange auf sich warten. Auf der Rückfahrt konnte man sich dann nochmal einen kleinen Eindruck von den Lebensumständen der Einwohner machen.

Sonntag, 10. April

Es regnete den ganzen Vormittag und so bestand unser Tag lediglich aus der Einnahme dreier Mahlzeiten, einem kleinen Strandspaziergang, Bücher lesen und Filme gucken.

Das mit Abstand beste Essen des Urlaubs gab es heute an der Show-Cooking Station, nämlich ein Mix aus asiatischen und afrikanischen Essen. Auf unserem Weg zu unserem Bungalow erschreckten uns Flughunde, die aus Bäumen flatterten und um uns ihre Runden drehten. Sowieso war es an diesem Abend ziemlich laut. In der Nähe hörte man tierisches Geschrei, zuordnen konnten wir dies allerdings nicht.

Zumindest bis sich Affen unseren Bungalow näherten und ganz vertraut einen Blick auf die Terrasse warfen. Genauer gesagt handelte es sich um die Spezies Riesenbuschbaby (Greater Galago). Zutrauliche Kerlchen auf der Suche nach Futter, so zutraulich, dass Nadine sie sogar berühren konnte.

Den Abend schmökerte ich in Reiseführern auf der Suche nach einer Erläuterung, warum am Rande von Zanzibar Town so große, nicht in die Landschaft passende Plattenbauten stehen. Tatsächlich haben die Bauten einen ostdeutschen Hintergrund. 1964 erkannte Zanzibar die DDR offiziell als Staat an. SED Spitzenpolitiker Walter Ulbricht bedankte sich mit einem Geschenk an den „Bruderstaat“, nämlich mit dem Bau von Plattenbauten. Da haben sich die Einheimischen aber nicht gefreut, mag man glauben. Stimmt nicht. Noch heute wird dort gerne gewohnt, bieten sie doch immer noch relativ hohen Komfort und lassen sich leicht renovieren. Auch wenn einige Straßenzüge schon sehr marode sind.

Montag, 11. April und Dienstag, 12. April

Auf Grund des wechselhaften Wetters schwand unsere Motivation irgendetwas Aufregendes tun. Mal Regen, mal Sonne, schwüle drückende Hitze und die Klimaanlage machten mir alten Mann zu schaffen. Kopfschmerzen, trockener Hustenreiz. Und so schliefen wir lange, bewegten uns an den beiden Tagen erst zum Mittagessen aus dem Bungalow und dann auch nur immer sporadisch über die Ressortanlage.

Unser geplanter Trip in zu den Stränden um Norden fielen Buchstäblich ins Wasser.  Aber dort sollen sich die malerischen Sandstrände von Nungwi und Kendwa befinden. Während an den Stränden der Ostküste, so auch an unserem Hotel, aufgrund starker Gezeiten ein bequemes Baden im Meer nur bei Flut möglich ist, kann man in Kendwa und auch an den nordwestlichen Stränden von Nungwi den ganzen Tag über baden. Nur ein kleiner Teil ist in dieser Region ist gezeitenabhängig.

Uns blieb am Dienstag also nur ein Spaziergang bei Ebbe direkt vor der Bungalowanlage. Wir wollten mal etwas weiter ins Meer in Richtung vorgelagerten Korallenriff stapfen und mit Wasserschuhen bewaffnet traten wir der Seeigelfront auf den Seegrasplantagen entgegen. Ein paar hundert Meter waren geschafft, als im Süden eine dunkle Wolkenfront auf uns zu zog. Innerhalb von Minuten erwischte uns der Platzregen inmitten unseres Wasserspaziergangs, so dass uns nur noch der Rückzug blieb. Klatschnass erreichten wir die Anlage, während die Frauen aus den Nachbardörfern weiter im Wasser blieben, um die Seegrasplantagen zu pflegen.

Kurz aber heftig. Nach einer halben Stunde war das Spektakel vorbei und der Himmel lichtete sich wieder. Die Strandliegenmatratzen wurden ausgewrungen und vom Personal wieder in die Sonne gelegt und der Urlaubstrott konnte weitergehen. Zugegeben, mir war langweilig.

Mittwoch 13. April

Am letzten Tag wollten wir uns nicht noch übermäßig Stress machen und so richtig traute ich dem guten Wetter auch nicht über den Weg. Allerdings blieb es weitgehend trocken und nicht nur das. Der letzte Tag war bis auf einen kurzen Regenschauer ein wirklich toller Badetag.

Bis zum Schluss versuchten die Beachboys Tobias, Alex und John Souvenirs und Ausflüge an den Mann bzw. die Frau zu bekommen. Nach kurzem Geschrei über den Strand, dass wir heute unseren letzten Tag haben, wurden wir nicht weiter kontaktiert, sondern nur abschließend gefragt, ob wir einen schönen Urlaub gehabt hätten und sie wünschten uns eine schöne Heimreise.

Übrigens, die dauernde Ansprache der „fliegenden Händler“ kann manchmal nerven, aber die Beachboys sind weitaus freundlicher und nicht so aufdringlich, wie wir es in Ägypten erlebt haben. Sie bleiben immer höflich und grüßen auch noch, wenn man mal kein „business“ mit ihnen gemacht hat.

Musste das sein, am letzten Tag. Bei dem Nachbarn vor uns auf der Liege schallte der Wendler durchs Smartphone. Also, Kopfhörer auf und bei guter Musik den Urlaub Revue passieren lassen. Würde ich wiederkommen? Ja, das würde ich, allerdings tatsächlich zu einer anderen Jahreszeit. Allerdings weiß ich nicht, ob es noch einmal eine Hotelanlage wird. Der schöne Strand, die All-Inclusive Verpflegung und die Bequemlichkeit sprechen für sich, aber mich zieht es doch dann eher woanders hin. Ich könnte mir eher vorstellen, innerhalb von 14 Tagen drei bis viermal die Location zu wechseln und per Airbnb zu buchen.

Es war ein entspannter, sonniger letzter Tag auf Zanzibar. Mit leckeren Drinks von der Bar und einem gelungenen Abendbuffet. Vor dem Schlafen gehen packten wir unsere Koffer, am frühen Donnerstagmorgen ging es auf zum Flughafen, denn um 6 Uhr startet der Flieger Richtung Heimat.

Fazit:

Da Dollar und Euro momentan auf Zanzibar 1:1 umgerechnet werden, lohnt es sich bei häufiger Bargeldzahlung – und außerdem wird dazu außerhalb des Flughafens sowieso geraten – sich im Vorfeld mit Dollar einzudecken, sofern man keine Zeit auf der Bank verbringen möchte. Wir waren gut ausgestattet und hatten null Probleme, vor allem weil wir Dollar in kleinen scheinen gewechselt hatten. Beim Flug sollte man darauf achten, dass die Ausreisesteuer (bis zu 50 Dollar) im Ticketpreis enthalten ist. Das war zumindest bei uns mit Oman Air der Fall, so dass wir bis auf das Einreisevisum und Tax (zwei Dollar pro Nacht) keine weiteren unvorhergesehenen Kosten hatten.  Das ist aber von Airline zu Airline unterschiedlich und in der Regel betrifft die Befreiung der Ausreissteuer die Linienflüge. Gerade bei den günstigen Pauschalangeboten unter 1.000 EUR pro Woche, solltet ihr das beachten. Beste Reisezeiten, auf jeden Fall außerhalb März bis Mai und der kleinen Regenzeit im Herbst.

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